Heidelberg: Kampf gegen den plötzlichen Herztod

Heidelberg – Bei einem Herzstillstand zählt jede Sekunde: Ohne Wiederbelebungsmaßnahmen sinkt die Überlebenschance jede Minute um zehn Prozent. Nach fünf Minuten ohne Blutversorgung trägt das Gehirn in den meisten Fällen irreparable Schäden davon. Bis dahin ist jedoch in der Regel noch kein Notarzt oder Sanitäter vor Ort. Die Stadt Heidelberg und die Björn Steiger Stiftung möchten daher gemeinsam die Erstversorgung von Betroffenen in Heidelberg innerhalb dieser ersten, überlebenswichtigen Minuten verbessern. In zehn stark frequentierten städtischen Gebäuden bringen Stadt und Stiftung sogenannte Laien-Defibrillatoren an. Die Gemeinschaftsaktion hat das Motto „Herzsicheres Heidelberg“.

Mit den Laien-Defibrillatoren können auch Personen ohne medizinische Ausbildung Betroffenen schnell und effektiv bei einem Herzstillstand helfen. Der erste Laien-Defibrillator wurde nun im Foyer des Heidelberger Rathauses angebracht. Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner, Rainer Bucher und Anna Eberchart von der Björn Steiger Stiftung, Dr. Michael Preusch, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie am Universitätsklinikum Heidelberg, und Gert Bartmann, Leiter des Amtes für Sport und Gesundheitsförderung, stellten das Gerät am Montag, 6. März 2017, vor.

„Jeder kann zum Lebensretter werden“

Der plötzliche Herztod wird durch Herzrasen (Kammerflimmern) verursacht. Er führt zu einem sofortigen Herz-Kreislauf-Stillstand. „Mit mehr als 100.000 Betroffenen jährlich ist der plötzliche Herztod die häufigste Todesursache in Deutschland außerhalb von Krankenhäusern und Kliniken. Oft kommen Rettungskräfte zu spät zu einem Patienten. Gemeinsam mit der Björn Steiger Stiftung möchten wir daher darauf aufmerksam machen, wie jeder Einzelne in einem Notfall helfen und zum Lebensretter werden kann“, sagte Dr. Würzner: „Dafür ist es wichtig, die Laien-Defibrillatoren im öffentlichen Raum gut sichtbar zur Verfügung zu stellen und die Menschen über die einfache Handhabung zu informieren.“

„Das Projekt hier in Heidelberg liegt uns, der Björn Steiger Stiftung, sehr am Herzen. Wir möchten im gesamten Stadtgebiet weitere Laien-Defibrillatoren zur Verfügung stellen und arbeiten hierbei eng mit der Stadt Heidelberg zusammen. Wir benötigen dafür natürlich jegliche Unterstützung seitens der Wirtschaft aus der Region“, sagte Rainer Bucher.

Die Stadt Heidelberg und die Björn Steiger Stiftung bringen für ein „Herzsicheres Heidelberg“ gemeinsam zehn Defibrillatoren in städtischen Gebäuden an. Diese sind für Erwachsene wie Kinder gleichermaßen ohne Einschränkungen einsetzbar. Sie sind durch ein Gehäuse geschützt und für jedermann frei zugänglich. Eine Tafel informiert über die richtige Anwendung der „automatisierten externen Defibrillatoren“ (AED). Diese werden in regelmäßigen Abständen gewartet.

Laien-Defibrillatoren werden in folgenden zehn städtischen Gebäuden angebracht:

  • Rathaus, Marktplatz 10, Foyer
  • Kurpfälzisches Museum, Hauptstraße 97, Eingang zur Kasse
  • Theater, Theaterstraße 10, Haupteingang
  • Stadtbücherei, Poststraße 15, Haupteingang
  • Musik- und Singschule, Kirchstraße 2, Haupteingang, Foyer
  • Bürgeramt Mitte, Bergheimer Straße 69, Haupteingang
  • Verwaltungsgebäude Prinz Carl, Kornmarkt 1, Haupteingang
  • Palais Graimberg, Kornmarkt 5, Haupteingang
  • Amt für Soziales und Senioren, Fischmarkt 2, Haupteingang
  • Verwaltungsgebäude Friedrich-Ebert-Platz 3, Foyer

So wird der Laien-Defibrillator richtig angewendet

Der erfolgreiche Einsatz eines Laien-Defibrillator steht und fällt mit der richtigen Durchführung der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Der Defibrillator ist hierbei nur eine Ergänzung, kein Ersatz. Die Björn Steiger Stiftung und die Stadt Heidelberg empfehlen Ersthelfern für ein „Herzsicheres Heidelberg“ bei der Wiederbelebung einer Person in sechs Schritten vorzugehen:

Schritt 1: Ruhe bewahren und sofort helfen.
Schritt 2: Sprechen Sie die Person an! Reagiert sie nicht, rufen Sie laut um Hilfe, sodass eine weitere Person den Notruf 112 absetzen kann.
Schritt 3: Machen Sie den Brustkorb der Person frei, überstrecken Sie den Kopf und überprüfen Sie durch Hören, Sehen und Fühlen, ob die Person noch atmet.
Schritt 4: Wenn die Person nicht mehr atmet, beginnen Sie sofort mit der Herzdruckmassage. Dazu legen Sie beide Hände übereinander und drücken Sie auf die untere Hälfte des Brustbeins. Dabei gilt: So tief wie möglich eindrücken und nicht aufhören.
Schritt 5: Schalten Sie den Laien-Defibrillator ein und befolgen Sie die Sprachanweisungen. Die beiden Elektroden des Defibrillators werden auf dem – idealerweise von Haaren befreiten und trockenen – Oberkörper angebracht.
Schritt 6: Der Laien-Defibrillator analysiert den Herzschlag des Betroffenen und empfiehlt dem Helfer eine der beiden Maßnahmen: „Schock auslösen” per Knopfdruck oder „Herzdruckmassage fortsetzen”. Zudem unterstützt das Gerät den Helfenden bei der richtigen Durchführung der Herzdruckmassage, unter anderem durch Angaben zum Takt und Druck.

Weitere Standorte von Laien-Defibrillatoren

Laien-Defibrillatoren sind daneben bereits auch in der Stadthalle sowie in mehreren Gebäuden der Stadtwerke Heidelberg angebracht: an allen vier Stationen der Bergbahn (Kornmarkt, Schloss, Molkenkur und Königstuhl), in den fünf Bädern (City-Bad, Hallenbad Hasenleiser, Hallenbad Köpfel, Tiergartenbad und Thermalbad), im Holz-Heizkraftwerk im Pfaffengrund sowie in zwei Gebäuden in der Kurfürsten-Anlage.

Hintergrund: Die Björn Steiger Stiftung aus Winnenden setzt sich seit Jahrzehnten für die Verbesserung der Notfallhilfe in Deutschland ein. Die Stiftung wurde 1969 von Ute und Siegfried Steiger gegründet, nachdem ihr Sohn Björn von einem Auto erfasst worden war. Trotz sofortiger Alarmierung dauerte es fast eine Stunde, bis der Krankenwagen eintraf. Björn starb nicht an seinen Verletzungen, sondern an einem Schock. Die Stiftung wirkte an zahlreichen Errungenschaften im Rettungswesen mit, etwa bei der Einrichtung von Sprechfunk in allen Rettungswagen (1969) und der Einführung der Notrufnummer 110/112 (1973). Seit 2001 läuft die Initiative „Kampf dem Herztod“. Im Rahmen des Projekts „100.000 Leben zu retten“ stellt die Stiftung mit Hilfe von Sponsoren bundesweit AED-Säulen auf.