Hessen: Restituiertes NS-Raubkunst-Gemälde an Museum Wiesbaden übergeben

Wiesbaden – Kunst- und Kulturminister Boris Rhein hat heute bei der Übergabe des restituierten Gemäldes „Gang nach Bethlehem“ an das Museum Wiesbaden die herausragende Bedeutung von Provenienzforschung und Restitution in Hessen hervorgehoben. Die Zentrale Stelle für Provenienz-Forschung hatte das Werk von Fritz von Uhde als Raubkunst der Nationalsozialisten identifiziert, seine Geschichte recherchiert und die Erben des Eigentümers ausfindig gemacht. Diese entschieden sich für den offiziellen Verkauf an das Museum Wiesbaden, in dem das Gemälde seit 1980 zu sehen war.

„Stellen uns historischer Verantwortung“

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein: „Mit der Suche nach NS-Raubgut in unseren landeseigenen Museumsbeständen stellen wir uns unserer historischen Verantwortung. Und so ist es immer ein besonderer Moment, wenn es den Expertinnen der Zentrale Stelle für Provenienz-Forschung gelingt, die Geschichte eines mutmaßlichen Raubkunst-Werks zu klären und seine rechtmäßigen Besitzer zu finden. Ich freue mich sehr darüber, dass die Erben des Gemäldes ‚Gang nach Bethlehem‘ dem Museum Wiesbaden die Möglichkeit gegeben haben, es zu für seine Sammlung zu erwerben und so weiterhin ausstellen zu können.“

Seit 1980 im Museum Wiesbaden

Der Berliner Rudolf Mosse (1843–1920) besaß eines der größten und einflussreichsten Verlagshäuser der Weimarer Republik und gehörte Anfang des vergangenen Jahrhunderts zu den bedeutendsten Verlegern Deutschlands. Zudem war er leidenschaftlicher Kunstliebhaber und machte der Öffentlichkeit seine umfangreiche Sammlung regelmäßig zugänglich. Für die Nationalsozialisten jedoch war die Familie Mosse ein Symbol der verhassten „jüdischen Presse“. Sie sabotierten seine Geschäfte bis zum Bankrott und zwangsversteigerten seine Gemälde- und Kunstsammlung im Mai 1934. Das Gemälde gelangte 1980 im Rahmen einer privaten Stiftung in die Sammlung des Museums Wiesbaden.

Großer Maler des späten 19. Jahrhunderts

Der Künstler Fritz von Uhde (1848-1911) zählt mit seinem Gesamtwerk, das sich im Spannungsfeld zwischen Realismus und Impressionismus verorten lässt, zu den großen Malern des späten 19. Jahrhunderts in Deutschland. Ab 1884 schuf Uhde zahlreiche Gemälde, die sich auf Themen aus dem Neuen Testament beziehen und das Milieu der „einfachen Leute“, in den sich Christus zeigt, wiedergeben.

„Die Klärung der Herkunft ihrer Bestände ist eine zentrale Aufgabe für jede öffentliche Sammlung, so auch für unsere Landesmuseen. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, haben wir bereits 2015 die Zentrale Stelle für Provenienz-Forschung am Museum Wiesbaden eingerichtet. Hier können die schwierigen Recherchen gebündelt, die dringend gebotene planvolle Untersuchung der seit 1933 erworbenen musealen Bestände koordiniert und gerechte Lösungen für den Umgang mit Kunstraubgut gefunden werden. Das sind wir den Opfern der Nationalsozialisten und ihren Nachkommen schuldig“, so Kunst- und Kulturminister Boris Rhein abschließend.