Im Kino: Im Sommer wohnt er unten

Die Pärchenurlaubferienhaushölle

David (Godehard Giese) geht in Deckung vor den Auswirkungen zwischenmenschlicher Beziehungen

Karlsruhe. Premiere im Karlsruher Kino „Schauburg“: Gezeigt wurde am 28. Oktober 2015, einen Tag vor dem Bundesstart in einer Vor-Premiere „Im Sommer wohnt er unten“.

Sommer ist es in der Tat in diesem Werk, das irgendwo an der französischen Atlantikküste spielt. Matthias (Sebastian Fräsdorf) ist mit seiner französischen Freundin Camille (Alice Pehlivanyan) in das Ferienhaus seiner Eltern gezogen, wo der große Bruder David (Godhard Giese) eine Woche zu früh eintrifft, um dort einen Urlaub mit Ehefrau Lena (Karin Hanczewski) zu verbringen.

Die Ausgangslage ist: Ein etwas verträumter Jointdreher, seine feurige Französin, der stocksteife Bankerbruder und dessen verkrampfe Gattin: Das Humankapital von „Im Sommer wohnt er unten“ ist reich an möglichen Konflikten mit viel Humorpotential. Der geographische Mittelpunkt des Films ist der Swimming-Pool des Ferienhauses: Einem der Premieren-Zuschauer fällt an diesem Abend, ganz naheliegend, der Film „Swimming-Pool“ (1969 von Jaques Deray mit Romy Schneider und dann noch mal 2003 von Francois Ozon mit Charlotte Rampling) ein. Der Gedanke ist naheliegend, aber „Im Sommer wohnt er unten“ ist kein gesellschaftliches Sittengemälde und Regisseur und Drehbuchautor Tom Sommerlatte ist kein Moralist. Ihm, der bisher überwiegend als Schauspieler arbeitete (und auf die Rolle des Wehrmachtssoldaten abonniert war), gelang es, den üblichen überzogen-albernen Humor rein deutscher Komödien zu vermeiden und durch den franzöischen Schauplatz und die französischen Schauspieler eine gewisse Leichtigkeit in den Film zu bringen, wie es sonst eben nur in Frankreich gelingt. Erfrischend auch, dass die Macher nicht dem Trend erlagen, das Ende des Films in einem kitschig-süßlichen Happy-End zu ertränken (die ARD-Vorabendseicht-Produktionsfirma Degeto hatte nichts mit der Finanzierung zu tun).

„Im Sommer wohnt er unten“ hätte das Zeug gehabt, zum Überraschungserfolg des Sommers 2015 zu werden (ähnlich Andreas Dresen „Sommer vorm Balkon“ 2006), nun kann er uns an kalten Herbstabenden daran erinnern, wie es sein muss, wenn Ferienhausidylle auf Familienhölle trifft.