Frankfurt: Schon 55.000 Besucher sehen Fotografie-Ausstellung im Städel Museum

Ansicht Sonderpräsentation mit Werk von Thomas Ruff (Foto: Städel Museum)
Ansicht Sonderpräsentation mit Werk von Thomas Ruff (Foto: Städel Museum)

Frankfurt am Main – Zehn Wochen nach ihrem Start haben bereits 55.000 Menschen die groß angelegte Sonderausstellung zur Becher-Klasse im Städel Museum gesehen. Noch bis zum 13. August 2017 sind rund 200 großformatige Hauptwerke sowie zentrale Frühwerke der wohl einflussreichsten deutschen Fotografengeneration in Frankfurt zu erleben. Die Ausstellung zeigt Arbeiten von Andreas Gursky, Candida Höfer, Axel Hütte, Jörg Sasse, Tata Ronkholz, Thomas Ruff, Thomas Struth, Volker Döhne und Petra Wunderlich, die bei Bernd Becher an der Düsseldorfer Kunstakademie studierten, und begeistert sowohl die Fachwelt als auch ein breit gefächertes Publikum.

Auch über den Ausstellungszeitraum hinaus hinterlässt die Sonderausstellung Spuren im Städel Museum: Wie das Museum heute mitteilt, erhält es eine Arbeit des Düsseldorfer Künstlers Thomas Ruff (*1958) als Schenkung aus Privatbesitz. Die großformatige Fotografie jpeg icbm02 (2007) ist Teil der Serie jpeg, deren Ausgangspunkt Bilder aus dem Internet, aber auch vom Künstler selbst mit einer Digitalkamera aufgenommene Motive oder eingescannte Vorlagen sind. Hierbei greift Ruff Bildprinzipien der Impressionisten und Pointilisten auf: Indem er die Auflösung der Fotos verringert – also die Anzahl der Pixel pro Zentimeter reduziert – und gleichzeitig ihr Format vergrößert, entsteht ein neues, vergröbertes Bild, das aus der Nähe betrachtet einem geometrischen Muster ähnelt. Erst bei größerem Abstand des Betrachters zum Werk fügt es sich zu einem erkennbaren Bild zusammen; im Falle von jpeg icbm02 wird der Start einer Rakete sichtbar. Die Bildserien des 1958 geborenen Künstlers verdeutlichen seine grundlegend skeptische Haltung gegenüber dem Wahrheits- und Dokumentationsanspruch von Fotografie. Ruffs konsequentes Befragen neuer Bildquellen und Technologien veranschaulichen vielleicht am eindrücklichsten die Art und Weise, wie er den Ansatz seiner Lehrer Bernd und Hilla Becher weiterführt.

Die Arbeit jpeg icbm02 ist ab sofort in den Gartenhallen des Städel Museum zu sehen und bildet dort den Einstieg in eine Sonderpräsentation der Sammlung Gegenwartskunst. Als Erweiterung der Sonderausstellung „Fotografien werden Bilder. Die Becher-Klasse“ konzipiert, zeigt die Präsentation „Fotografische Objekte“ in zwei Kabinetten der Gartenhallen ausgewählte Arbeiten, die den Wandel des zeitgenössischen Bildbegriffs jenseits der Malerei vorführen. Fotografische Objekte sind in dieser Lesart zwei- wie dreidimensionale Kunstwerke, die aus real vorhandenem Material, wie Pressefotos oder Internet-Bilddaten durch eine technologische Transformation abgeleitet werden. Vergleichbar traditionell- fotografischen Abbildern reflektieren und materialisieren die fotografischen Objekte das zeitgenössische gesellschaftliche und kulturelle Umfeld. Der Prozess der postdigitalen Umsetzung ist dabei immer im Objekt abzulesen. Neben Werken aus der Sammlung des Städel werden auch Bestände wichtiger, dem Museum verbundenen Privatsammlungen präsentiert. Zu sehen sind Arbeiten von Seth Price, Jörg Sasse, Kara Walker, Wade Guyton oder Thomas Bayrle.