Mannheim: Fernbusbahnhof erhielt im ADAC-Test „ausreichend“

Fernbusbahnhof Mannheim (Foto: ADAC Nordbaden)
Fernbusbahnhof Mannheim (Foto: ADAC Nordbaden)

Nordbaden – Deutschlands Fernbusbahnhöfe können mit dem boomenden Linienverkehr bislang nicht Schritt halten – und bleiben oftmals noch hinter den Erwartungen und Bedürfnissen der Fahrgäste zurück. Dieses Ergebnis zeigt der erste ADAC-Test von insgesamt zehn hoch frequentierten deutschen Fernbusbahnhöfen. Lediglich vier getestete Bahnhöfe schnitten mit der Note „gut“ ab, darunter der Testsieger in Stuttgart (SAB). Der Mannheimer Fernbusbahnhof erhielt die Note „ausreichend“. Einmal griffen die Testexperten des ADAC zur Wertung „mangelhaft“, zwei Testobjekte wurden sogar als „sehr mangelhaft“ bewertet.

Laut Thomas Hätty, Leiter der Abteilung Verkehr und Technik beim ADAC Nordbaden e.V., hat der Test gezeigt, dass es den idealen Busbahnhof derzeit noch nicht gibt. „Vor allem bei den Informationsangeboten und der Barrierefreiheit besteht teils erheblicher Nachholbedarf – nicht nur beim Mannheimer Fernbusbahnhof. Hier sollte dringend nachgebessert werden“, empfiehlt Hätty, der die Tester in Mannheim begleitete.

Der Mannheimer Fernbusbahnhof in der Heinrich-von-Stephan-Straße landete mit einem „ausreichend“ auf Platz 5. Zwar waren Fahrpläne ausgehängt, eine elektronische Anzeige mit aktuellen Informationen gab es am Bussteig allerdings nicht. Pluspunkte konnten u.a. durch die komplette Überdachung, den zentralen Ticket- und Informationsschalter für mehrere Anbieter und eine vorhandene Videoüberwachung gesammelt werden. Allerdings ist auch die Liste der Mängel lang: fehlende Zebrastreifen zur sicheren Überquerung von Fahrbahnen, kein Aushang von Umgebungs- noch ÖPNV-Fahrplänen, Toiletten im schlechtem Zustand und Nachholbedarf in Sachen Barrierefreiheit.

„Unzureichende Sauberkeit und Einschränkungen bei Ein- und Ausfahrt sind auf eine Großbaustelle neben dem Mannheimer Busbahnhof zurückzuführen“, so Thomas Hätty.

An der Spitze des Vergleichs liegt der SAB in Stuttgart, der die Note „gut“ verdient: Er ist u.a. komplett überdacht, informiert mit mehrsprachigen elektronischen Anzeigen und Durchsagen sowie eigener Website, verfügt über einen zentrale Ticket- und Infoschalter für mehrere Anbieter sowie ein durchgehendes Leitsystem für Sehbehinderte. Kritisiert wurde von den Testern allerdings der Standort Flughafen – außerhalb des Stadtzentrums.

Die rote Laterne verdient der ZOB in Göttingen mit der Wertung „sehr mangelhaft“. Kaum besser schnitt der Fernbusbahnhof in Bremen ab. Bei beiden Einrichtungen bemängelten die Tester vor allem fehlende elektronische Anzeigen mit aktuellen Informationen, nicht wettergeschützte Bussteige, das Fehlen jeglicher Serviceeinrichtungen und die mangelnde Barrierefreiheit.

Getestet wurden im Juni und Juli 2016 Fernbusbahnhöfe in Bremen (ZOB), Dortmund (ZOB), Göttingen (ZOB), Hamburg (Bus-Port ZOB), Hannover (ZOB), Mannheim (Busbahnhof), München (ZOB), Rostock (ZOB), Stuttgart (SAB) und Berlin (Südkreuz). Der Berliner ZOB wurde zum Testzeitpunkt umgebaut und wurde deshalb nicht in das Testprogramm aufgenommen. Die Tester prüften 60 unterschiedliche Merkmale und Kriterien in den Kategorien Ausstattung, Zugänglichkeit, Sicherheit, Information und Komfort.

Auffallend: Höhere Qualitätsstandards finden sich eher in Städten, in denen Fernbusbahnhöfe neu geschaffen wurden und die gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sind. Ein flächendeckender Standard fehlt bislang allerdings – oftmals müssen Fernbusreisende noch immer mit Haltestellen am Fahrbahnrand oder ohne geeignete Infrastruktur vorliebnehmen.

Die detaillierten Ergebnisse sind nachzulesen unter www.adac.de/fernbusbahnhoefe.