Speyer: Prominente Predigten – Reihe „9,5 Thesen“ endet

Speyer – „Hier stehe ich!? Was ich Luther immer schon mal sagen wollte.“: Unter dieser „halben“ These zieht Pfarrerin Mechthild Werner am Sonntag, den 8. Oktober um 11 Uhr ein Fazit der Predigtreihe an der Gedächtniskirche in Speyer. Die Projektleiterin der Landeskirche für das Reformationsjubiläum hatte gemeinsam mit Dekan Markus Jäckle die monatliche Reihe initiiert. Angelehnt an die 95 Thesen Martin Luthers stellten sich Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aktuellen Glaubens- und Gewissensfragen.

„Die Reihe zog sich erfolgreich und abwechslungsreich durch das Jubiläumsjahr“, meint Hausherr Markus Jäckle, „es ist gelungen, Kirche und Gesellschaft ins Gespräch zu bringen. Nicht nur für Speyer, sondern auch darüber hinaus. Wie ernsthaft und persönlich sich die Einzelnen auf die Thematik eingelassen haben, war eindrücklich.“ Politiker Gregor Gysi und Kabarettistin Alice Hoffmann stellten sich jeweils einer These, ebenso wie Britta Buhlmann, Direktorin der Pfalzgalerie und Staatsphilharmonie-Intendant Michael Kaufmann. Die Autoren Martin Graff und Michael Bauer eröffneten die Reihe, angehende Pfarrerinnen und Pfarrer befassten sich im Frühjahr mit der provokativ protestantischen These: „Wir sind Papst!?“. Werner Simon, Hauptgeschäftsführer der rheinland-pfälzischen Unternehmerverbände, und Brigitte Mannert, Handwerkskammerpräsidentin, waren im Herbst zu Gast.

„Es war spannend, Menschen zu hören, die sonst keine Kanzelreden halten, und viele in den Bänken zu sehen, die sonst nicht in die Kirche gehen. Der Blickwinkel von außen fehlt uns oft“, resümiert Pfarrerin Mechthild Werner. Sie gab den Anstoß zur Reihe und entwickelte die Thesen zu Grundfragen der Reformation, die neben Zitaten Luthers den Vortragenden als Impuls an die Hand gegeben wurden. „Zu hören waren politische Pointen, kabarettistisch ernsthafte Einwürfe, buddhistische Meditationserfahrungen oder ein lutherischer Urknall. Ein Fazit aus neun Reden zu ziehen, ist eigentlich unmöglich, aber ich werde Luther befragen“, gibt Werner einen Ausblick auf ihre Predigtgedanken.