Hunde sind oft besser vor Zecken geschützt

Studie

Hunde sind oft besser vor Zecken geschützt als deren Halter

Deutschland – Im Frühjahr 2015 befragte der Verband für das Deutsche Hundewesen e.V. (VDH) online Hundebesitzer zum Thema Zeckenschutz für Hund und Halter. Die Antworten von rund 6.200 Teilnehmern zeigen, dass der Zeckenschutz für die Vierbeiner bei deren Herrchen und Frauchen hoch im Kurs steht.

Viele setzen auf Zeckenhalsbänder oder zecken-abweisende Repellents und suchen regelmäßig nach dem Spaziergang das Fell ihrer Hunde nach Zecken ab, um sie vor den Parasiten zu schützen. Anders sieht es bei diesen vorbeugenden Maßnahmen bei den Hundehaltern selbst aus: Ein Viertel der Befragten ergreift überhaupt keine Schutzmaßnahmen gegen Zecken. 43 Prozent gaben an, sich nach dem Spaziergang nicht selbst nach Zecken abzusuchen. Dabei birgt ein Stich einer Zecke die Gefahr, dass dadurch Erreger übertragen werden, die Krankheiten wie Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) verursachen können. Während Borreliose mit Antibiotika behandelt werden kann, können Patienten, die an einer FSME erkrankt sind, lediglich symptomatisch behandelt werden. Eine FSME-Infektion kann zu Gehirn-, Hirnhaut- oder Rückenmarksentzündungen mit zum Teil schweren gesundheitlichen Folgen führen.

Die beste Vorbeugung gegen FSME ist, sich dagegen impfen zu lassen. Allerdings ist laut VDH-Umfrage mit 22,5 Prozent weniger als ein Viertel der Hundebesitzer gegen FSME geimpft. (1) Wie groß die reale Gefahr für Hundehalter ist, sich beim Spaziergang mit dem Hund eine Zecke einzufangen, kommt in der Umfrage deutlich zum Vorschein: Auf die Frage, wie viele Zecken die Hundehalter selbst in den vergangenen drei Jahren hatten, gaben mehr als ein Drittel an, ein oder mehrere Zeckenstiche erlitten zu haben.

Hunde bekommen häufig Zecken, wenn sie beim Gassi-Gehen im Wald, auf Wiesen und an gras- und buschbewachsenen Wegesrändern herumtollen. Hund und Mensch teilen beim gemeinsamen Spaziergang in freier Natur das Risiko, eine Zecke von Gräsern oder Hecken abzustreifen. Und auch vor dem eigenen Garten machen die Parasiten nicht halt: Eine im Frühling 2015 veröffentlichte Studie der Universität Hohenheim kam zu dem Ergebnis, dass Zecken auch in vielen Gärten vorkommen – Hund und Herrchen können also auch beim Aufenthalt im Garten einem Zecken-Risiko ausgesetzt sein.

Um einer Infektion mit FSME vorzubeugen, können sich Hundehalter gegen FSME impfen lassen. In Deutschland besteht ein Risiko für eine FSME-Infektion hauptsächlich in Baden-Württemberg, Bayern, Südhessen und im südöstlichen Thüringen. Zudem gibt es einzelne Risikogebiete in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Sachsen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt die FSME-Impfung Kindern und Erwachsenen, die in FSME-Risikogebieten Zecken ausgesetzt sind. Entweder, weil sie dort leben oder sich kurzfristig aufhalten, zum Beispiel im Urlaub. Wer in einem FSME-Gebiet wohnt, hat einen Anspruch auf Kostenübernahme für die Impfung durch die Krankenkassen.

Zeckenschutz: Tipps vom Experten

Zeckenstich – was tun? Sie sind nur wenige Millimeter groß, können aber gefährliche Krankheiten wie Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Welche vorbeugenden Maßnahmen sinnvoll sind und was nach einem Zeckenstich zu tun ist, erklärt Prof. Dr. Tino F. Schwarz, Chefarzt des Zentrallabors und Impfzentrums, Facharzt für Labormedizin, Medizinische Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie bei der Stiftung Juliusspital, Würzburg. Die Tipps des Experten gelten für das ganze Jahr, denn auch jetzt in den Herbst- und Wintermonaten können Zecken aktiv sein.

"Der Begriff ‚Frühsommer' in Frühsommer-Meningoenzephalitis ist irreführend", sagt Schwarz.

Denn tatsächlich besteht mittlerweile fast das ganze Jahr die Gefahr, sich bei Aktivitäten im Freien eine Zecke einzufangen. Besonders im Wald, Unterholz oder Wiesen.

"Die Tiere werden aktiv, wenn die Temperaturen über mehrere aufeinanderfolgende Tage auf mehr als sieben Grad steigen. Das ist auch bei milden Phasen in den Herbst- und Wintermonaten möglich – was in Deutschland in den vergangenen Jahren durchaus immer wieder vorgekommen ist. Das Infektionsrisiko bleibt bei diesen äußerlichen Bedingungen gleich."

In Deutschland besteht ein Risiko für eine FSME-Infektion hauptsächlich in Baden-Württemberg, Bayern, Südhessen und im südöstlichen Thüringen. Zudem gibt es einzelne Risikogebiete in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz, und seit 2014 auch in Sachsen. 2015 sind drei neue Risikogebiete hinzugekommen, insgesamt sind es 145 in Deutschland.

"Wir müssen davon ausgehen, dass wir in Zukunft einen weiteren Anstieg der Risikogebiete haben werden – unter anderem vermutlich zum Teil ein Effekt des Klimawandels, der sich auch auf die Verbreitung der Zecken auswirken dürfte", erläutert Schwarz die Zunahme der FSME-Risikogebiete.

Schwarz rät zunächst zu ganz praktischen Vorsichtsmaßnahmen. Bei Aufenthalten in der Natur, etwa beim Spazierengehen, Joggen oder Pilze sammeln sowie bei der Gartenarbeit sollten Füße und Beine durch entsprechende Kleidung geschützt und zeckenabweisende Mittel benutzt werden. Es ist ratsam, stets lange Kleidung zu tragen und die Socken in die Hose zu stecken. Helle Kleidung hilft, Zecken schneller zu entdecken.

"Nach einem Aufenthalt im Freien sollte man Körper und Kleidung gründlich nach Zecken absuchen und entfernen.

Die beste Vorbeugung gegen eine durch Zecken übertragene FSME ist aber, sich impfen zu lassen", erklärt der Experte. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt die Impfung Personen, die in FSME-Risikogebieten Zecken ausgesetzt sein können. Entweder, weil sie dort leben oder sich kurzfristig aufhalten, zum Beispiel im Urlaub. Außerdem empfiehlt die STIKO die Impfung bei Aufenthalten in Risikogebieten außerhalb Deutschlands. Wer in FSME-Risikogebieten wohnt oder Aufenthalte und Reisen in FSME-Gebiete in Deutschland plant, hat bei den gesetzlichen Krankenkassen einen Anspruch auf eine Impfung gegen FSME.

Auch Urlauber sollten den Zeckenschutz nicht vernachlässigen, da es FSME auch in anderen Ländern gibt, sagt Schwarz.

"Ein FSME-Risiko besteht hauptsächlich in Südskandinavien, Osteuropa, Teilen des Balkans sowie in Österreich und der Schweiz. Auch Norwegen und Teile von Dänemark sind neu hinzugekommen, die früher gar nicht befallen waren. Sehr stark zunehmend ist FSME in Osteuropa, besonders im Baltikum, wo sich die Fallzahlen mehr als verzwanzigfacht haben. Auch in Russland und Sibirien bis nach Nordchina besteht FSME-Infektionsgefahr."

Bei Urlauben in diese Länder ist laut Schwarz eine FSME-Impfung sinnvoll, wenn Aufenthalte im Freien geplant sind.

"Das braucht ja immer ein paar Wochen, so dass man am besten frühzeitig anfängt, um zu gewährleisten, dass man mit einem wirksamen Impfschutz in den Urlaub fährt."

Für alle, die sich kurzfristig noch impfen lassen wollen, gibt es eine sogenannte Schnellimmunisierung. Je nach Impfstoff lässt sich der Impfschutz mit zwei oder drei Impfungen innerhalb weniger Wochen aufbauen. Hier kann der Haus- oder Kinderarzt beraten.