Katastrophenschutzübung im Kreis DÜW

Großbrand in Quirnheim

Kreis Bad Dürkheim – Der Boßweilerhof in Quirnheim brennt. Alle Bewohner müssen raus. Qualm steigt auf, das Wasser spritzt, Chaos entsteht. Und dann gerät auch noch eine Gruppe Radfahrer in einen Unfall mit einem Gefahrguttransporter direkt vor der Tür… Zum Glück ist alles nur Theater: Bei der größten Katastrophenschutzübung, die der Landkreis seit 30 Jahren gesehen hat, müssen am 24. Oktober alle Rettungskräfte perfekt zusammen spielen.

„Wir machen natürlich regelmäßig Übungen“, erklärt der stellvertretende Kreisfeuerwehrinspekteur Jürgen Hochdörfer, „aber schon sehr lange hatten wir keine mehr in dieser Größe. Und auch in ganz Rheinland-Pfalz gibt es sehr selten solch umfangreiche Übungen.“ Die gleichzeitig so realistisch sind: Ein Gebäudetrakt des Boßweilerhofs muss tatsächlich geräumt werden, es wird ein Ausweichquartier eingerichtet, mit Wunden geschminkte Statisten müssen mit richtigen Rettungswägen in die Krankenhäuser gefahren werden und aus dem nahegelegenen Eisbach wird wirklich Wasser abgepumpt. Parallel dazu suchen Rettungshunde nach Vermissten. Und beim verunglückten Gefahrguttransporter werden für die Radfahrer Dekontaminationszelte aufgebaut. „Alle Einsatzkräfte müssen zusammen arbeiten. Solch große Übungen dienen dazu, das Zusammenspiel zu trainieren und zu bewerten.“ Denn im Einsatz sind an diesem Samstag nicht nur die Feuerwehren aus den Landkreisen Bad Dürkheim und Donnersberg, sowie aus Frankenthal, sondern auch die Polizei, die Schnelleinsatzgruppe (SEG) des Landkreises Bad Dürkheim, die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) aus Grünstadt, ASB-Einheiten aus Worms und Grünstadt, das Deutsche Rote Kreuz, die DLRG, das Technische Hilfswerk und die Rettungshundestaffel aus Frankenthal. Daneben die Führungsunterstützungsgruppe der Kreisfeuerwehr und das Kreiskrankenhaus in Grünstadt. Insgesamt 400 Einsatzkräfte, darunter 250 Feuerwehrleute sind von 13 bis 18 Uhr dabei, unter so realen Bedingungen wie möglich den Ernstfall zu üben. Um Platz für die Übung zu schaffen, wird die Kreisstraße zwischen Ebertsheim und Quirnheim ab 12.30 Uhr für den öffentlichen Verkehr gesperrt. 

Von den 70 Bewohnern des sozialtherapeutischen Wohnheims für Erwachsene „Boßweilerhof“ spielen 30 bis 40 als Statisten aktiv bei der Übung mit. Weitere 30 Statisten werden durch die Polizei der „Höheren Berufsfachschule der Polizei in Rheinland-Pfalz“ aus Ludwigshafen gestellt. „Als die Feuerwehr uns angesprochen hat, waren wir gleich bereit mitzumachen“, sagt Heimleiterin Silke Wannemacher. „Die Übung ist eine wichtige Sache für unsere Einrichtung. Unsere Bewohner reagieren anders. Die Rettungskräfte müssen sich darauf einstellen können.“ Es gibt zwar jedes Jahr eine Übung mit der örtlichen Feuerwehr, aber noch nie gab es eine mit so vielen Beteiligten. Während der Übung ist sichergestellt, dass alle Bewohner – die evakuierten Statisten und die übrigen, die im Gebäude bleiben – die ganze Zeit von Mitarbeitern des Wohnheims betreut werden. Jürgen Hochdörfer bestätigt, dass das Wohnheim von Anfang an offen für die Übung gewesen sei und man in regelmäßigen Absprachen das Szenario erarbeitet habe. „Es war wirklich eine gute Zusammenarbeit.“

Regelmäßige Katastrophenschutzübungen sind wichtig, damit die Abläufe für den Ernstfall sitzen, weiß Hochdörfer. Und Übungen in dieser Größenordnung trainieren speziell das Zusammenspiel der verschiedenen Organisationen. Die Übergabe der evakuierten Personen an den Rettungsdienst und dann an das Krankenhaus, zum Beispiel. „Krankenhäuser trainieren das in dieser Form sonst nicht.“ Im Nachhinein wird die Übung mit allen Beteiligten bewertet und besprochen, was besser laufen kann. Hierfür sind fünf Übungsleiter und 40 Beobachter im Einsatz, um alles zu notieren. Der Landkreis Bad Dürkheim unterstützt die Großübung: „Die Feuerwehren und alle anderen Einsatzkräfte leisten Großes für den Landkreis. Sie opfern meistens ihre Freizeit, um anderen zu helfen. Den Ehrenamtlichen kann gar nicht oft genug für diesen Einsatz gedankt werden. Sie sorgen für unsere Sicherheit. Solche Übungen sind wichtig und stärken den Zusammenhalt unter den einzelnen Organisationen“, so Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld. 

Zuschauer sind am 24. Oktober übrigens willkommen: „Das ist dann wie beim wirklichen Einsatz, die Rettungskräfte müssen mit Schaulustigen umgehen können“, sagt Hochdörfer.