Motivwagen zum Rosenmontagszug 2
Helau zur Reformation (Foto: EVANGELISCHE KIRCHE IN HESSEN UND NASSAU)

Mainz – Mainz und die Fastnacht – das gehört zusammen wie Luther und die Bibel. Was läge da näher, als im Reformationsjubiläumsjahr mit einem eigens dazu gestalteten Motivwagen am Rosenmontagszug in Mainz teilzunehmen?

Denn auch wenn Martin Luther nie in Mainz war: Ohne die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg in Mainz hätte es die Lutherbibel nicht gegeben. Und Martin Luthers Lebensfreude hätte gut nach Mainz und zur Fastnacht gepasst.

Die Idee wurde bereits 2015 geboren. Ein rheinländischer Kollege berichtete, dass sie damit liebäugeln, am Kölner Rosenmontagszug teilzunehmen. Und was die Kölner können, können die Mainzer doch schon lange! So steht er nun da, der Motivwagen zum Reformationsjubiläum: Zwölf Meter lang mit einem 3,50 Meter hohen Luther.

„Für uns ist es ein echtes Abenteuer“,

erklärt Dekan Andreas Klodt vom Evangelischen Dekanat Mainz.

„Es ist ein neuer Zugang, um auf das Reformationsjubiläum aufmerksam zu machen und eine ganz andere Art und Weise, in der Stadt präsent zu sein.“

Besonders stolz ist das Evangelische Dekanat, dass es den bekannten Wagenbauer Dieter Wenger für dieses Unterfangen gewinnen konnte. Wenger gestaltet seit über fünfzig Jahren die politischen Motivwagen des Mainzer Carneval Vereins, die jedes Jahr von mehr als dreieinhalb Millionen Menschen live und über die Bildschirme gesehen werden. Aus Erfahrung weiß er:

„Man hat zehn Sekunden, um die Aufmerksamkeit zu bekommen. Deshalb benötigt man ein klares, prägnantes Motiv mit Wiedererkennungswert, das die Botschaft sofort vermittelt.“

Dass diese Figur 2017 nur Martin Luther sein kann, war sofort klar. Der dazugehörige Sechszeiler verrät mehr über die weitere Gestaltung des Wagens:

Seit 500 Jahr‘ gibt’s Protestanten,
weil Luthers Thesen Anklang fanden.
Der Mensch ist Sünder und doch frei,
für manchen ist das Narretei.
Doch Luther lässt sich nicht beirren:
Bibel, Weck, Worscht, Woi trotzt allen Wirren.

Neben dem Hinweis auf das Reformationsjubiläum wird damit auch ein theologischer Akzent gesetzt. Martin Luther und die Reformatoren haben die Erfahrung gemacht und in der Bibel gelesen: Wenn ein Mensch auf seine Taten sieht, dann wird er immer wieder auch Fehler und Schuld sehen. Aber in Gottes Augen und durch seine Barmherzigkeit sind wir von ihm geliebte Menschenkinder und die „Freigelassenen der Schöpfung“. Martin Luther redet immer wieder von beidem: Von verantwortlichem Handeln und Schuld, aber eben auch von der Freiheit.

Und da es von Luther immer wieder Überlieferungen gibt, dass er den Rheinwein geliebt und gerne gut gegessen hat, darf natürlich der regionale Bezug nicht fehlen. Daher hält Luther – neben dem Hammer zum Thesenanschlag – Weck, Woscht und Woi in der Hand. Eine große Bibel am anderen Ende des Wagens weißt auf das Vermächtnis der Lutherbibel hin und zeigt, dass diese auch heute nichts an ihrer Gültigkeit verloren hat.

„Mit den Motivwagen werden an Rosenmontag wichtige Ereignisse humorvoll thematisiert, so eben für uns Evangelische diesmal 500 Jahre Reformation“,

freut sich Präses Dr. Birgit Pfeiffer vom Evangelischen Dekanat,

„Und wie Luther damals `dem Volk auf´s Maul geschaut´ hat und seine Botschaften verbreitete, bringen wir ihn am Rosenmontag mit Weck, Worscht und Woi auf die Straßen von Mainz.“

Auch das Wagengestell ist etwas anders gestaltet als die herkömmlichen Motivwagen.

„Alle Mitfahrenden befinden sich auf einer Ebene. So erkennt das theologisch geübte Auge schon am Aufbau, dass es sich dabei um die evangelische Kirche handelt“,

schmunzelt Klodt.

„Wir sind dem Mainzer Carneval Verein sehr dankbar, dass wir einen Platz im Zug bekommen haben und diese einzigartige Möglichkeit wahrnehmen können.“

So könnte die Evangelische Kirche Menschen auf das Reformationsjubiläum aufmerksam machen, die durch Bildungsveranstaltungen und Gottesdienste nicht erreicht würden.
Am Rosenmontag selbst werden eine Tonne Lutherbonbons sowie Tausend Playmobil-Luther und Mini-Bücher zur Reformation unter die Mainzer Narren gebracht. Quasi ein Stück Reformation zum mit nach Hause nehmen. Eine 40 Mann und Frau starke Posaunengruppe unterstützt den Wagen und bringt ein fastnachtlich umgesetztes „Ein feste Burg ist unser Gott“ zum Besten. Auch der Präses der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) Dr. Ulrich Oelschäger lässt es sich nicht nehmen, auf dem Wagen mit von der Partie zu sein:

„Die Mainzer Fastnacht gehört zur kulturellen Identität unserer rheinhessischen Region. Wir freuen uns, das für uns wichtigste kulturelle Ereignis dieses Jahres, das Reformationsjubiläum, auf diese Weise in die Öffentlichkeit tragen zu können“,
erklärt er.

Finanziert wird der Wagen über Mittel der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sowie durch Eigenmittel des Evangelischen Dekanats Mainz.