Patenschaft für Flüchtlinge

Paten bleiben nicht alleine

Weinheim – Werte und Umfangsformen des Gastlandes vermitteln, Integration der Betreuten in unsere Gesellschaft, Lebensweise erfahrbar machen, Vermittlung der in Europa wichtigen Werte, wie Menschenwürde und Gleichberechtigung – das sind die Ziele einer „Patenschaft“, die auch in Weinheim ansässige Personen und Familien für Flüchtlinge übernehmen können.

Zahlreiche dieser Patenschaften gibt es bereits, weitere Paten werden aber noch gesucht. Denn klar ist allen Beteiligten: Im persönlichen Kontakt und im direkten Umgang können Werte und Gepflogenheiten am besten weitergegeben werden – nämlich, indem man sie lebt. 

„Patenschaften sind eine besonders wirksame Methode der Integration“, bekräftigte die Weinheimer Flüchtlingsbeauftragte Ulrike Herrmann jetzt bei einer Veranstaltung für ehrenamtliche Helfer, die sich für eine Patenschaft interessieren. Beim Thema Flüchtlings-Patenschaften hat sich in Weinheim mittlerweile eine eigene ehrenamtliche Struktur gebildet, in der Astrid Keßler die Federführung hat. Sie organisierte jetzt einen Info-Abend für Interessierte. Rund 40 Personen kamen zum ersten Mal in neuen Räumen in der Kopernikusstraße zusammen, die von nun an in nächster Zeit der Flüchtlingsarbeit in Weinheim zur Verfügung stehen werden. Im zweiten Stock über der „Agentur für Arbeit“ wird ein Flüchtlings- und Ehrenamtszentrum (FEZ) eingerichtet. 

Passend zum Thema konnte Astrid Keßler den Politologen Dr. Dirk Axtmann für einen Impulsvortrag gewinnen. Axtmann ist Experte für die gelebten Kulturen in den arabischen Staaten, insbesondere für jene in Nordafrika. Bald wurde klar: Ein Pate oder eine Patin kann die Aufgabe besser einschätzen, wenn er oder sie auch die Lebensweisen des Herkunftslandes kennt. Denn der Umgang zwischen den Geschlechtern und Generationen, auch innerhalb der Familie, aber auch alltägliche Dinge, wie Ess- und Hygienegewohnheiten, das alles ist in anderen Kulturen oft ganz anders. Ergo: Die Flüchtlinge müssen neue Umgangsformen lernen und verstehen. In einem persönlichen Verhältnis zwischen einem Paten und einem Schützling könne das am besten gelingen, betonte Axtmann. 

Paten können ihre Aufgaben aber auch zum Beispiel als Berufslotsen bei der Berufsorientierung, in der Alltagsbetreuung, der medizinischen Betreuung und nicht zuletzt bei der Sprachvermittlung wahrnehmen. Wichtig: „Sie werden mit dieser Aufgabe nicht alleine gelassen“, beruhigten Ulrike Herrmann und Astrid Kessler. Die Paten könnten auf Unterstützung, Begleitung und Schulung setzen. „Wir entwickeln uns gemeinsam“, so machte die Flüchtlingsbeauftragte Mut. Und Patenschaften seien der beste Weg dahin, „dass wir mit den Menschen reden und nicht über sie“. 

Astrid Kessler empfahl, dass sich interessierte Helfer am besten direkt an das jeweilige Standortteam einer Unterkunft wenden (Angaben s.u.). Dort werde die Zuordnung des Paten und des Flüchtlings organisiert. Möglich sei es auch, Patenschaften nicht für eine Einzelperson sondern auch für einzelne Wohneinheiten zu übernehmen. An leichtesten finde man den Kontakt beim Besuch eines „One World Cafés“, das es für jede der bislang bestehenden Unterkünfte einmal in der Woche gibt, ebenfalls ehrenamtlich organisiert. Bei weiteren Fragen können auch die Mail-Adressen integration@weinheim.de und patenschaft-fluechtlingshilfe@gmx.de angesteuert werden. Weitere Infos auch auf www.weinheim-hilft.de

Die One World Cafés finden statt:

GUPS-Hotel
Eisleber Str. 2
69469 Weinheim
Freitags 15 – 17 Uhr 

Winzerhalle Lützelsachsen
in den Räumen des evangelischen Gemeindehauses
Kurpfalzstraße 4
69469 Lützelsachsen
Freitags 15.30 – 17.30 Uhr

Ebert-Park-Hotel
im Saal der Markusgemeinde
Ahornstraße 50
Montags 15 Uhr – 17 Uhr

Druckhaus Diesbach
in den Räumen der Liebeszeller Gemeinde
Nördliche Hauptstraße 51
Dienstags 15.30 – 17-30 Uhr

Stettiner Straße
in den Räumen der Baptistengemeinde
Waidalle 2
Mittwochs 16.00 – 18.00 Uhr