MiRo: Zweite Stufe der Wärmeauskopplung

Raffiniert

Ralf Schairer, Gabriele Luczak-Schwarz und Dr. Karl Roth haben heute die zweite Ausbaustufe der Wärmeauskopplung aus der Raffinerie offiziell in Betrieb genommen

Karlsruhe – Die Mineraloelraffinerie Oberrhein (MiRO) und die Stadtwerke Karlsruhe haben die zweite Ausbaustufe der Wärmeauskopplung aus der Raffinerie in Karlsruhe abgeschlossen. Seit Beginn der Heizperiode speist die Raffinerie auch überschüssige Niedertemperatur-Prozessabwärme aus dem Werkteil 1 in das Karlsruher Fernwärmenetz ein.

Damit stammt nun mehr als die Hälfte der Karlsruher Fernwärme aus der Raffinerie. Das Projekt  mit Gesamtinvestitionen in Höhe von rund 24 Millionen Euro erhöht die Energieeffizienz der Raffinerie und die Versorgungssicherheit bei der Fernwärme. Den größten Nutzen hat die Umwelt: Da diese Wärme nicht extra erzeugt wird, entstehen auch keine zusätzlichen CO2-Emissionen und keine zusätzlichen Abgase. Es ist Wärme, die sowieso da ist. Daher macht diese Prozessabwärme die Karlsruher  Fernwärmeversorgung noch umwelt- und klimaschonender. 

Wärme für noch mehr Wohnungen

Bisher nutzten die Stadtwerke Karlsruhe rund 300.000 Megawattstunden Wärme aus dem Werkteil 2 der MiRO für die Fernwärmeversorgung. Mit der zweiten Ausbaustufe kommen weitere 220.000 Megawattstunden hinzu. Damit kann der Wärmebedarf von vielen weiteren Gebäuden gedeckt werden. Aktuell versorgt das Unternehmen fast 32.000 Wohnungen mit Fernwärme. Hinzu kommt die Fernwärmeabgabe an Gewerbe, Handel, Dienstleistung und Industrie in der gleichen Größenordnung. 

„Karlsruhes größtes Umweltprojekt erreicht eine neue Entwicklungsstufe“, freut sich  Bürgermeisterin Gabriele Luczak-Schwarz. „Mit der Nutzung von Prozessabwärme aus der Raffinerie werden zukünftig jährlich über 100.000 Tonnen CO2 vermieden. Damit leisten beide Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Karlsruher Klimaschutzziele“, so die Bürgermeisterin weiter.

Auch für Dr. Karl Roth, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Karlsruhe, stehen die Umweltaspekte im Vordergrund.

„Nachhaltigkeit und Klimaschutz bilden die Grundlage für die Glaubwürdigkeit und die Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens“, so Roth. „Das MiRO-Projekt gehört zu den Leuchtturmprojekten der Energiewende und findet in ganz Europa Interesse.“

Die Energieeffizienz der Raffinerie wird durch die Niedertemperatur-Abwärmenutzung um bis zu fünf Prozent gesteigert.

„Beide Seiten gewinnen: Das Projekt bringt der Umwelt eine Entlastung und stärkt unsere Position als Raffineriestandort im europäischen Wettbewerb“, unterstreicht Ralf Schairer, Sprecher der MiRO-Geschäftsführung. 

Weiterer Ausbau des Fernwärmenetzes

Die zusätzliche Wärme aus der Raffinerie ist höchst willkommen: Fernwärme in Karlsruhe „boomt“. Seit 2011 konnten die Stadtwerke 11.000 Wohneinheiten und 270 Gewerbebetriebe mit insgesamt 103 Megawatt Wärmeleistung als neue Fernwärmekunden gewinnen. Die zuverlässige Wärmelieferung aus der Raffinerie ist eine Voraussetzung für den geplanten weiteren Ausbau der Fernwärmeversorgung und die Verdichtung entlang der bestehenden Leitungstrassen. Zurzeit ist das Fernwärmenetz rund 180 Kilometer lang. In den nächsten Jahren kommen neue Leitungen nach Durlach und in die Rheinstrandsiedlung hinzu. Die Bauarbeiten für die 3. Fernwärme-Hauptleitung im Süden der Stadt sind inzwischen weitgehend abgeschlossen.  Aktuell wird die Südschiene bis zum Hauptbahnhof verlängert und über mehrere Querspangen mit dem Bestandsnetz verbunden.

Wärme aus Abwärme

Das Heizwasser für die Karlsruher Fernwärme stammt nun zu über 90 Prozent aus Kraft-Wärme-Kopplung bei der Stromerzeugung im Rheinhafen-Dampfkraftwerk der EnBW und aus Prozessabwärme der MiRO. Dort fällt Abwärme mit Temperaturen unter 130 °C an, die nicht wirtschaftlich genutzt werden kann, für die Fernwärmeversorgung aber ideal ist. Diese Prozessabwärme wird vorrangig durch innovative Wärmetauscher, die für eine effektive Wärmeübertragung auf engstem Raum sorgen, aus den Anlagen der Raffinerie ausgekoppelt und über eine Transportleitung zur Fernwärmezentrale der Stadtwerke Karlsruhe im Heizkraftwerk West geleitet. Hier wird sie in das Fernwärme-Stadtnetz eingespeist. Diese Leitung wurde von vornherein so dimensioniert, dass sie nun auch die zusätzliche Wärme der zweiten Ausbaustufe transportieren kann. Eine weitere Fernwärmeleitung führt von der Raffinerie über das Neubaugebiet Knielingen 2.0 nach Norden und endet im Neubaugebiet Kirchfeld-Nord. Sie beheizt die beiden neuen Karlsruher Wohngebiete auf militärischen Konversionsflächen komplett und nahezu CO2-frei mit Fernwärme aus der Raffinerie. Der Primärenergiefaktor des Karlsruher Fernwärme-Stadtnetzes liegt mit der zweiten MiRO-Ausbaustufe zukünftig bei ungefähr 0,30, die spezifischen CO2-Emissionen wurden auf rund 70 Gramm pro Kilowattstunde Heizwärme reduziert. Das ist ein Spitzenwert, so dass Fernwärme auch alle Anforderungen der Energie-Einsparverordnung und der Erneuerbaren Wärmegesetze des Landes und des Bundes erfüllt.

Vorteile der erweiterten Wärmenutzung aus der Raffinerie:

  • Wichtiger Beitrag zum Klimaschutz: Die Wärme aus der Raffinerie ist sowieso vorhanden, sie muss nicht extra erzeugt werden und ist daher quasi CO2-frei. Beide Unternehmen rechnen mit einer CO2-Einsparung von über 100.000 Tonnen pro Jahr – unter der Annahme, die verdrängte Wärme würde mit/ neuester Erdgas-Brennwerttechnik erzeugt. Damit ist die Wärmenutzung aus der Raffinerie das größte Karlsruher Umweltprojekt.
  • Trotz der hohen Investitionskosten ist die MiRO-Wärme nicht teurer als die anderen Wärmequellen, wird aber aufgrund des hohen Umweltvorteils bevorzugt ins Netz eingespeist.
  • Erhöhung der Versorgungssicherheit durch die weiteren Wärmequellen auf dem Raffineriegelände.
  • Äußerst zuverlässige Wärmelieferung das ganze Jahr über.  
  • Pilotprojekt für die Nutzung von industrieller Prozessabwärme in einem großen städtischen Fernwärmenetz mit Signalwirkung für andere Städte und Betriebe im In- und Ausland.
  • Erhöhung der Energieeffizienz der MiRO um bis zu fünf Prozent.
  • Ressourcenschonung, da die Fernwärme sonst mit fossilen Energieträgern oder in Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt werden müsste.