Karlsruhe: Aqui estou em Kasa – „Ich lebe in Deutschland – auf brasilianische Art“

Aqui estou em Kasa am 29. Juni 2017 (Foto: Bernadette Fink)
Aqui estou em Kasa am 29. Juni 2017 (Foto: Bernadette Fink)

Karlsruhe – Was ist Heimat? Wo bin ich zu Hause? Und wie schaffe ich es, brasilianische Leichtigkeit mit deutscher Genauigkeit in Einklang zu bringen? Bei der im Rahmen der Karlsruher Heimattage organisierten Kulturveranstaltung „Aqui estou em KAsa“ (Hier bin ich zu Hause) sprachen drei gebürtiger BrasilianerInnen am 29. Juni 2017 über ihr Karlsruher Heimatgefühl.

Rund 50 Teilnehmer informierten sich bei der gemeinsam von Capoeira Karlsruhe e.V. und dem internationalen Begegnungszentrum e.V. organisierten Veranstaltung. Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup sprach einleitende Grußworte und folgte interessiert dem weiteren Programm, durch welches die Kulturwissenschaftlerin Lila Sax dos Santos Gomes führte.

„Mit meiner Mode schlage ich die Brücke zwischen zwei Kulturen“, so die Modedesignerin Aline Celi, „ich entwerfe und verkaufe die Modelle in Deutschland. Eingefärbt werden die Seidenkleider jedoch in meiner brasilianischen Heimatstadt Natal mit einem einzigartiges Seidendruckverfahren.“ Damit zeigt die Modeschöpferin zugleich soziales Engagement, da die Herstellung der von ihr entworfenen Kleider und Schmuckstücke in gemeinnützigen brasilianischen Werkstätten erfolgt.

Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup und Lila Sax dos Santos Gomes (Foto: Bernadette Fink)
Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup und Lila Sax dos Santos Gomes (Foto: Bernadette Fink)

Ein Spagat, der auch dem Sportwissenschaftler Luiz Carlos dos Santos Gomes hervorragend gelungen ist. Seit seiner Kindheit übt er den traditionellen brasilianischen Kampftanz Capoeira aus, der von aus Afrika verschleppten Sklaven entwickelt wurde. „Auch wenn Karlsruhe inzwischen zu meinem Lebensmittelpunkt geworden ist, ist es mir ein wichtiges Anliegen, die brasilianische Kultur in Deutschland bekannter zu machen“, so Instrutor Cao, wie der Capoeira-Titel von Santos Gomes lautet, „Ich habe mir einen Traum erfüllt – ich kann von meiner Leidenschaft, die gleichzeitig auch meine nationale Sportart darstellt, leben und das können nicht viele. Ich freue mich auch zu sehen, wie die internationale Capoeiraschülergruppe unseres Karlsruher Vereins von dem Kontakt mit der brasilianischen Kultur profitiert. Es ist schön, in Deutschland zu leben – auf brasilianische Art.“

Ítalo Nalyson Araújo da Silva und Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup (Foto: Bernadette Fink)
Ítalo Nalyson Araújo da Silva und Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup (Foto: Bernadette Fink)

Auch Ítalo Nalyson Araújo da Silva, Künstlername Caramuru, hat an diesem Abend das Publikum mit seiner zweisprachigen Musik fasziniert. Caramuru, der in Deutschland und Europa mit seiner Band „Forró de Ka“ tourt, beschrieb, wie er durch seine Musik unterschiedliche Komponenten der beiden Kulturen zusammenbringt: „Integration bedeutet nicht, dass man das, was man aus seinem Heimatland mitgebracht hat, aufgibt – beide Kulturen leben in dir weiter“

Beruflich ist es allen dreien wunderbar gelungen, ihr Geburtsland mit ihrem neuen Heimatland zu verbinden. Doch wie sieht es mit der inneren Heimat aus? Kann man sich hier und dort zu Hause fühlen? Für Aline Celi, Cao und Caramuru wird Heimat definiert durch das Gefühl der Zugehörigkeit, der Familie, den Freunden, aber auch durch die Ausübung einer sinnvollen Tätigkeit und nicht zuletzt durch den Alltag.

Erstaunliche Antworten, die zeigen, dass man auch abseits der ursprünglichen Umgebung und Kultur eine neue oder eine weitere Heimat finden kann. Einig waren sich die interviewten BraslianerInnen auch darin, dass es notwendig sei, die Rahmenbedingungen des neuen Landes zu kennen und zu beachten.

Die Sprache wird als Schlüssel zum Verständnis einer neuen Kultur angesehen. Nur wer sich die Sprache des neuen Gastlandes aneignet, kann hier eine neue Heimat finden.

Tanzvorführung (Foto: Bernadette Fink)
Tanzvorführung (Foto: Bernadette Fink)
Aline Celi (Foto: Bernadette Fink)
Aline Celi (Foto: Bernadette Fink)

Der Abend hat gezeigt, dass Heimat nichts Starres, sondern etwas in Bewegung ist. Er gibt uns Hoffnung, dass wir uns auf einem guten Weg befinden, die Trennung zwischen „uns“ und „den anderen“ zu überwinden.