Kreissparkassen-Filiale Landstuhl zeigt Fotos von dementen Menschen

Leben ohne ein Gestern

Kreissparkassen-Filiale Landstuhl zeigt Fotos von dementen Menschen

Landstuhl – Im Rahmen der zum zweiten Mal in der Region durchgeführten „Demenzwochen“ werden in den Kundenräumen der Kreissparkassen-Filiale Landstuhl großformatige Fotos gezeigt, die Menschen mit den Krankheiten Alzheimer und Demenz zeigen.

Die Bilder der Ausstellung „Demenz ist anders“, so der Titel, zeigten eindrücklich, dass hinter jedem der Erkrankten eben auch ein individueller Mensch zu entdecken sei, sagte Kreissparkassen-Vorstandsmitglied Rupert Schönmehl anlässlich der Eröffnung. Er wünsche sich in der Gesellschaft mehr

„Wärme zu Menschen, die einmal so waren wie wir und die sind, wie wir vielleicht einmal sein könnten“.

Die Fotos stellten „leibhaftige Menschen dar und lassen neben aller gerechtfertigten Trauer über die Erkrankung aber auch viel Heiterkeit und Ruhe erkennen“,

sagte Thomas Pfundstein, stellvertretender Referatsleiter der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz. Man bemühe sich, „das Tabu aufzubrechen und Demenz zu einem allgemeinen gesellschaftlichen Thema zu machen“, so Pfundstein. Er würdigte die Veranstaltungsreihe „Demenzwochen“ als einen Teil dieser Bewegung. Er plädierte dafür, dass Demenzerkrankten eine „größere Teilhabe am ganz normalen Alltag ermöglicht“ wird. Es müsse weiterhin Auftrag sein,

„unsere Ansprüche an lebenswerte Teilnahme am Leben neben der medizinischen und pflegerischen Versorgung deutlicher herauszustellen“.

Denn in Zukunft müsse aufgrund der höheren Lebenserwartung mit häufigerem Auftreten der Alzheimererkrankung gerechnet werden. Pfundstein benannte infrastrukturelle Forderungen wie Entwicklung von Modellen für Wohngruppen, mehr Alltagsorientierung, ebenso mehr Milieuorientierung und Stadtbilderneuerung unter Sicherheitsaspekten.

„Wie geht man damit um, wenn ein Verwandter, ein geliebter Mensch, in ein Leben ohne gestern wegtaucht“,

fragte Kreisbeigeordneter Gerhard Müller. Von viele Jahre zurückliegenden Erlebnissen mit einem Demenzerkrankten in seiner eigenen Familie erzählend, führte Müller aus, „dass das jeden treffen kann“ und man lernen müsse, den erkrankten Menschen „mit Verständnis und Akzeptanz anzunehmen“. Auch wenn es einem vielleicht so erscheine, so wollten die Erkrankten „niemanden ärgern oder verletzen, sie leben nur in ihrer eigenen anders gewordenen Welt“, beschrieb Müller eigene Erfahrungen. Er freue sich, dass es mittlerweile viele Hilfsangebote gebe wie Beratungen, Tagesgruppen und eben dieses Netzwerk, welches diese von Landkreis und Stadt gemeinsam organisierte Veranstaltungsreihe initiiert hat.

Landstuhls Stadtbürgermeister Ralf Hersina hieß die Ausstellung willkommen, denn in der Stadt sei man es längst gewohnt, mit Menschen mit Beeinträchtigungen wie selbstverständlich umzugehen und zu leben. Auch er berichtete frank und frei von einem Demenzfall in seiner Familie.

„Natürlich tut es weh, vom eigenen Elternteil nicht mehr erkannt zu werden“,

aber durch Anwesenheit und Beobachten könne man eine andere, neue Ebene der Verbindung finden, machte er Mut.

„Demente Personen haben ein ausgeprägtes Gefühl für ihre eigene Würde“,

erläuterte Dr. Rose Götte, Staatsministerin a.D. und Leiterin einer Demenztagesstätte. Auch die Gefühle blieben und würden „eben nicht verstümmelt oder eingeschränkt“, machte sie deutlich. Sie las abschließend kurze Passagen aus ihrem Buch, das sie als Trauerarbeit nach dem Tod ihrer dement gewordenen Mutter geschrieben hatte. Freimütig schildert Götte darin konkrete Geschehnisse, die das Fortschreiten der Erkrankung zeigten aber auch Notwendigkeiten wie der konkreten Absprache unter den Familienmitgliedern, wer, wann, welche pflegerische oder betreuende Aufgaben übernimmt.