Patientenforum über Fehlstellungen und Deformtitäten des Vorfusses

Vortrag von Dr. Marion Dieterich

In der Reihe der Patientenforen der Orthopädie am Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim sprach dieser Tage Oberärztin Dr. Marion Dieterich über Fehlstellungen und Deformitäten des Vorfußes

Kreis Bergstraße – „Kaum ein Körperteil wird so sehr unterschätzt wie der Fuß“, so Dr. Marion Dieterich, Oberärztin in der von Chefarzt PD Dr. Peter Arnold geleiteten Orthopädie und Unfallchirurgie am Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim.

In der Reihe der Patientenforen der Orthopädie sprach sie dieser Tage über Fehlstellungen und Deformitäten des Vorfußes. Der Zuspruch zum Vortrag und der Einladung zum Dialog mit der orthopädischen Chirurgin war groß, was sicherlich auch veranschaulicht, wie verbreitet Fußprobleme sind.

Die Belastung von Füßen ist extrem. Im Durchschnitt mache der Mensch 6.000 Schritte am Tag, die sich zu einer Strecke von etwa vier Kilometern summieren, rechnete Dr. Dieterich den Zuhörern vor. Und sie fügte an: „Wenn wir ein normales Menschenleben erreichen, umrunden wir die Erde drei Mal.“ Gut, wer gesunde Füße hat. Aber es gilt auch: Vierzig Prozent aller Erwachsenen haben Schwierigkeiten mit den Füßen, wobei Frauen öfter als Männer betroffen sind. Deutlich nach oben geht die Patientenzahl mit zunehmendem Alter. Bei Menschen im Alter von 65 Jahren und darüber registrieren Orthopäden bei 66 Prozent der Frauen und bei 14 Prozent der Männer Veränderungen an den Füßen. Dass Frauen hier deutlich öfter Probleme haben begründe sich vielfach im schwächeren Bindegewebe, so Dr. Dieterich.

Bei sechzig bis siebzig Prozent der Patienten sind die Fehlstellungen und Deformitäten erblich bedingt. Es gibt aber auch anatomische und neurologische Ursachen. Stark gefördert werden die Schwierigkeiten durch Schuhe, vor allem wenn diese spitz zulaufen. Die Veränderungen, die Ärzte wie Dr. Dieterich täglich bei Patienten sehen, können sehr unterschiedliche Ausprägungen haben. Krallenzehen, Senkfüße, Spreizfüße, vieles wird von den Spezialisten diagnostiziert. Hinzu kommt das Risiko des Verschleißes in Gelenken. Eine der häufigsten Diagnosen der Fußorthopädie am Kreiskrankenhaus lautet „Hallux valgus“, dabei bildet sich der Ballen immer stärker aus, einhergehend mit einer extremen Fehlstellung des großen Zehs. Wie bei anderen Fehlstellungen bekommen Patienten zunehmend Schwierigkeiten in normalen Schuhen, Druckstellen fördern Schmerzen. 

Auch wenn der Gedanke an eine Operation naheliegt, empfiehlt Dr. Dieterich:

„Zuerst sollte immer eine konservative Therapie versucht werden.“

Einlagen, speziell gefertigte Schuhe, Krankengymnastik, Einsätze zwischen den Zehen oder eine Schale am Ballen, vieles ist möglich. Auch gibt es Fälle, bei denen schmerzende Füße ihre Ursache an ganz anderen Stelle im Körper haben. Als Beispiel nenn die Medizinerin X-Beine.

„Es ist wichtig, dass man nicht nur den Fuß, sondern den ganzen Menschen ansieht“, resümiert die Ärztin.

Zugleich rät sie von einer Operation aus rein optischen Gründen ab und würde eine solche auch nicht vornehmen. Nur wenn ein Patienten unter Schmerzen leidet und diese nicht anders zu therapieren sind, ist ein Eingriff angebracht.

Zweifelsfrei feststellen lässt sich eine Fehlstellung des Fußes nur durch ein Röntgenbild, aufgenommen im Stehen, also unter typischer Belastung. Wird eine Operation notwendig, kennt die moderne Medizin unterschiedliche Verfahren. Dr. Dieterich spricht von mehr als einhundert Methoden. Oft lässt sich eine Fehlstellung mit dem Einsetzen eines Drahts oder einer kleinen Platte korrigieren. Da beides aus Titan gefertigt wird, ist ein Verbleib im Fuß problemlos möglich. Ebenso birgt eine medizinisch begründete Versteifung eines Zehengelenks, wie sie beispielsweise bei der Behandlung einer schweren Arthrose notwendig sein kann, keine Probleme. Grundsätzlich betont Dr. Dieterich: Der Patient kann davon ausgehen, dass nach einem Eingriff der Fuß wieder voll belastbar und auch die Sportfähigkeit gegeben ist. Fußoperationen werden am Kreiskrankenhaus fast immer stationär vorgenommen, zwei bis drei Tage, wenn notwendig auch eine Woche, dauert der Klinikaufenthalt gewöhnlich. Schon im Krankenhaus erfolgt nach der Operation eine Betreuung des Patienten durch einen Physiotherapeuten.

Dr. Dieterich betont aber auch, dass einem erfolgreichen Eingriff eine gezielte Nachbehandlung folgen muss. „Diese ist genauso wichtig, wie die Operation“, so die Ärztin. Das Tragen eines Verbandsschuhs oder Vorfußentlastungsschuhs ist vielfach in der Zeit nach der OP ebenso notwendig wie Krankengymnastik, um den Heilungsprozess zu sichern und die Ergebnisse des Eingriffs nicht zu gefährden. Eine wirkliche Belastung des Fußes, so die Oberärztin, ist normalerweise vier bis sechs Wochen nach der Operation wieder möglich. 

Die Orthopädie am Kreiskrankenhaus bietet dienstags von 8 bis 12.30 Uhr spezielle Fußsprechstunden an. Eine vorherige Terminvereinbarung ist erforderlich (Sekretariat Orthopädie, Telefon 06252-701204), ebenso eine Überweisung von einem niedergelassenen Orthopäden oder Chirurgen.

Die Orthopädie des Kreiskrankenhauses setzt die Reihe ihrer Patientenforen am 16. Oktober (Freitag) mit dem Thema „Ursachen des Rückenschmerzens – konservative und operative Therapieoptionen“ fort. Referent ist der Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie PD Dr. Peter Arnold. Die Veranstaltung beginnt um 14.30 Uhr in der Cafeteria des Kreiskrankenhauses, Ende ist gegen 16 Uhr.