Schwetzingen: Minimal-invasive Herzdiagnostik und -therapie wird ausgebaut

Zweites, hochmodernes Herz- und Gefäß-Katheterlabor in der GRN-Klinik Schwetzingen in Betrieb genommen

Chefarzt Professor Dr. med. Bernd Waldecker, Martha Tauchert, pflegerische Leiterin des Herzkatheterlabors, Dr. med. Nikolaos Bursianis, Leitender Oberarzt und ärztlicher Leiter des Herzkatheterlabors, und Dr. med. Klemens Kirchner, Oberarzt und Leiter der Angiologischen Arbeitsgruppe, (v.l.n.r.) präsentieren „ihr“ neues Herzkatheterlabor. (Foto: GRN)
Chefarzt Professor Dr. med. Bernd Waldecker, Martha Tauchert, pflegerische Leiterin des Herzkatheterlabors, Dr. med. Nikolaos Bursianis, Leitender Oberarzt und ärztlicher Leiter des Herzkatheterlabors, und Dr. med. Klemens Kirchner, Oberarzt und Leiter der Angiologischen Arbeitsgruppe, (v.l.n.r.) präsentieren „ihr“ neues Herzkatheterlabor. (Foto: GRN)

Schwetzingen – Patienten mit Herz- und Gefäßerkrankungen profitieren an der GRN-Klinik Schwetzingen ab sofort von einem erweiterten Diagnostik- und Behandlungsspektrum der Abteilung für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin (Innere Medizin I). Das Ärzteteam um Chefarzt Professor Dr. med. Bernd Waldecker bietet in einem zusätzlichen, im August in Betrieb genommenen Herzkatheterlabor nun Eingriffe zur Behandlung von Vorhofflimmern und großen Gefäßverschlüssen in den Beinen sowie spezielle Ultraschalluntersuchungen der Herzkranzgefäße an.

Das zweite Herzkatheterlabor – eine Siemens-Artis-One-Anlage, wie sie auch in der GRN-Klinik Weinheim erfolgreich eingesetzt wird – ist Voraussetzung, um diese komplexen, teils mehrstündigen Eingriffe durchführen zu können: „Nun haben wir erstmals die nötigen Kapazitäten, um einen Behandlungsraum stets für die Notfallversorgung von Patienten mit akutem Herzinfarkt verfügbar zu halten und gleichzeitig ohne Zeitdruck so diffizile Eingriffe wie die Kälteverödung überaktiver Gewebestrukturen bei Vorhofflimmern vorzunehmen“, freut sich der Herzexperte. Steht nur ein Herzkatheterlabor zur Verfügung, ist beides schwer vereinbar – die komplexen Eingriffe würden den Behandlungsplatz zu lange blockieren und können im Notfall nicht unterbrochen werden.

Das erste Herzkatheterlabor wurde in der GRN-Klinik Schwetzingen im Jahr 2005 eröffnet. Seitdem hat Professor Waldecker mit seinem Team darin mehr als 10.000 Katheteruntersuchungen vorgenommen. Wie Klinikleiter Ingo Roth berichtet, war es in den vergangenen Jahren bereits maximal ausgelastet: Rund 1.500 Patienten wurden hier 2015 untersucht und behandelt. Weiterer Bedarf ist in Schwetzingen und Umgebung aber da: „Seit der Eröffnung unseres zweiten Behandlungsplatzes im August haben wir bereits über 80 Patienten mehr als im Vorjahr behandelt. Dazu trägt sicherlich auch das erweiterte Behandlungsspektrum bei“, so Professor Waldecker. Die nach wie vor wichtigste Rolle spielt der Herzkatheter in der Soforthilfe nach Herzinfarkten, zur Abklärung unklarer Brustschmerzen oder Herzrhythmusstörungen sowie zur Aufweitung verengter Herzkranzgefäße (Koronare Herzkrankheit) durch die minimal-invasive Implantation von Stents. „Die Herzkatheter-Diagnostik und -Gefäßtherapie ist heute aus der Kardiologie nicht mehr wegzudenken. Wir sind froh, sie mit erweitertem Angebot den Patienten aus Schwetzingen und Umgebung wohnortnah anbieten zu können“, betont Klinikleiter Roth.

Katheterablation: Bewährtes Verfahren bei Vorhofflimmern

Das neue Herzkatheterlabor verfügt über die gleiche Ausstattung wie ein Operationssaal, die durch modernste, digitale Bildtechnik ergänzt wird. Es bietet damit beste Voraussetzungen für die neu eingeführten Verfahren. Eines davon ist die sogenannte Kryoablation bei Vorhofflimmern. Dazu führen die Kardiologen einen dünnen Katheter über die Leistenvene bis in die rechte und von dort in die linke Vorkammer des Herzens ein und veröden gezielt die Strukturen, die diese Rhythmusstörung auslösen. Das bewährte Verfahren kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn Medikamente nicht ausreichend helfen. Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung und tritt vor allem bei älteren Menschen auf. Dabei entstehen im linken Vorhof im Bereich der hier einmündenden Lungenvenen rasch aufeinander folgende elektrische Impulse, die die Koordination aller Herzkammern beeinträchtigt: Das Blut wird während eines solchen Anfalls nicht mehr vollständig weiter gepumpt, es besteht die Gefahr, dass sich Blutgerinnsel bilden. Vorhofflimmern kann lange unbemerkt bleiben, schädigt aber auf Dauer das Herz und erhöht das Risiko für einen Schlaganfall.

Mit „Rotarex“-Technik Verschlüsse der Beinarterien öffnen

Mit der in Schwetzingen ebenfalls neu angewandten „Rotarex“-Technik lassen sich große, durch Ablagerungen oder Blutgerinnsel verursachte Verschlüsse der Beinarterien wieder eröffnen. „Solche ausgedehnten Verschlüsse oder Engstellen treten häufig bei fortgeschrittener ‚Schaufensterkrankheit‘ auf. Mit den üblichen Katheterverfahren oder blutverdünnenden Medikamenten allein kann man dann nichts mehr ausrichten“, erklärt Prof. Waldecker. „Mit Rotarex können wir diesen Patienten nun erstmals in Schwetzingen eine ergänzende Therapiemöglichkeit anbieten.“ In der Spitze des Rotarex-Katheters befindet sich ein kleines, Korkenzieher-ähnliches Spiralgewinde aus Metall, das sich in die Ablagerungen oder den Blutpfropfen hineinfräst. Das abgetragene Material wird in den Katheter gesaugt und aus dem Körper transportiert. Anschließend wird die Beinarterie wieder durchblutet.

Exakter Blick auf die Herzkranzgefäße von innen

Eine Möglichkeit, erkrankte und verengte Herzkranzgefäße genauer als bisher zu untersuchen und darzustellen, bietet der sogenannte intravasale Ultraschall. Dazu schiebt der Kardiologe eine nur wenige Millimeter große Ultraschallsonde via Katheter bis in die Herzkranzgefäße vor. Die Untersuchung liefert exakte Bilder über die Anatomie selbst der kleineren Gefäße und gibt Auskunft über die Beschaffenheit der „Plaques“, also der Ablagerungen an den Gefäßwänden. „Wir sehen auf diese Weise zum Beispiel deutlicher als bei der konventionellen Röntgendurchleuchtung, wo sich Verzweigungen auftun, wie weit die Engstellen reichen, wo wir am besten die Stents positionieren und welchen Stentdurchmesser wir benötigen“, so Professor Waldecker. „In der Kontrolle nach der Implantation zeigt der Ultraschall sehr genau, ob die Stents die erkrankten Gefäßbereiche optimal abdecken und die Maschen des Kunststoffgeflechts ideal anliegen. So kann gegebenenfalls direkt nachgedehnt werden.“