Weinheim – Die Sanierung des Erdgeschosses im Alten Rathaus am Marktplatz dient künftig nicht nur der zentralen und angemessenen Unterbringung des Stadt- und Tourismusmarketing – sie ist vor allem eine Bewahrung und Sicherung historischer Bausubstanz.
Das ist jetzt schon deutlich geworden, wenige Tage nachdem das Amt für Immobilienwirtschaft der Stadt Weinheim mit vorbereitenden Arbeiten begonnen hat. Denn schon dabei sind einige historische Details zum Vorschein getreten, die erahnen lassen, dass das Erdgeschoss des markanten Gebäudes nach der Sanierung zum Schmuckstück wird.
Schon vor diesem Hintergrund ist die Stadt froh, dass es wieder der Weinheimer Architekt Norbert Eimann ist, der die Sanierung leitet, betont Hartmut Neumann, der Leiter des Amtes für Immobilenwirtschaft. Denn Eimann – als Stadtführer auch geschichtsinteressiert – hat vor etwas mehr als zehn Jahren auch den Ausbau der oberen Etagen betreut, in dessen Zuge der charmante Bürgersaal entstanden ist. So soll es gelingen, dass nun das Erdgeschoss in passender Weise das Ambiente ergänzt.
„Das Alte Rathaus soll als historisches Gebäude aus einem Guss wahrgenommen werden“, beschreibt Norbert Eimann.
Bei den ersten Vorbereitungen wurden zum Beispiel die Decken untersucht, die in den letzten Jahren mit profanen Verkleidungen „abgehängt“ wurden, sowie die Außenwand zur Hauptstraße. Zum Vorschein kamen eine Holzbalkendecke mit bemalten Ausfachungen und gusseiserne Säule. Sie wird wohl künftig im Raum stehen, als ebenso tragendes wie gestaltendes Element. Denn eine wesentliche Veränderung bei der denkmalgerechten Sanierung ist eine Vergrößerung des Raumes zur Hauptstraße. Der derzeit noch geöffnete Arkadengang wird Teil der Tourist-Info, in die Sandsteinbogen werden – in Absprache mit den Denkmalschutzbehörden – Holz-Glas-Fenster eingebaut; so entsteht die neue Außenwand. Insgesamt erweitert sich dadurch die nutzbare Fläche von rund 100 auf rund 145 Quadratmeter.
Als nächstes wird nun der renommierte Weinheimer Denkmalexperte Hans-Dieter Zopf eingeschaltet. Er wird die Baumaterialien untersuchen, damit die Sanierung später historisch möglichst getreu dem Original nachempfunden werden kann. Parallel dazu arbeitet das Amt für Immobilienwirtschaft an den Ausschreibungen und Arbeitsvergaben für etwa zehn Gewerke.
Die Tourist-Info wird mit neuen Toiletten ergänzt, auch mit einer tagsüber öffentlichen Behindertentoilette – der ersten am Marktplatz! Im Erdgeschoss, das ebenfalls barrierefrei zugänglich sein wird, entsteht ein Empfangs- und Infobereich mit Büro und Ausstellungsfläche, im zweiten Obergeschoss richtet sich das Stadt- und Tourismusmarketing weitere erforderliche Büro- und Lagerräume ein. Die bisherigen Zustände in der Mittleren Hauptstraße waren für Büro-, Sozial- und Besprechungsräume extrem beengt.
Mit der Aufwertung der Tourist-Info und dem Umzug ins „Herz der Stadt“ tragen Stadtverwaltung und Gemeinderat der seit Jahren wachsenden Zahl von Touristen und der steigenden Bedeutung des Tourismus Rechnung. Die meisten Stadtführungen beginnen ohnehin am Alten Rathaus; die Tourist-Info wird mit dem Umzug an den Marktplatz erweiterte Öffnungszeiten haben. Im Moment wird die Installation eines W-LAN-Netzes geprüft, das auf dem gesamten Marktplatz nutzbar sein könnte.
Die Aufwertung des touristischen Angebotes in historischem Ambiente in Weinheim ist auch bei der Stuttgarter Landesregierung angekommen. Der Bewilligungsbescheid für einen 60 000 Euro-Zuschuss aus Tourismus-Fördermittel des Landes ist jetzt bei der Stadt eingetroffen. Ingesamt sind für die Sanierung und den Ausbau 515 000 Euro im Haushalt bereitgestellt. Fertigstellung und Einzug sind für Juni 2016 vorgesehen.