Flüchtlinge in Wiesbadener Notunterkünften eingetroffen

411 Flüchtlinge in Wiesbaden

Wiesbaden – Die in der Nacht zum heutigen Mittwoch, 16. September 2015, vom Hessischen Innenministerium und dem Regierungspräsidium Gießen angekündigten Flüchtlinge haben in den frühen Morgenstunden die dafür bereits vorbereiteten Notunterkünfte in Wiesbaden erreicht.

Vom Frankfurter Hauptbahnhof aus wurden per ESWE-Busssen 411 Flüchtlinge in der Zeit von 03:00 Uhr bis 06:00 Uhr in die Notunterkünfte der Wiesbadener Vororte Nordenstadt, Breckenheim und Naurod gebracht. Dort wurden die Menschen nach einem ersten kurzen medizinischen Check-up mit Lebensmitteln versorgt, um anschließend in den vorbereiteten Schlafmöglichkeiten Ruhe zu finden. Eine Auskunft zur Herkunft der in den Wiesbadener Notunterkünften untergebrachten Flüchtlinge wird frühestens im Laufe des Tages möglich sein. 

Oberbürgermeister Sven Gerich dankt allen Helferinnen und Helfern für die hervorragende Arbeit der vergangenen Stunden: „Die gesamte Vorbereitung und Unterbringung verlief reibungslos, alle Helferinnen und Helfer waren nicht nur perfekt vorbereitet, sondern auch äußerst motiviert, den Flüchtlingen eine gute erste Unterkunft zu bieten und sie mit dem Nötigsten zu versorgen“, sagt der Oberbürgermeister, der noch in der Nacht alle Unterkünfte besuchte, um sich selbst ein Bild von der Situation zu machen und den Helferinnen und Helfern für ihre Arbeit zu danken.

„Aufgrund der Wetterlage sind wir froh, dass wir uns für die Sporthallen als Notunterkünfte und nicht für Zelte entschieden haben“, ergänzt der Leiter der Wiesbadener Berufsfeuerwehr, Harald Müller.

„Wir bedanken uns bei allen Kräften im Einsatz, hilfsbereiten Bürgerinnen und Bürgern für die tolle Unterstützung in den vergangenen Tagen und in der Nacht“, sind sich Gerich und Müller einig. Derzeit werde geprüft, wie mit der enormen Bereitschaft der Wiesbadenerinnen und Wiesbadener, mittels Sachspenden zu helfen, umgegangen werden kann. „Im Moment liegt die Priorität aber darauf, die Menschen sicher und gut in Wiesbaden unterzubringen und zu versorgen“, erklärt Müller.

So geht es jetzt weiter: Die Notunterkünfte sind Einrichtungen des Landes Hessen. Das heißt, nachdem die Stadt die Logistik zur Verfügung gestellt und die Flüchtlinge untergebracht hat, wird sich das Land nach jetziger Kenntnis darum kümmern, dass die Menschen schnellstmöglich in Erstaufnahmestellen in Hessen verteilt werden. „Anfang der Woche hatten wir Signale, dass die Notunterkünfte in Wiesbaden nur eine zeitlich begrenzte Zwischenlösung sein sollen und nicht dauerhaft bestehen“, so Oberbürgermeister Sven Gerich. „Wir haben derzeit keine andere Information.“

Laut Oberbürgermeister und Feuerwehrchef ist Wiesbaden bis jetzt auf alle eingetretenen Situationen gut vorbereitet gewesen. „Hilfskräfte sowie Bürgerinnen und Bürger geben ihr Bestes, um eine für alle erträgliche Lösung zu finden. Wir sind dabei auch weiterhin auf das Verständnis der Wiesbadenerinnen und Wiesbadener angewiesen. Wir wissen, dass das viel verlangt ist, aber wir müssen alle zusammenstehen, offen aufeinander zu- und respektvoll miteinander umgehen – dann werden wir auch diese Lage in der hessischen Landeshauptstadt, wie gewohnt, so gut es geht, geregelt bekommen.“

Fakten im Überblick: 

Die Sporthalle in Nordenstadt bietet derzeit Platz für knapp 300 Personen, in Breckenheim haben rund 275 Menschen Übernachtungsmöglichkeiten und in Naurod können mehr als 270 Betten belegt werden. Die vierte Halle in Auringen ist mit weiteren Übernachtungsplätzen ausgestattet. Damit ist die Forderung des Landes, 1000 Unterkunftsplätze zur Verfügung zu stellen, von Seiten der Landeshauptstadt Wiesbaden erfüllt.

Der bisherige Ablauf:

Das Land Hessen hat die Landeshauptstadt Wiesbaden am Sonntagnachmittag, 13. September, wie folgt informiert: „Im Auftrag des Landes Hessen hat die Stadt Wiesbaden als Untere Katastrophenschutzbehörde eine Notunterkunft für bis zu 1000 Personen schnellstmöglich einzurichten. Eine Belegung wird gegebenenfalls noch im Laufe des heutigen Tages erforderlich.“ Daraufhin hat die Landeshauptstadt Wiesbaden noch am Sonntag alle Hebel in Bewegung gesetzt, sodass Sonntagnacht um 24 Uhr die Unterbringung der Menschen in den oben genannten Sporthallen möglich gewesen wäre. Seither bereiten alle Kräfte im Einsatz das Eintreffen der Flüchtlinge vor, sodass ein reibungsloser Ablauf gewährleistet werden kann. 

Da es für die Landeshauptstadt Wiesbaden besonders wichtig ist, die Bürgerinnen und Bürger auf dem Weg mitzunehmen, wurde direkt am Montagmittag ein Bürgertelefon (0611 / 318080)eingerichtet, an dem Bürgerinnen und Bürger bis auf Weiteres wochentäglich zwischen 10 und 20 Uhr Informationen zur aktuellen Situation erhalten. 

Darüber hinaus hatte Oberbürgermeister Sven Gerich alle interessierten Bürgerinnen und Bürger für Montagabend, 14. September, zu einer Bürgerversammlung in das Gemeindezentrum in Nordenstadt eingeladen und dabei gemeinsam mit Feuerwehrchef Harald Müller, Sportamtsleiter Karsten Schütze und Bürgerreferatsleiter Carl-Michael Baum rund 300 überwiegend sehr verständnisvolle und hilfsbereite Bürgerinnen und Bürger über die aktuelle Situation bezüglich der  Notunterkünfte für Flüchtlinge informiert. 

Am Dienstagnachmittag, 15. September, ist der Landeshauptstadt Wiesbaden vom Hessischen Innenministerium und dem Regierungspräsidium Gießen mitgeteilt worden, dass sie nach 24 Uhr zwischen 450 und 750 Flüchtlinge in den dafür bereits vorbereiteten Notunterkünften in Wiesbaden unterbringen muss. „Mit dieser Meldung ist die vom Land Hessen angekündigte Vorlaufzeit von sechs Stunden eingehalten worden. Das versetzte uns in eine gute Lage, wir hatten somit ausreichend Zeit, alle vorhersehbaren Vorbereitungen zu treffen und die Hilfskräfte und das weitere Personal zusammenzutrommeln“, so Gerich. Und Feuerwehrchef Harald Müller ergänzt: „Wir haben uns seit Sonntagnachmittag auf diesen Fall vorbereitet, so konnten wir alle notwendigen Vorkehrungen treffen, bevor es akut wurde. 

„Wir sind natürlich nicht glücklich darüber, dass wir die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener nicht informieren konnten, bevor die Situation akut wurde. Doch das ist der momentanen Situation im Land und in Europa geschuldet, darauf hatten wir als Stadt keinen Einfluss. Nichtsdestotrotz bin ich außerordentlich froh, dass die Informationskette über die Medien, das Bürgertelefon und die Versammlung so schnell aufgebaut werden konnte. Darüber hinaus bin ich sehr dankbar und überwältigt von der Hilfsbereitschaft, die uns aus der Bevölkerung und auch von Seiten der regionalen Medien – das möchte ich ganz deutlich sagen – entgegengebracht wurde“, erklärt der Oberbürgermeister.

Weitere Flüchtlinge für Wiesbadener Notunterkünfte

Oberbürgermeister Sven Gerich und Feuerwehrchef Harald Müller ziehen ein erstes positives Fazit, nachdem in der Nacht zum 16.09.15 die ersten Flüchtlinge in den Notunterkünften Wiesbaden eingetroffen sind. Dank der guten Vorbereitung gab es keine Probleme bei der Aufnahme der über 400 Flüchtlingen in den drei Turnhallen Wiesbaden Nordenstadt, Breckenheim und Naurod.

Zum Teil haben Flüchtlinge die Notunterkünfte in den Turnhallen in Eigeninitiative wieder verlassen, um vermutlich Angehörige, Freunde oder andere Reiseziele aufzusuchen. 

Durch das Hessische Innenministerium und das Regierungspräsidium Gießen wurde die Landeshauptstadt Wiesbaden am Mittwochabend, 16. September, erneut darüber informiert, dass möglicherweise am Abend weitere 150 Flüchtlinge in Wiesbaden eintreffen. Die Notunterkünfte Wiesbaden sind weiterhin aufnahmebereit, so Müller. 

Die Hilfsbereitschaft, die uns vonseiten der Wiesbadenerinnen und Wiesbadener entgegengebracht wird, ist gigantisch. Dafür bedanken wir uns von ganzem Herzen. Es haben allerdings mittlerweile schon so viele Menschen Hilfsgüter in die Gerätehäuser der Vororte gebracht, dass wir gar nicht mehr wissen, wohin damit. Da wir zurzeit mit der Organisation der bisher eingetroffenen Sachspenden, aber vor allem mit der Versorgung der Flüchtlinge beschäftigt sind, bitten wir bis auf weiteres alle hilfsbereiten Bürgerinnen und Bürger, keine Sachspenden mehr an die Gerätehäuser zu bringen. Wenn wir etwas benötigen, kommen wir proaktiv auf Sie zu.

Weiterhin bedanken sich der Oberbürgermeister Sven Gerich und Feuerwehr Chef Harald Müller für die anhaltende Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung und die gute Zusammenarbeit.