Verständnis für die Notlage des Kreises

Schulturnhallen letztes Mittel

Weinheim – „Das Handeln des Rhein-Neckar-Kreises zeigt die Notlage, in der sich das Landratsamt bei der Unterbringung von Flüchtlingen derzeit befindet. „Da der Rhein-Neckar-Kreis nur sehr wenige eigene Immobilien in den Kreisgemeinden besitzt, sind wir dazu verpflichtet, auch in Weinheim entsprechende Unterbringungsmöglichkeiten für die Erstaufnahme von Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen“.

Mit dieser Einschätzung hat Weinheims Erster Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner am Mittwochabend die Entscheidung des Kreises kommentiert, die Winzerhalle in Lützelsachsen kurzfristig als Notunterkunft für bis zu 120 Flüchtlinge zu nutzen. Fetzner hat am Mittwochabend die Gemeinderatsfraktionen, den Lützelsachsener Ortschaftsrat, das Asyl-Netzwerk NAWI und die hauptsächlich von einer Belegung betroffenen Vereine persönlich informiert. 

Die Winzerhalle sei für eine humane Unterbringung geeignet, sie sei beheizbar und Sanitäranlagen seien vorhanden, so argumentierte Fetzner. Man gehe davon aus, dass der Kreis die Halle während der Wintermonate nutzt, um die Unterbringung in Zelten zu vermeiden. Fetzner betonte: „Vor diesem Hintergrund können wir eine feste Unterkunft wie die Winzerhalle nicht verweigern, das wäre schon aus humanitären Gründen nicht vertretbar.“

Wie in anderen Großen Kreisstädten gäbe es im Moment für den Landkreis nur die Alternative, die Schulsporthallen oder andere geräumige Gebäudeteile der Kreis-Schulen zu belegen. Das sei aber aus Sicht der Stadt nur „das letzte Mittel“. Denn wenn die Kreissporthallen an der Gewerbeschule umfunktioniert werden müssten, fiele nicht nur für mehr als 1000 Schüler der Sportunterricht aus, auch eine Reihe Weinheimer Vereine seien betroffen. Dies sei umso kritischer, weil viele Sportvereine ihr Wintertraining und Verbandsspiele in den Hallen in der Wormser Straße fest eingeplant haben, auch für ihre Jugendarbeit. 

Die Winzerhalle in Lützelsachsen werde von keiner Schule benötigt, für die  Vereinsstunden werde das Amt für Bildung und Sport mit den Vereinen eine Lösung suchen. Dies sei ohnehin erforderlich, wenn die Halle für den geplanten Neubau abgerissen werde und über einen längeren Zeitraum nicht zur Verfügung stehe. Darüber hinaus wäre ein Standort fast in Sichtweite zur geplanten und im Bau befindlichen Unterkunft an der Heppenheimer Straße schon aufgrund des großen Engagements der dortigen Bürgerinitiative nicht vermittelbar. 

Fetzner appellierte an die Bürgerschaft in Lützelsachsen, die Flüchtlinge so herzlich und hilfsbereit zu empfangen wie dies vor Wochen im GUPS-Hotel geschehen ist. „Natürlich habe ich Verständnis dafür, dass viele Bürgerinnen und Bürger auch Ängste und Sorgen wegen der hohen und auch noch nicht absehbaren Flüchtlingszuweisungen haben“, erklärte der Dezernent, der während eines Urlaubs von Oberbürgermeister Heiner Bernhard derzeit Chef der Stadtverwaltung ist. Man sollte aber trotz aller auftretenden Schwierigkeiten in der Aufnahme von Flüchtlingen auch eine Chance und eine Bereicherung unserer Stadtgesellschaft sehen und diese Menschen mit Offenheit und Herzlichkeit bei uns aufnehmen. „Die Hilfsbereit der Weinheimer, die ich bislang erleben durfte, ist beeindruckend und macht mich sehr glücklich“, lobt Fetzner.