Pirmasens: Deichmann-Förderpreis für Integration geht an Pakt für Pirmasens

Pirmasens – Der Pakt für Pirmasens, ein Netzwerk zur Verbesserung der Bildungschancen für Kinder und Jugendliche, wird mit dem Deichmann-Förderpreis für Integration in Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.

Die Verleihung durch die rheinland-pfälzische Ministerin für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz, Anne Spiegel, findet am Mittwoch, 13. September 2017, in den Räumen des Pakt für Pirmasens statt. An der Feierstunde, die um 12 Uhr beginnt, nehmen auch zahlreiche Ehrenamtliche teil, die sich aktiv in das bundesweit einmalige Projekt einbringen, das Oberbürgermeister Dr. Bernhard Matheis im Jahr 2008 initiiert hatte. Stellvertretend für das Netzwerk nimmt Bürgermeister Markus Zwick zusammen mit den beiden Mitarbeitern im Pakt-Koordinierungsbüro, Liane Seus und Michael Franke, den Preis entgegen. Die mit 1.000 Euro dotierte Auszeichnung würdigt die nachhaltigen Bemühungen des Pakt für Pirmasens, benachteiligte Kinder und Jugendliche in die Gesellschaft einzugliedern und ihnen den Weg ins Berufsleben zu ebnen.

Die hohe Wertschätzung des Pakt für Pirmasens zeigte sich bereits durch mehrfache Auszeichnungen in der Vergangenheit, darunter die Ehrung mit dem Brückenpreis der Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz (2016), die Auszeichnung als „Bildungsidee“ beim Wettbewerb „Ideen für die Bildungsrepublik“ (2011) oder auch der Deutsche Engagementpreis des Bündnisses für Gemeinnützigkeit in der Kategorie Politik und Verwaltung (2012). Im Oktober 2016 hat zudem das Nexus Institut im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung dem Netzwerk nach zehnmonatiger Begleitung eine echte Vorbildfunktion bescheinigt. Der Pakt für Pirmasens gilt durch seinen ganzheitlichen Ansatz als Paradebeispiel für die gelungene Kooperation von Kommune, Ehrenamt, Akteuren aus Wirtschaft, Kirche und gemeinnützigen Organisationen. Hervorgehoben wurden darüber hinaus die basisdemokratischen Entscheidungsprozesse sowie die flachen, flexiblen Strukturen.

Stichwort: Der Deichmann-Förderpreis wird seit 2005 ausgelobt und aktuell in drei Kategorien verliehen. Der Wettbewerb ist mit insgesamt 100.000 Euro dotiert. Im ersten Schritt werden auf Länderebene 16 Regionalsieger gekürt, die damit automatisch für das Bundesfinale qualifiziert sind. Die Auszeichnung auf Landesebene ist jeweils mit einer Urkunde und einem Scheck über 1.000 Euro verbunden. Die drei besten bundesweiten Projekte aller drei Kategorien werden im Herbst 2017 bekanntgegeben. Die Entscheidung über die Sieger fällt eine fünfköpfige Jury mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft. Schirmherrin des Deichmann-Förderpreises für Integration ist die Fernsehmoderatorin Nazan Eckes. Die 41-Jährige wurde in Köln geboren und ist die Tochter türkischer Einwanderer.

Der Deichmann-Förderpreis hat sich der beruflichen Integration von benachteiligten Kindern und Jugendlichen verschrieben. Ausgezeichnet werden nachhaltige Projekte und Initiativen, die kreativ mithelfen, Kinder und Heranwachsende in Beruf und Gesellschaft einzugliedern. Der Preis hat unter anderem Projekte im Blick, die Menschen mit Migrationshintergrund helfen und jungen Menschen den Weg ins Berufsleben ebnen.

Vor zwölf Jahren hat der Unternehmer Heinrich Deichmann den Förderpreis ins Leben gerufen. Als Vorsitzender des Verwaltungsrates der Deichmann SE leitet er in dritter Generation das Familienunternehmen mit Sitz in Essen. Das Schuhhandelsunternehmen ist nach eigenen Angaben mit über 1.300 Filialen und 14.300 Mitarbeitern, darunter 2.700 Auszubildende, Marktführer in Deutschland. Weltweit gehören nach Unternehmensangaben inzwischen rund 34.000 Mitarbeiter und über 3.300 Filialen in 20 europäischen Ländern und den USA zur Gruppe. Die Unternehmenskultur der Deichmann-Gruppe ist dabei von christlichen Werten geprägt. „Das Unternehmen muss den Menschen dienen: den Kunden, Mitarbeitern, den Lieferanten und darüber hinaus Menschen, die in unserer Gesellschaft in Not geraten sind, aber auch in Entwicklungsländern“, so formuliert es das Leitbild des Familienunternehmens.

Hintergrund: Der Pakt für Pirmasens hat sich die Verbesserung von Bildungschancen sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher zur Aufgabe gemacht – durch schnelle, direkte und unbürokratische Hilfe jenseits herkömmlicher Strukturen.

Aktuell betreut der Pakt für Pirmasens rund 900 Kinder und Jugendliche im Alter bis zu 20 Jahren sowie deren Eltern. Darunter sind 356 Mädchen und Jungen aus Familien von Asylsuchenden. Etwa 90 Prozent der Betroffenen kommen aus Familien, die Hartz IV beziehen. Momentan engagieren sich rund 140 ehrenamtliche Betreuer aktiv in dem spendenfinanzierten Netzwerk. Unter Leitung von Sabine Kober werden vom Pakt-Koordinierungsbüro in der Marienstraße circa 43 laufende Sozialprojekte gesteuert. Die Bandbreite reicht vom gemeinsamen Kochen über das Sonnendiplom bis hin zu speziellen Freizeiten und der Lebenswegbegleitung. Die Arbeit des Pakt für Pirmasens wird von 108 Kooperationspartnern unterstützt. Außerdem arbeitet das Netzwerk mit 58 Vereinen, Organisationen und Verbänden sowie 62 Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten zusammen.

Der Pakt für Pirmasens ist 2008 durch Oberbürgermeister Dr. Bernhard Matheis ins Leben gerufen worden. Das Ziel: Kindern aus sozial benachteiligten Familien durch individuelle Hilfen die bestmöglichen Entwicklungs-, Bildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten zu eröffnen. Der Pakt für Pirmasens greift dabei auf ein bestehendes Netzwerk von Hilfsangeboten zurück und koordiniert staatliche und ehrenamtliche Initiativen. Die renommierte Bertelsmann-Stiftung hat das bundesweit einmalige Projekt empirisch begleitet und kommt zu dem Schluss: „Der Pakt für Pirmasens ist vorbildlich und hat ein schlüssiges und wirksames Konzept entwickelt, das für andere Städte richtungsweisend sein könnte. Der Pakt arbeitet praxisorientiert und nah an den Familien, ohne Amt zu sein, baut Ängste ab und ermöglicht ein hohes zivilgesellschaftliches Engagement.“