Frankfurt: Antrittskonzert von Stefan Viegelahn, Professor für Kirchenmusik an der HfMDK am 25. Oktober

Stefan Viegelahn (Foto: AD LUMINA Fotoatelier Ralf Ziegler)
Stefan Viegelahn (Foto: AD LUMINA Fotoatelier Ralf Ziegler)

Frankfurt am Main – Die Orgelmusik von Johann Sebastian Bach (1685-1750) bildet für Organistinnen und Organisten in der Regel den Mittelpunkt ihres Repertoires. So, wie „Präludium und Fuge Es-Dur“ den 1739 veröffentlichten „Dritten Theil der Clavierübung“ umrahmt, stehen auch beim Antrittskonzert von Stefan Viegelahn, seit dem Wintersemerst 2016/17 Professor für Kirchenmusik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main (HfMDK), zwei Werke von Bach am Anfang und Ende seines Programms. „Dabei schafft Bach in diesem Werk ein großes Symbol für die Trinität Gottes: drei musikalische Themen im Präludium, die für Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist stehen; drei Teile auch, aus der die Fuge besteht. Es gibt diverse weitere Bezüge, Kreuzsymbole usw. – so schien dieses Stück für mich als Professor für Kirchenmusik der richtige Konzerteinstieg“, kommentiert Stefan Viegelahn sein Programm.

Zwei Kompositionen präsentiert der Organist gemeinsam mit der Violoncello-Kollegin Katharina Deserno: Mit dem im vergangenen Jahr komponierten Stück “E dopo continuai ad aspettare e aspettare für Violoncello und Orgel” von Violeta Dinescu (*1953) springen die beiden Musiker vom Barock mitten in die zeitgenössische Musik. Die Cellistin sitzt hier in gehörigem Abstand zur Orgel – und das für die Kammermusik essentielle Zusammenspiel gerät zu einem buchstäblichen Dialog. Das Stück lebt von der Improvisation – der Unterricht in Orgelimprovisation, für Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker eines der zentralen Fächer, das sie vorwiegend bei der Gestaltung von Gottesdiensten anwenden, bildet einen Schwerpunkt des Unterrichts von Stefan Viegelahn.

Zwei hessische Städte haben zu Paul Hindemith (1895-1963) eine ganz besondere Beziehung: in Hanau ist er geboren, in Frankfurt hat er einige Jahre gelebt und ist hier auch gestorben.
Seine zweisätzige „Sonate I für Orgel (1937)“ ist ein Klassiker der Orgelliteratur und lässt sich – wie die Musik des 20. Jahrhunderts – besonders gut auf der Beckerath-Orgel im Großen Saal der HfMDK wiedergeben (Erbauer: Rudolf von Beckerath, 1959).

„Felix Mendelssohn Bartholdys (1809-1847) ‚Sonate d-moll op. 65 Nr. 6 – Vater-unser-Sonate‘ ist zum einen eines meiner Lieblingsstücke, zum anderen bringt es ein zentrales Element der Kirchenmusik, den Choral, in das Programm hinein. ‚Vater unser im Himmelreich‘ ist ein Kirchenlied Martin Luthers, das die einzelnen Bitten des Vaterunser in Strophenform bringt und sie, ähnlich wie der Katechismus, ausdeutet“, so Viegelahn. Mendelssohn hat seine Sonate nach der Textvorlage komponiert und damit die strenge Form der Sonate gesprengt. Das Werk wurde 1845 vom Komponisten selbst in der Frankfurter St. Katharinenkirche uraufgeführt.

„Klingende Röhren“ („Tuyaux sonores“ für Orgel von 1967) ist Isang Yuns (1917-1995)
einziges grafisch notiertes Stück. Der Organist ist hier in besonderer Weise improvisatorisch gefordert. Extreme und ungewohnte Klänge und Klangtrauben werden hörbar, die vom Organisten zudem unterschiedlichste experimentelle Spielweisen abverlangen.

Mit Bachs viersätziger „Sonate D-Dur für Viola da Gamba und Cembalo“, eingerichtet für Violoncello und Orgel (BWV 1028) verklingt Stefan Viegelahn Antrittskonzert – getreu eines Zitates von Max Reger: „BACH ist Anfang und Ende aller Musik.“
Und gleichwohl die Beckerath-Orgel im Großen Saal der HfMDK die Musik der deutschen und französischen Spätromantik – ein weiterer künstlerischer Schwerpunkt Viegelahns – nicht zulässt, präsentiert der Organist mit seinem abwechslungsreichen Programm den Konzertbesuchern eine große Vielfalt der Möglichkeiten seines Instruments.

Katharina Deserno ist Professorin für Instrumentalpädagogik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt. Ihre internationale Konzerttätigkeit ist dokumentiert in CD-Produktionen bei Kaleidos und Wergo, zahlreichen Uraufführungen, Tourneen und Einladungen zu Festivals und Masterclasses (Rolandseck-Kammermusikfestival 2015, Euroarts 2017 u.a.) sowie Rundfunkübertragungen (WDR, Deutschlandfunk, Radio Clasica, ORF u.a.). Rezensionen sprechen von „vollendetem Spiel“. (Rondo-Magazin). Ihre Künstlerische Ausbildung erhielt Katharina Deserno in Frankfurt, Paris und Köln. 2008 begann sie als eine der jüngsten Lehrenden an der Hochschule für Musik und Tanz Köln eine Violoncelloklasse zu unterrichten, mittlerweile sind viele ihrer Studierenden Preisträger internationaler und nationaler Wettbewerbe.
2014 wurde sie mit summa cum laude in Musikwissenschaften promoviert. Ihr Cello-Notenheft erschien bei Schott und war lange Zeit ein Topseller. Sie ist künstlerische Leiterin von Yehudi Menuhin Live Music Now Frankfurt.

Stefan Viegelahn erhielt ersten Klavier- und Orgelunterricht in seiner Heimatstadt Schlüchtern. Er studierte anschließend in Frankfurt, Stuttgart und Hamburg die Studiengänge Orgel, Klavier, Evangelische Kirchenmusik, Schulmusik und Geschichte. Seine prägenden Lehrer waren Martin Lücker, Bernhard Haas, Ludger Lohmann und Wolfgang Zerer. Das Studium schloss er 2007 mit Auszeichnungen in Orgel, Improvisation und Klavier ab.
Er ist Träger mehrerer Förderpreise sowie Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Beim Wettbewerb für gottesdienstliche Orgelimprovisation in Heidelberg wurde ihm 2003 der erste Preis verliehen.
Nach Kirchenmusikertätigkeiten in Stuttgart, Hamburg und Ahrensburg unterrichtete er von 2007 bis 2009 am Kirchenmusikalischen Institut der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig künstlerisches Orgelspiel und Improvisation. Von 2008 bis 2017 war er in Landau in der Pfalz Bezirkskantor. In diesem Amt leitete er die musikalischen Ensembles an der Stiftskirche und war Organist an der Rieger-Orgel.
An der Hochschule für Kirchenmusik in Heidelberg unterrichtete er von 2012 bis 2017 künstlerisches Orgelspiel. Zum Wintersemester 2016/17 wurde er als Professor für Kirchenmusik mit Schwerpunkt Orgelimprovisation an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main berufen.

Infobox:

„Bach ist Anfang und Ende aller Musik“
Antrittskonzert von Stefan Viegelahn, Professor für Kirchenmusik an der HfMDK Katharina Deserno, Violoncello
Stefan Viegelahn an der Beckerath-Orgel (1959)
Mittwoch 25. Oktober 19.30 Uhr
Großer Saal der HfMDK, Eschersheimer Landstr. 29-39, 60322 Frankfurt am Main
Eintritt: 8 Euro (ermäßigt 6 Euro) oder online: 6 Euro (ermäßigt 4 Euro) zzgl. Onlinegebühren online ab einer Woche vor Veranstaltungsbeginn unter der jeweiligen Veranstaltung auf der HfMDK-Website www.hfmdk-frankfurt.info/ (der Onlineverkauf wird am Tag der Veranstaltung, bei Wochenendveranstaltungen freitags, um 13 Uhr geschlossen)