Ludwigshafen: Verbraucherzentrale zieht Bilanz – „Das digitale Leben bietet viele Stolperfallen“

Ludwigshafen – Verbraucherprobleme im digitalen Konsumalltag bestimmten 2016 die Arbeit der Verbraucherzentrale Ludwigshafen. Rund 7300 Kontakte verzeichnete die Verbraucherzentrale 2016, sei es bei Beratungen, bei Vorträgen oder vielfältigen Aktionen.

Mal lockte ein Gewinnspiel zu Routenplanern im Internet, mal pries eine Onlineplattform unschlagbare Schnäppchen an, mal führten vermeintliche Gratis-Kochrezepte zu einem teuren Abo, mal zog ein Online-Partnervermittler in teure Verträge oder eine teure Kreditkarte wurde mit einem Kredit ohne Schufa-Abfrage als Lockmittel angepriesen. „Fast immer ist das Muster gleich: Geschickte Täuschung, damit arglose Nutzer kostenpflichtige Bestellungen vornehmen oder in ungewollte Abos und teure Verträge tappen“, so Lore Herrmann-Karch, Pressereferentin der Verbraucherzentrale beim Jahrespressegespräch in Ludwigshafen.

Zahlreiche Verbraucherbeschwerden betrafen Online-Datingportale. Wer sich im Internet auf Partnersuche begibt, muss meist sehr tief in die Tasche greifen. Für Jahresentgelte von 200 bis 600 Euro wird mancherorts kaum etwas geboten. „Bei den Online-Partnervermitt-lungen sind unseriöse Anbieter von seriösen schwer zu unterscheiden“, informiert Jenny V. Kaiser, Beraterin der Verbraucherzentrale in Ludwigshafen. „Kostenlose Probephasen erlauben in der Regel keine vollständige Kontaktaufnahme zu anderen Mitgliedern. Preise erfahren Verbraucher meist erst nach einer Anmeldung bei den Portalen. Automatische Vertragsverlängerungen und lange Laufzeiten trüben die Freude am Flirten erheblich.“
Bis zu 6.400 Euro Sofort-Kredit und eine Mastercard Gold ohne Schufa- oder Bonitätsangabe versprechen Firmen mit verheißungsvollen Adressen wie mastercredit.de oder firstgold.de im Internet. „Die hochgeprägte Goldkarte winkt auch bei schlechter Bonität!“ hieß es auf diesen Portalen. „Die Kostenfalle: Als Gegenleistung sollte vorab ein einmaliges Entgelt von 99 Euro per Nachnahme bezahlt werden“, so Kaiser. Dabei gab es nur Prepaid-Kreditkarten oder statt eines Kredits gar bloß eine Anfrage für einen Kredit. Erst das Kleingedruckte machte klar, dass die Kreditvergabe nicht sicher ist.

„Unseriöse Routenplaner lockten mit Gewinnspielen in teure Abos“, berichtet die Verbraucherschützerin. „Bis zu 500 Euro sollte die 24-monatige Mitgliedschaft kosten.“ Die Preise waren auf den ersten Blick nicht zu erkennen und auch der gesetzlich vorgeschriebene „Bestell-Button“ war nicht eindeutig beschriftet. Besonders dreist: Wurde die Forderung nicht bezahlt, kam per Mail eine Androhung der Pfändung von Wertgegenständen. Zu einem bestimmten Termin käme ein „Inkasso-Kommando“ mit einem Kleintransporter, um Wertgegenstände zu pfänden. Grundlage sei ein vorliegender gerichtlicher Vollstreckungstitel. Die „Pfändung“ könnten Betroffene nur abwenden, indem sie die unverzügliche Bezahlung des offenen Betrages von 750 Euro per Amazon-Gutschein leisteten. Als Absender war eine Firma mit Sitz in Frankfurt angegeben. Bei einer Recherche der Verbraucherzentrale waren die Unternehmen jedoch nicht auffindbar.

Die Seite profi-kochrezepte.de versprach mit dreister Abzocke 20.000 Kochrezepte. Wer danach kochen wollte, musste zuvor unter der Angabe persönlicher Daten einen Zugang erwerben. Doch den Button ‚Jetzt anmelden‘ zu drücken, kam teuer zu stehen: Der Betreiber der Seite, eine ‚B2B Web Consulting GmbH‘, verschickte Rechnungen über fast 240 Euro. „Im folgenden Jahr wollte die Firma den Betrag noch einmal kassieren. Denn aus ihrer Sicht war mit dem Klick ein auf zwei Jahre laufender Vertrag zustande gekommen“, erläutert Kaiser. „Zwar gab es auf der Internetseite tatsächlich einen versteckten Hinweis, dass sich das Angebot nur an Firmen und Gewerbetreibende richte – für die verbraucherschützende Informationspflichten nicht gelten. Doch hatte der Betreiber durchaus darauf abgezielt, dass sich auch Privatpersonen anmelden können.“

„Die finanzielle Bildung junger Menschen ist uns besonders wichtig“, so Ulrike Meyer-Strötges, Beraterin in Ludwigshafen. „Mit einer Banktour haben wir eine praxisoriente Aktion gestartet, bei der sich Schülerinnen und Schüler mit den Konditionen des Girokontos auseinander setzen.“ Im Rahmen der Tour besuchte eine Klasse der Realschule Bobenheim-Roxheim mehrere Kreditinistitute und informierte sich bei Gesprächen mit Bankmitarbeitern über die Konditonen eines Girokontos. Außerdemführte sie online-Recherchen zu den verschiedenen Kontomodellen und ihren Konditionen durch. Die Ergebnisse wurden gemeinsam ausgewertet und besprochen.

„Darüber hinaus bot die Verbraucherzentrale 2016 zahlreiche Informationsveranstaltungen an“, informiert Tamina Barth, Beraterin der Verbraucherzentrale Ludwigshafen. „Viele Sprachkursklassen mit Flüchtlingen und Gruppen mit Flüchtlingsbetreuern kamen in die Beratungsstelle.“ Dabei stellte sich schnell heraus, dass der Informationsbedarf der Geflüchteten zum Umgang mit Energie und zur Energieversorgung sehr groß ist. Die Energiekostenberatung der Verbraucherzentrale entwickelte daraufhin den zweiteiligen Workshop „Die erste eigene Wohnung“, bei dem neben grundlegenden Fragen zum Mietrecht auch diese Themen behandelt werden.

Informationen zu weiteren Themenschwerpunkten der Verbraucherzentrale im Jahr 2016 wie Versicherungen, Finanzdienstleistungen, Lebensmittel und Ernährung, Gesundheit und Pflege sowie Energie und Bauen finden sich im Jahresbericht 2016, der unter www.verbraucherzentrale-rlp.de/Jahresbericht-2016 heruntergeladen werden kann.