Heidelberg: Rund 11 Millionen Euro für die Leberkrebs-Forschung

Heidelberg – Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert den neuen Transregio-Sonderforschungsbereich 209 „Leberkrebs – neue mechanistische und therapeutische Konzepte in einem soliden Tumormodell“ mit rund 11 Millionen Euro für zunächst vier Jahre.

„Diese Entscheidung bestätigt die großartige Arbeit unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und stärkt Heidelberg als Standort für zukunftsweisende medizinische Forschung“, sagt Professor Dr. Hans-Georg Kräusslich, Prodekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg. „Wir gratulieren allen Beteiligten sehr herzlich!“ Neben der Medizinischen Fakultät Heidelberg sind Wissenschaftler der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und der Medizinischen Hochschule Hannover an dem Konsortium beteiligt. „Wir freuen uns sehr über die positive Entscheidung der DFG zur Förderung unseres Forschungsverbundes, zumal wir uns von unserer Forschung an Leberkrebs und damit einem Tumormodellsystem wegweisende Ergebnisse zur Therapie erhoffen. Mit den drei Standorten haben sich langjährige Forschungspartner und Einrichtungen zusammengetan, deren Kooperation auch in der Vergangenheit fruchtbare Ergebnisse erbracht hat“, sagt Prof. Dr. Schirmacher, Sprecher des SFB/Transregio und Ärztlicher Direktor des Pathologischen Instituts der Medizinischen Fakultät Heidelberg.

Leberkrebs – ein Krankheitsbild, viele Ursachen

Leberkrebs ist weltweit die fünfthäufigste bösartige Tumorerkrankung und die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache mit einer steigenden Anzahl von Neuerkrankungen pro Einwohner und Jahr und daher von großer medizinischer Bedeutung. Es gibt verschiedene bösartige Tumoren der Leber, die überwiegend eine direkte Folge einer langjährigen, chronischen Lebererkrankung sind. „Viele allgemeine Krebsursachen sind besonders auch für die Entstehung von Leberkrebs relevant, wie beispielsweise chronische Virusinfektionen (Hepatitis B und C), Übergewicht/Metabolisches Syndrom und Belastungen durch Alkohol und andere Toxine. Wir können also aus Entstehung und Verlauf von Leberkrebs grundlegende Erkenntnisse für viele Krebserkrankungen gewinnen“, fasst Prof. Dr. Schirmacher zusammen. Gleichzeitig ermöglichen es heute neue Modellsysteme, die Ursachen, Mechanismen und Therapiemöglichkeiten viel präziser zu untersuchen und hierdurch die Diagnose und Behandlung von Leberkrebs entscheidend zu verbessern.

Drei Standorte, 18 Projekte – und viele offene Fragen zum Thema Leberkrebs

Die Wissenschaftler verfolgen in insgesamt 18 Projekten im transregionalen SFB drei Themenbereiche. Der erste Forschungsbereich untersucht die Mechanismen der beiden wichtigsten Ursachen für Leberkrebs: chronische Entzündungsreaktionen in Folge einer Infektion mit Hepatitis C oder aber in Verbindung mit einer nicht-alkoholischen Fettleber (Steatohepatitis). Der zweite Schwerpunkt beschäftigt sich mit den molekularen Grundlagen der Wechselwirkung zwischen der Tumorzelle und ihrer Umgebung: z. B. mit der Anpassungsfähigkeit von Tumoren an unterschiedliche Umweltbedingungen und dem Zusammenspiel von Tumorzellen mit dem umgebenden Bindegewebe. Der dritte Forschungsbereich möchte „bench to bedside“-Ansätze – zu Deutsch „vom Labortisch ans Patientenbett“ – nutzen, um vielversprechende Therapieansätze schneller zur klinischen Anwendung zu bringen. Hier stehen z. B. bestimmte zelluläre Signalwege, epigenetische Steuerungsmechanismen sowie immunologische Strategien im Fokus des Interesses. Die Forschungsdaten, Gewebeproben sowie Zell- und Mausmodelle werden in einem zentralen „Teilprojekt Informationsinfrastruktur“ (kurz: INF-Projekt) zusammengefasst und stehen dem Verbund für weitere wissenschaftliche Untersuchungen zur Verfügung. „Der SFB/Transregio 209 integriert mit seinen international führenden Forschern auf dem Gebiet der Leberkrebsforschung in einmaliger Weise Wissen und Erfahrung, um relevante Fragen mit besten Erfolgsaussichten anzugehen“, so Prof. Dr. Schirmacher.

Sonderforschungsbereiche der Deutschen Forschungsgemeinschaft

SFB/Transregio werden von zwei oder drei Hochschulen gemeinsam beantragt, die quantitativ etwa gleichgewichtig im Verbund vertreten sein sollen. Eine dieser Hochschulen leitet als „Sprecherhochschule“ den Verbund. Ziel ist es, innovative, aufwändige und langfristig konzipierte Forschungsvorhaben über die Grenzen von Fachdisziplinen und Institutionen hinaus zu fördern. Neben wissenschaftlichen Aspekten tragen auch Nachwuchsförderung und die Gleichstellung von Forscherinnen und Forschern zum erfolgreichen Abschneiden im anspruchsvollen Auswahlverfahren der DFG bei.