Pirmasens: Hugo-Ball-Preisverleihung – Furchtlosigkeit des Denkens

Pirmasens – Am Sonntag, 12. März 2017, verleiht Oberbürgermeister Dr. Bernhard Matheis den Hugo-Ball-Preis der Stadt Pirmasens an die in Berlin lebende Schriftstellerin, Lyrikerin und Übersetzerin Ann Cotten. Der Förderpreis geht an den Historiker und Kulturwissenschaftler Philipp Felsch. Die renommierte Auszeichnung, die bereits zum zehnten Mal seit 1990 vergeben wird, ist mit insgesamt 10 000 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet im Rahmen einer öffentlichen Matinee im Elisabeth-Hoffmann-Saal des Kulturforums Alte Post statt. Beginn der Veranstaltung ist um 10.30 Uhr, der Eintritt ist frei.

„Ann Cotten erhält den Hugo-Ball-Preis 2017 für ihr eigenwilliges und originelles Werk: Politik, Philosophie und ästhetisches Kalkül verbinden sich in ihren Texten zu oszillierenden Gebilden, die sich gleichermaßen der Revolte wie der Schönheit verschrieben haben. In der zeitgenössischen Literatur sticht ihre Arbeit dank der Furchtlosigkeit ihres Denkens hervor. Sie hinterfragt scheinbar Selbstverständliches, vereinbart das Unvereinbare, doch die Erschütterungen, die dies auslösen mag, werden aufgefangen durch ihren klaren und eleganten Stil“, begründet die Jury ihre Entscheidung.

Der Förderpreis geht an den Historiker und Kulturwissenschaftler Philipp Felsch, Juniorprofessor an der Humboldt-Universität Berlin. Er setze „in seiner klugen und elegant geschriebenen Studie ‚Der lange Sommer der Theorie‘, ein modernes Gegenstück zu Hugo Balls ‚Kritik der deutschen Intelligenz‘, die ehrwürdige literarisch-performative Tradition, die das Züricher Cabaret Voltaire begründete, höchst lebendig fort“.

Laudatorinnen sind die Jurymitglieder Marion Poschmann und Professor Dr. Hannelore Schlaffer. Die in Berlin lebende Lyrikerin, Essayistin und Romanautorin Marion Poschmann ist soeben mit dem Deutschen Preis für Nature Writing 2017

ausgezeichnet worden, der in diesem Jahr erstmals vom Verlag Matthes & Seitz in Kooperation mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) vergeben wird, sowie dem Düsseldorfer Literaturpreis 2017. Das zuletzt erschienene Buch „Alle meine Kleider“ der Germanistin und Essayistin Professor Dr. Hannelore Schlaffer, das sich mit dem Thema Mode auseinander setzt, war 2015 in der Sachbuch-Bestenliste platziert.

Musikalisch umrahmt wird die Hugo-Ball-Preisverleihung von der „Schlagzeumafia“. Die fünf Absolventen der Mannheimer Popakademie schaffen mit ihrer virtuosen Perkussion ungewöhnliche Klangwelten. Im vergangenen Jahr wurde die Formation mit dem Kleinkunstförderpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.

Mit dem Preis wird das Gesamtwerk des in Pirmasens geborenen Schriftstellers Hugo Ball gewürdigt, der unter anderem 1916 im Züricher Cabaret Voltaire mit Dada eine der wichtigsten Kunstrichtungen des 20. Jahrhunderts begründet hat. Zu den früheren Trägern der Auszeichnung, die seit 1990 verliehen wird, gehören Oskar Pastior, Cees Nooteboom, Robert Menasse, Klaus Wagenbach, Patrick Roth, Feridun Zaimoglu, Max Goldt, Andreas Maier und zuletzt Thomas Hürlimann.

Seit vergangenem November können sich Interessierte in einer interaktiven Dauerausstellung im Forum Alte Post über Leben und Wirken des berühmten Sohnes der Stadt und Dada-Mitbegründers informieren. Auf knapp 180 Quadratmetern in drei ineinander übergehenden Räumen finden sich zahlreiche historische Fotografien, Grafiken, Zitate, Texte und Zeitungsartikel des Lautgedicht-Pioniers zu unterschiedlichsten Aspekten und Prinzipien seines Werks. Die Besucher sind eingeladen, sich über die eigene Interaktion innerhalb der effektvollen Inszenierung mit Hugo Ball sowie Dada in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu beschäftigen.