Pirmasens: Euroclassic – Maestro Karl-Heinz Steffens greift zur Klarinette

Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens ist an diesem Abend auch als Solist an der Klarinette zu hören (Foto: Benno Hunziker)
Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens ist an diesem Abend auch als Solist an der Klarinette zu hören (Foto: Benno Hunziker)

Pirmasens – Im Rahmen des grenzüberschreitenden Festivals Euroclassic dürfen sich Klassik-Freunde auf einen weiteren herausragenden Konzertabend mit Werken von Mozart und Beethoven freuen. Am Freitag, 6. Oktober 2017, ist die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz zu Gast in der Pirmasenser Festhalle. Am Dirigentenpult steht Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens. Der Maestro ist einer der begehrtesten Dirigenten auf internationalen Bühnen. An diesem Abend wird der gebürtige Trierer, Jahrgang 1956, auch als Solist an der Klarinette zu hören sein.

Auf dem Spielplan im ersten Programmteil steht Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert für Klarinette und Orchester A-Dur, KV 622. Es gibt wohl kaum eine Musik, die in so vielen anrührenden Filmszenen vorkommt wie das Thema aus dem zweiten Satz. An Filmmusik hat Mozart sicher nicht gedacht, als er das Klarinettenkonzert kurz vor seinem Tod schrieb. Kennengelernt hat Mozart die Klarinette auf seinen Reisen. Vor allem in Mannheim, das damals ein bedeutendes musikalisches Zentrum war, äußerte sich Mozart 1778 begeistert über dieses Instrument. Dennoch erprobte er es erst in seinen Spätwerken. Das Klarinettenkonzert ist nicht nur sein letztes Instrumentalkonzert, es ist überhaupt das einzige Konzert von Mozart für dieses Instrument. In Wien machten die Brüder Johann und Anton Stadler durch ihr Spiel auf der Klarinette und der tieferen Bassettklarinette Furore. Durch diese Freundschaft wusste Mozart genau, was er dem Instrumentalisten abverlangen konnte und wo deren Qualitäten sind. Das Konzert komponierte er damals für den von Anton Stadler entwickelten, neuen Klarinettentypus: die Bassettklarinette. Sie unterscheidet sich von der „normalen“ Klarinette durch einen größeren Tonumfang im tiefen Register.

Der zweite Teil des Abends ist Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr.6 F-Dur, op68 (Pastorale) gewidmet. Malt Beethoven in seiner Pastorale ein Bild in Tönen oder handelt es sich um rein sinfonische Musik vor einem Landschaftsbild? Eine Frage, die sich jeder Euroclassic-Besucher beim Hören selbst beantworten darf. „Mehr Ausdruck der Empfindung(en) als Malerei“ – hatte Beethoven über dem ersten Satz in der Partitur seiner sechsten Symphonie vermerkt. Als ob er den Urteilen seiner Kritiker vorgreifen wollte. „Man überlässt es dem Zuhörer, die Situationen auszufinden. – Wer auch nur je eine Idee vom Landleben erhalten, kann sich ohne viele Überschriften selbst denken, was der Autor will.“ (Beethoven über seine Pastorale). Ludwig van Beethovens sechste Sinfonie möchte keine unmittelbare Abbildung naturalistischer oder folkloristischer Szenen sein. Satztitel wie „Szene am Bach“ oder „Lustiges Zusammensein der Landleute“ legen dies zwar nahe, doch die Skizzenbücher des Komponisten verraten die eigentliche Absicht hinter den programmatischen Überschriften: „Pastoral Sinfonie Worin keine Malerej sondern die Empfindungen ausgedrückt sind welche der Genuß des Landes im Menschen hervorbringt…“ Denn Beethoven war bewusst, dass „jede Mahlerei nachdem sie in der Instrumentalmusik zu weit getrieben, verliehrt“.

Programm:
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791):
Konzert für Klarinette und Orchester A-Dur, KV 622
Ludwig van Beethoven (1770-1827):
Sinfonie Nr.6 F-Dur op. 68 (Pastorale)
www.festival-euroclassic.eu

Auf einen Blick:

Das Sinfoniekonzert der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz findet am Freitag, 6. Oktober 2017, im Rahmen des Festivals Euroclassic, in der Pirmasenser Festhalle statt. Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Die Tickets kosten zwischen zwölf und 25 Euro. Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf beim Kulturamt im Rathaus am Exerzierplatz. Telefon: 06331/842352; E-Mail: kartenverkauf@pirmasens.de.

Zur Person: Karl-Heinz Steffens ist seit 2009 Generalmusikdirektor der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen und seit August 2016 zudem Musikdirektor der Norwegischen Nationaloper in Oslo (Den Norske Opera & Ballett).

Über die vergangenen Jahre ist Karl-Heinz Steffens zu einem der begehrtesten Dirigenten auf internationaler Bühne geworden. So dirigierte er u.a. die Berliner Philharmoniker, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, die Münchner Philharmoniker, das Royal Stockholm Philharmonic Orchestra, die Wiener Symphoniker und das Tonhalle-Orchester Zürich. Zudem gastierte er beim City of Birmingham Symphony, Bournemouth Symphony, Hallé Orchestra sowie bei den Rundfunk-Sinfonieorchestern in Berlin, Köln, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Leipzig und Stuttgart. In der Saison 2015/16 debütierte Steffens mit großem Erfolg beim Orchestra des Teatro Regio Turin, beim Gulbenkian Orchestra Lissabon und beim Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino Florenz. Wiedereinladungen führten ihn zum Orchestre Philharmonique de Radio France und Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo, während er in dieser Saison erneut mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, der DresdnerPhilharmonie, dem Helsinki Philharmonic, dem Netherlands Philharmonic und dem Orchestra del Maggio Musicale zusammenarbeitet. 2016/17 gibt er darüber hinaus seine Debüts mit dem Orchestra Sinfonica Nazionale RAI Turin und dem Royal Flemish Philharmonic Antwerpen. Regelmäßiger Gast ist Steffens beim Philharmonia in Lonson; in dieser und nächster Saison dirigiert er dort einen Zyklus mit Brahms Sinfonien und ein deutsches Requiem.

Karl-Heinz Steffens ist gleichermaßen ein profilierter Operndirigent. Er gastierte bereits mehrfach an der Mailänder Scala (Don Giovanni, Götterdämmerung und Cosi fan Tutte) und der Staatsoper Unter den Linden in Berlin, an die er im Winter 2018 mit Fidelio zurückkehren wird. Letzte Saison gab er sein erfolgreiches Debüt am Opernhaus Zürich mit Cosi fan Tutte. In seiner neuen Position als Musikdirektor der Norwegischen Nationaloper in Oslo ist Steffens in der laufenden Saison mit Cosi fan Tutte, Fidelio, Pelléas et Mélisande und Tosca zu erleben.

Neben ausführlichen Zyklen der Sinfonien von Beethoven, Schubert und Bruckner sind besonders seine CD-Einspielungen mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter dem Motto “Modern Times“ international gefeiert. Für die Aufnahme der wichtigsten Orchesterwerke Bernd Alois Zimmermanns erhielt sein Orchester den ECHO Klassik 2015 als “Orchester des Jahres“ von der Deutschen Phono-Akademie. Jüngst wurde es vom Deutschen Musikverlegerverband (DMV) mit dem Preis für das beste Konzertprogramm der Saison 2016/17 ausgezeichnet.

Vor seiner Tätigkeit als Dirigent war Karl-Heinz Steffens Solo-Klarinettist des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und der Berliner Philharmoniker.

Die Deutsche Staatsphilharmonie unter der Leitung von Karl-Heinz Steffens (Foto: Stefan Wildhirt)
Die Deutsche Staatsphilharmonie unter der Leitung von Karl-Heinz Steffens (Foto: Stefan Wildhirt)

Zum Orchester: Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz wurde 1919 in Landau gegründet und ist seit 1998 ein Landesbetrieb des Landes Rheinland-Pfalz. Die Staatsphilharmonie ist das größte und bedeutendste Orchester des Bundeslandes und trägt damit zur sinfonischen Grundversorgung in der Pfalz bei. Ebenso gilt sie als das Sinfonieorchester der Metropolregion Rhein-Necker. Regional und international ist sie Botschafterin des Landes Rheinland-Pfalz. Ihre stilistische Bandbreite reicht von der großen Sinfonik über Musiktheaterproduktionen bis hin zu Filmmusik- und Stummfilmprojekten.

Bereits in ihrer Gründungsphase machte die Staatsphilharmonie mit Dirigenten wie Richard Strauss und Hermann Abendroth überregional auf sich aufmerksam. Insbesondere Chefdirigent wie Christoph Eschenbach und Leif Segerstam – heute Ehrendirigent des Orchesters – verhalfen dem Orchester auch zu internationaler Beachtung. Seit Sommer 2009 trägt Karl-Heinz Steffens die künstlerische Verantwortung. Unter seiner Initiative und Ägide entstanden u.a. der mehrjährige Zyklus „Beethoven und das 20.Jahrhundert“ und der bundesweit beachtete „RING Halle Ludwigshafen“. Auch das ambitionierte Metropolregion Sommer-Musikfest MODERN TIMES zum Spielzeitbeginn mit Schwerpunkt auf Musik des 20. Jahrhunderts sowie die Sommerresidenz des Orchesters in Speyer entstanden unter Steffens‘ Ägide und bringen alljährlich Musikfreude aus der Region und gefeierte Künstler internationalen Ranges an unterschiedlichen Spielstätten zusammen. In einem mehrjährigen Zyklus bringen Karl-Heinz Steffens und die Staatsphilharmonie alle Sinfonien von Anton Bruckner in den vier Domen des Landes zur Aufführung; Kooperationspartner des Projektes sind die jeweiligen Dom-Musiken, die Kathedral Klänge und der Kultursommer Rheinland-Pfalz. Zentral Aktivitäten in der Metropolregion Rhein-Neckar sind neue Konzertformate und Serien wie REBELLION IM QUADRAT (Mannheimer & Karlsruher Schule) und STAATSPHILHARMONIE IM CAPITOL, dem renommierten Eventhaus in Mannheim, zugleich um neue Interessengruppen zu erreichen und für die Musik zu begeistern.

In einer zukunftsweisenden Zusammenarbeit mit dem Label Capriccio & Deutschlandradio Kultur erscheinen seit 2014 unter dem Titel MODERN TIMES Portraits von Komponisten des 20. Jahrhunderts. Für die erste Veröffentlichung der Serie „Bernd Alois Zimmermann“ ist die Staatsphilharmonie aufgrund ihrer herausragend künstlerischen Leistung in diesem Jahr mit dem ECHO Klassik 2015 als „Orchester des Jahres“ ausgezeichnet worden. Die Einspielung aller Sinfonien von Robert Schumann wurde bei Coviello Classics veröffentlicht.

Als Landesorchester sind die 87 Musikerinnen und Musiker der Staatsphilharmonie besonders im südlichen Teil von Rheinland-Pfalz zu erleben. In ihrer „Residenzstadt“
Ludwigshafen ist die Staatsphilharmonie mit den Philharmonischen Konzerten im Konzertsaal des Pfalzbaus ebenso präsent wie im BASF-Feierabendhaus. Weitere Abonnementreihen finden in der Landeshauptstadt Mainz, im Rosengarten Mannheim und im Konzerthaus Karlsruhe statt. Ab der Saison 2015/16 veranstaltet das Orchester auch eine eigene Konzertreihe in der Stadthalle Heidelberg. Darüber hinaus ist das Orchester im Rahmen zahlreicher Gastspiele im internationalen Musikleben präsent. So gastiert die Staatsphilharmonie regelmäßig in den bedeutenden Konzertsälen innerhalb und außerhalb Europas und ist gern gesehener Gast bei wichtigen internationalen Musikfestivals.

Das vielbeachtete Education Programm „Leben mit Musik“, für das die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit dem ECHO Klassik 2014 in der Kategorie „Nachwuchsförderung“ ausgezeichnet wurde, ergänzt die Aktivitäten. Regelmäßig finden zahlreiche Kinder- und Jugendkonzerte sowie Konzerte für Schwangere und Stillende und Krabbelkonzerte für die Allerkleinsten statt. So erhielt auch im Jahr 2013 die Staatsphilharmonie den ECHO Klassik in der Kategorie „Klassik für Kinder“ für die CD „Na warte, sagte Schwarte“- eine weitere Bestätigung für die ambitionierten Kinder- und Jugendprogramme, die die Staatsphilharmonie jährlich über eigenständige Projekte in Kooperationen anbietet.

Es ist fast schon Tradition, dass die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz für ihr facettenreiches Engagement und ihre künstlerisch höchst anspruchsvolle Qualität Jahr für Jahr ausgezeichnet wird. Nachdem man 2013 einen ECHO Klassik in der Kategorie „Klassik für Kinder“, 2014 einen zweiten in der Kategorie „Nachwuchsförderung“ und schließlich 2015 eben diesen begehrten Preis ein drittes Mal als „Orchester des Jahres“ bekam, wurde Ende 2016 bekannt, dass der Deutsche Musikverleger-Verband den renommierten Klangkörper unter der Leitung von Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens und Intendant Prof. Michael Kaufmann für das „Beste Konzertprogramm der Saison 2016/2017“ auszeichnet. Besonders die stilistische Vielfalt des aktuellen Konzertspielplans, der die Ausdrucksvielfalt der Musik von Klassik, Romantik und Moderne bis zu Gegenwart berücksichtigt, begeistert die Jury des DMV.