Fritz Schuster
Fritz Schuster kontrolliert den Druck der Briefbögen für die Bauverwaltung. (Foto: Stadtverwaltung Bad Kreuznach)

Bad Kreuznach – Im digitalen Zeitalter hat auch das gedruckte Wort auf Papier noch einen großen Stellenwert. Der städtische „Hausdrucker“ Fritz Schuster ist fest davon überzeugt, dass es mindestens noch eine Generation dauern wird, bis das Papier als Informationsmaterial weitgehend überflüssig wird.

Aktuell ist die Druckerei der Stadt sehr gut ausgelastet. Rund 500 Aufträge bekommt Schuster pro Jahr von Ämtern, Museen, Kindertagesstätten, Grundschulen und von städtischen Gesellschaften. Nur etwa zehn Prozent davon sind Unterlagen für die Sitzungen von Ausschüssen und des Stadtrates

Im Erdgeschoss des Stadthauses sind drei Räume, die von den Besuchern weitgehend unbeachtet liegen, aber in denen rege Betriebsamkeit herrscht und aus denen das monotone Rattern der Maschinen klingt. Manchmal geht es in der Hausdruckerei der Stadtverwaltung zu wie in einem Taubenschlag. Abgeholt werden Eintrittskarten der Museen, Tickets für die Naheweinprobe auf dem Riesenrad, Veranstaltungsflyer wie beispielsweise für das städtische Freundschaftsfest oder die Interkulturellen Wochen, Plakate für VHS-Veranstaltungen, das Neustadt-Blatt, das „Daumenkino“ mit einer Fotoserie zur einstigen Großbaustelle für das Brückenfest, Schülerzeitung und Lernfibeln für Deutsch in den Kitas und in der Grundschule, Visitenkarten für die Verwaltung, Stimmzettel für Wahlen und vieles mehr. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Fritz Schuster in der Hausdruckerei der Stadtverwaltung und geht Anfang nächsten Jahres in Rente. Der „Druckformenhersteller“ verfeinerte sein Handwerk in verschiedenen Betrieben, dazu zählten die Druckereien Ferdinand Harrach, in der einst der Oeffentliche Anzeiger hergestellt wurde, und Förner GmbH , zu dessen Kunden Shell Holland und der Kölner Verlag M. DuMont Schauberg (heute Dumont Mediengruppe) gehörten.

Fritz Schuster hat den rasanten Wandel der Druckerbranche erlebt. Den Bleisatz, als er die Metalldruckplatten selbst beschichtete, eine filigrane Arbeit, denn ein Stäubchen auf den Platten bedeutete, wegwerfen und neu anfangen. Dann kamen der Fotosatz und aktuell die Digitaltechnik. Fritz Schuster, bedauert, dass die Verwaltung den Weg der Modernisierung der Maschinen nicht gegangen ist. Das Druckerei der Stadtverwaltung umfasst zwei Heidelberger Druckmaschinen (für Din-A4 einfarbig und für Din-A3 zweifarbig), Maschinen für das schneiden, zusammentragen, kleben und falzen sowie eine halbautomatische Maschine für Spiralbindung. Mit dem „Computer to Play-System“ (CTP) hätte die Stadtdruckerei noch

„wesentlich mehr Möglichkeiten und würde dadurch Zeit, Material und auch Geld sparen,“

so Schuster,.

Im Rahmen der Organisationsberatung steht Druckerei auf dem Prüfstand.

„Wenn alle Aufträge nach außen vergeben, verlieren wir unsere Flexibilität. So schnell und günstig wie jetzt bekommen wir die Druckerzeugnisse nicht mehr“,

so Schuster. Er geht davon aus, dass für alle Aufträge der Stadt eine Druckerei zwei Vollzeitkräfte beschäftigen müsse. Denn Schuster ist auch für die Logistik zuständig. Lastwagen liefern mehrmals im Jahr insgesamt 300.000 Din-A4-Bogen in Zeitungsqualität und insgesamt 340.000 Bogen farbrecycelt an, außerdem verteilt er zwei Millionen Din-A-4-Blätter, die in der gesamten Verwaltung auch zum Kopieren benötigt werden. Schuster hätte zu gerne eine(n) Nachfolger(in) eingearbeitet. In den über 25 Jahren Tätigkeit in der Verwaltung hat Schuster drei junge Männer und drei junge Frauen zu Druckern bzw. Druckerinnen ausgebildet. Wenige Monate vor seinem Ruhestand appelliert er an die Verwaltungsspitze und an die Politik die Druckerei nicht aufzugeben.

Doch jetzt freut er sich erst einmal auf seinen Urlaub. Mit seinem Motorrad „Honda VFR 1200“ ist er zunächst in Trentino und dann 10 Tage auf der italienischen Insel Sardinien unterwegs.