Binger Delegation
Auf der Rathaustreppe stellten sich die Empfangsteilnehmer zum Erinnerungsfoto mit Bürgermeister Prof. Ramadan Muja (6.v.r.) und Oberbürgermeister Thomas Feser (5.v.l.). (Foto: Stadtverwaltung Bingen)

Bingen – Im Rahmen einer Delegationsreise in die Partnerstadt Prizren im Kosovo überbrachte Oberbürgermeister Thomas Feser seinem Amtskollegen Bürgermeister Prof. Ramadan Muja die Einladung zur Feier des 50 jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft im April nächsten Jahres.

„Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Sie und eine Delegation aus Prizren zu diesem Festwochenende in Bingen begrüßen könnte, was wir gleichzeitig mit der 60-jährigen Partnerschaft mit Hitchin in England und dem 10-jährigen Jubiläum der Landesgartenschau feiern wollen,“

so Thomas Feser bei der Überreichung des Einladungsschreibens. Bürgermeister Prof. Muja nahm dankend an und versicherte, dass er sehr gerne an den Feierlichkeiten teilnehmen und die lange Beziehung beider Städte vertiefen möchte. In einem geschichtlichen Exkurs zeigte das Prizrener Stadtoberhaupt der Binger Delegation die vielfältigen Verflechtungen beider Länder über die Jahrhunderte und den kulturellen Reichtum seiner Region auf. Auch Oberbürgermeister Thomas Feser betonte beim Empfang im Rathaus der Stadt Prizren, dass die Freundschaft und Städtepartnerschaft mit Prizren und dem Kosovo weiter gepflegt werden sollte und die Delegationsreise mit Binger Stadträten und der Stadtspitze dazu diene, die Kontakte zu vertiefen und neue Verbindungen zu schaffen.

Dies gelang dann auch im Rahmen des vielfältigen Besuchsprogramms, was in erster Linie den Schwerpunkt Tourismus beinhaltete. Schon in den vergangen Besuchen hatte man immer wieder beobachten können, das Prizren und der Kosovo gerade in den Sommermonaten Anziehungspunkte für zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland ist. Entsprechend hat man in den vergangenen Jahren die Infrastruktur aufgebaut und so gibt es neben einer Vielzahl von Cafés und Restaurants auch zahlreiche Hotels und Beherbergungsbetriebe.

Die Sehenswürdigkeiten, wie z.B. das Haus der Prizren Liga und die Festung oberhalb der Stadt wurden saniert und touristisch erschlossen. Hinweistafeln und ein ausgeschilderter touristischer Rundgang durch die Altstadt werden den Gästen unter anderem angeboten. Die beeindruckende Landschaft mit den über 2000 Meter hohen Bergen bieten weitere Möglichkeiten, Themen für Touristen aufzuarbeiten. Drei Skigebiete sind bereits ausgewiesen und auf einem Hochplateau gibt es im Sommer einen stark angenommenen touristisch aufbereiteten Ausflugspunkt, wovon sich die Delegation überzeugen konnte. Doch welches Konzept verfolgt man und mit welcher Ausrichtung will man künftig weitere Touristen anlocken? Dies Fragen diskutierte die Delegation mit dem Direktor für Tourismus der Stadt Prizren, Haxhi Seferqaj. Dieser wünschte sich eine Zusammenarbeit mit der Stadt Bingen, da man noch keine Zielgruppenansprache getroffen habe und gerne dabei Unterstützung annehme.

„Diese wunderschöne Landschaft hat in meine Augen hinreichend Potential um Touristen attraktive Angebote zu bieten und zusätzliche Arbeitsplätze zu genieren. Dabei denke ich an Wandern, Bergsteigen aber auch Mountainbiking und Rafting“,

zeigte Oberbürgermeister Thomas Feser beispielhaft Ansatzmöglichkeiten für eine touristische Entwicklung auf. Auch im Wein und der Weinvermarktung sowie der Präsentation liegt ein weiterer touristischer Baustein, der beide Städte verbindet. Über den Wein wurden auch die Partnerschaftsbande geknüpft, nachdem die ehemalige Binger Firma Racke seit den 1960 Jahren den Amselfelder Rotwein in Deutschland vertrieb. Nach Krieg und Zerstörung ist die Weinproduktion im Kosovo permanent am Wachsen und der Export steigt. In der Firma Stone Castle Weinberge und Kellerei in Orahovac, die ursprüng-lich auch mal Wein für die Firma Racke produziert hat, konnte sich die Delegation davon überzeugen. 650 ha Anbaufläche bewirtschaftet das damit größte Weingut im Kosovo zurzeit mit einer Restkapazität von rund 1500 ha, die noch angebaut werden können. Beeindruckend die riesigen Weintanks und der große Holzfasskeller, der auch für repräsentative Zwecke genutzt wird.

„Wenn sich die notwendigen Absatz-märkte erschließen lassen, ist dies sicher eine weitere Perspektive, die Wirtschaft des Kosovo zu stärken“;

zeigte sich Oberbürgermeister Thomas Feser von der posi-tiven Entwicklung des Weinanbaues überzeugt.Zum musikalischen Genuss für die Delegation wurde der Besuch der Musikschule in Prizren. Trotz Ferien ließen es sich einige Musikschüler nicht nehmen, den deutschen Gästen eine beeindruckende Kostprobe ihres Könnens am Flügel und der Klarinette zu geben. Im Gespräch mit der Schulleitung erfuhr man, dass auch die Schülerinnen und Schüler aus dem Umland zentral in Prizren unterrichtet werden und die musikalische Erziehung einen hohen Stellenwert und eine hohe Qualität genießt. So war es auch nicht verwunderlich, dass die Leitung von zahlreichen In- und vor allem auch Auslandsauftritten berichten konnte. Letzteres ein Anknüpfungspunkt für die Binger Gäste, die sich einen Gastauftritt bis hin zu einer Kooperation mit der Binger Musikschule durchaus vorstellen konnten. Dazu wurden Namen und Adressen aus-getauscht und der gegenseitige Wille bekundet, über die Kontaktaufnahme hinaus die Beziehungen zu vertiefen.

Mit tiefen Eindrücken und den dabei gewonnen Optimismus, dass sich seit dem furchtbaren Balkankrieg vieles zum Guten entwickelt hat und durchaus Perspektiven für eine gute Zukunft der Partnerstadt gegeben sind, kehrte die Delegation nach vier erlebnisreichen Tagen wieder nach Bingen zurück.

„Nach dieser Reise fühle ich mich einmal mehr bestärkt, die Partnerschaft mit Prizren zu vertiefen und die Menschen dort zu unterstützen. Das Land ist eine Bereicherung für Europa und es bietet Perspektiven für eine gute wirtschaftliche Entwicklung, die die Menschen dort gut leben lässt“,

bilanzierte Oberbürgermeister Thomas Feser den Aufenthalt verbunden mit der Hoffnung, seinen Kollegen und eine Delegation in 2018 in Bingen begrüßen zu können.