Notunterkünfte für Flüchtlinge: Wiesbaden hilft

Wiesbadenerinnen und Wiesbadener stehen zusammen

Wiesbaden hilft

Wiesbaden – „Die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener stehen zusammen, wenn es darauf ankommt, das hat sich in den vergangenen Tagen wieder einmal ganz deutlich gezeigt“, so Oberbürgermeister Sven Gerich zu den vielen Hilfsangeboten, die die Stadt in den vergangenen Tagen erreicht haben.

„Es sind nicht nur unglaublich viele Sachspenden für die Flüchtlinge vorbeigebracht worden, die derzeit in den Notunterkünften des Landes Hessen bei uns untergebracht sind, sondern es haben auch außerordentlich viele Menschen ihre aktive Mithilfe angeboten und bereits demonstriert.“

„Diese Hilfe verdient Anerkennung. Nachdem uns das Hessische Innenministerium mitgeteilt hat, dass wir die Notunterkünfte bis auf weiteres aufrecht erhalten müssen, müssen wir langfristig auch unsere Einsatzkräfte vor Ort entlasten. Die geben alles, um den Flüchtlingen zu helfen, aber irgendwann braucht jeder auch mal eine Regenerationsphase“, ergänzt Harald Müller, Leiter der Wiesbadener Feuerwehr. Damit sich diese Entlastung auch tatsächlich einstellt, muss die Hilfsbereitschaft organisiert werden, damit sie effektiv und zum Wohl der Flüchtlinge umgesetzt werden kann. 

„Wir haben recht früh festgestellt, dass es zum einen viele hilfsbereite Menschen gibt, die die Einsatzkräfte vor Ort unterstützen möchten, und zum anderen zahlreiche Aufgaben an den Einsatzorten, für die noch personelle Unterstützung benötigt wird“, erklärt der Oberbürgermeister. „Allerdings gab es keine Schnittstelle, durch die beides zusammengebracht werden konnte: Die Menschen haben sich etwa im Rathaus, in verschiedenen städtischen Ämtern, über das Online-Formular auf www.wiesbaden.de, bei den Einsatzkräften vor Ort, bei Ortsvorstehern und vielen weiteren Stellen gemeldet, um ihre Hilfe anzubieten. Die einzelnen Stellen können weder die Gesamtbedarfslage noch die gesamte Angebotslage überblicken. Um das zu ändern und den hilfsbereiten Menschen auf der einen und den hilfesuchenden Kräften auf der anderen Seite einen zentralen Ansprechpartner zu bieten, wurden in den vergangenen Tagen Strukturen für die Koordination geschaffen. Dabei wurde auch daran gedacht, die Menschen einzubinden, die bereits über das Online-Formular auf der Website http://www.wiesbaden.de ihre aktive Mithilfe angeboten haben.

Im ersten Schritt wurde in den Einsatzorten gefragt, welche Art von Unterstützung überhaupt gebraucht wird. Schnell stellte sich heraus: Es fehlt vor allem an drei Arten von Unterstützung: kurzfristige tatkräftige Hilfe (z.B. Kisten packen, Spenden organisieren), Dolmetscher (vor allem für arabisch, persisch, syrisch) und Ärzte. Im zweiten Schritt wurde ein zentraler Ansprechpartner für die Helfer- und Bedarfskoordination benannt. Das heißt, Dolmetscher oder Ärzte, die sich einen ehrenamtlichen Einsatz in den Einrichtungen vorstellen können, sowie Menschen, die vor Ort mitanpacken möchten, können ihr Hilfsangebot seit Freitag, 18. September, entweder über das Bürgertelefon (0611 318080) oder die dafür eingerichtete E-Mail-Adresse buergerhilfe@wiesbaden.de erfassen lassen. Genauso melden die Einsatzkräfte ihre Hilfsgesuche an, sodass nun an einer zentralen Stelle beides zusammenläuft: Angebot und Nachfrage. 

Wenn die Unterkünfte und Einsatzorte in Nordenstadt, Breckenheim, Naurod und Auringen nun kurzfristige Unterstützung benötigen, wird das Angebot der angemeldeten  Wiesbadenerinnen und Wiesbadener kurzfristig mit dem Bedarf der Einsatzorte zusammengebracht. So meldet zum Beispiel die Einsatzstelle vor Ort am Sonntagnachmittag, dass sie am Montagmorgen ab 9 Uhr zehn Helferinnen oder Helfer für die Sachspendenausgabe benötigt. Daraufhin werden die Menschen kontaktiert, die ihre Mithilfe über das Bürgertelefon oder die genannte E-Mail-Adresse angeboten haben. Wenn genug Helferinnen und Helfer gefunden sind, die zum genannten Termin erscheinen können, wird das der Einsatzstelle vor Ort zurückgemeldet und sie stellt dann beim Einsatz mindestens eine verantwortliche Kraft zur Verfügung, die die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern anleitet. Ähnlich läuft es mit den Dolmetschern und Ärzten, wobei hier noch eine fachliche Überprüfung über die zuständigen Stellen zwischengeschaltet ist. Damit alle nach den gleichen Spielregeln spielen, wurde ein Kodex für die Mitarbeit rund um die Notunterkünfte erstellt. „Darüber hinaus erkennt man  die Helferinnen und Helfer an ihren Westen: ‚Wiesbaden hilft‘ steht da drauf, sodass jeder direkt weiß, wer ‚in seinem Team spielt‘“, erklärt Müller. 

„Die neu geschaffene Struktur hilft uns sehr, weil die Menschen durch die Erreichbarkeit per E-Mail und über das Bürgertelefon, das auch am Wochenende besetzt war, außerhalb der üblichen Arbeitszeiten zum Beispiel der städtischen Ämter Hilfsangebote machen können; also dann, wenn sie Zeit haben“, erklärt Dr. Sabine Totsche aus dem Wiesbadener Gesundheitsamt. „Vor allem Zahnärzte konnten wir so als Unterstützung gewinnen, und das kommt uns in der täglichen Arbeit mit den Flüchtlingen in den Notunterkünften sehr entgegen, weil wir hier erhöhten Bedarf haben. Genauso verhält es sich mit Dolmetschern, die ebenfalls dringend gebraucht werden, um die Flüchtlinge über ihre aktuelle Situation zu informieren, ihnen Halt zu geben und sie bestmöglich zu versorgen, nicht zuletzt auch medizinisch.“

Allein am Freitag und Samstag, 18. und 19. September, wurden mehr als 150 Hilfsangebote erfasst, und so war es auch möglich, die ersten Einsätze zu koordinieren: Im Bürgerhaus Medenbach wurden bereits am Freitag mit Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern Spenden sortiert und gepackt und zu den Notunterkünften gebracht, die beispielsweise bestimmte Kleidung angefordert haben. „Das System hat sich über das Wochenende ganz gut eingespielt und wir möchten es in den kommenden Tagen weiter ausbauen“, erklärt der Oberbürgermeister. 

Ein Schwerpunkt bei der aktiven Mithilfe wird zunächst weiterhin sein, die zahlreichen Sachspenden (insgesamt mehr als 500 Umzugskisten sind in der vergangenen Woche zusammengekommen) im Bürgerhaus Medenbach zu sortieren, damit in naher Zukunft eine effektive Kleider- und Sachspendenausgabe erfolgen kann (geordnet nach Kleidungsstück, Größen, etc.). Bei Bedarf könnten dann auch ganz zielgerichtet neue Spendenaufrufe getätigt werden. „Selbst wenn die Notunterkünfte bald wieder vom Land geschlossen werden, haben wir damit einen guten Grundstock, den wir auch anderen Hilfsbedürftigen zur Verfügung stellen können“, so Gerich. Am Wochenende blieben die Spendenannahmestellen in den betroffenen Feuerwehrgerätehäusern zunächst einmal geschlossen. Wann diese wieder geöffnet werden, wird Anfang der Woche entschieden und bekanntgegeben.