Mannheim – Einen spannenden musikalischen Abend präsentierte das Ensemble des Capitols am vergangenen Mittwoch (30.12.2015). HELDENZEIT war der Titel des Programmes, bei dem 40 Jahre Pop- und Rockmusik im Mittelpunkt stand. Anlass für diese Inszenierung sind 25 Jahre Wiedervereinung von Deutschland Ost und West.
Das Bühnenbild war an diesem Abend zwar recht einfach, wurde aber dennoch den Ansprüchen gerecht. Im Mittelpunkt stand die Berliner Mauer. In vier Elementen und mit Rollen versehen, konnte man das vermeintliche Monument verschieben, wie es gerade gebraucht wurde. „Musik, nur wenn sie laut ist“ war der erste Titel an dem Abend. Sascha Krebs sang dieses Lied, während Nina Ungerer das Geschehen als „Fremde“ mit großen Augen verfolgte. Erst als die Bässe lauter wurden, kam sie in rhythmische Bewegungen. Mit „20.000 Meilen über dem Meer“ wurde die Sehnsucht nach Liebe und Freiheit zwischen den Deutschen in Ost und West an der Mauer besungen. Und so ging das den ganzen Abend. Titel wie beispielsweise „Am Fenster“, „Ich bin auch ein Vertriebener“ oder „Himmel auf“, boten eine Mischung von Liedern aus Ost und West, die den Zeitgeist der letzten 40 Jahre widerspiegeln. Sascha Krebs, Katja Friedenberg Daniel Würfel und Nina Ungerer verstanden es, die unterschiedlichen Lieder eindrucksvoll zu interpretieren. Immer wenn es auf der Bühne von der Handlung her nichts zu erwarten war, fesselte Nina Ungerer die Blicke des Publikums an sich. Sie tanzte wie eine Primaballerina und rundete die Handlung ab. Auch die Musiker hatten an diesem Abend ihr Können unter Beweis gestellt. Auch wenn Saxofonist Michael Gilb, Gitarrist Christof Brill oder der Schlagzeuger Rainer Dettling ihre sehr schönen Soloparts spielten, waren Bassist Stefan Engelmann und Bandleader Frank Schäffer, ebenso wichtig. Den Musikern hatte es auch offenbar Spaß gemacht, einen so bunten und unterschiedlichen musikalischen Blumenstrauß zu binden.
Gänsehautfeeling kam auf, als Sascha Krebs die Geschichte von „Willy“, eigentlich ein Lied von Konstantin Wecker, wiedergab. Begleitet von Frank Schäffer am Klavier, erzählte er sehr eindrucksvoll die Geschichte von Willy, der die Freiheit gegen nichts eintauschen wollte und von einem Neonazi in einer Münchner Kneipe erschlagen wurde. Als die Lautsprecher verstummten, herrschte kurze Zeit absolute Stille, bevor ein riesiger Applaus startete. Der „Schrei nach Liebe“, „Tag am Meer“ oder „ich laß für dich das Licht an“ rundete die Sehnsucht nach Liebe und Freiheit ab. In seinem Schlusswort betonte Sascha Krebs, dass das Ensemble nicht im Traum daran geglaubt habe, dass die Fremdenfeindlichkeit in Deutschland jemals wieder ein Thema sein werde. „So schnell kann uns die Geschichte einholen“, warnte er eindringlich und forderte alle auf, Recht und Freiheit zu verteidigen. Das Publikum unterstützte diesen Appell mit rasendem Beifall.