Reformationstag
Morgens bunte Aktion in der Mainzer Innenstadt (Foto:EVANGELISCHE KIRCHE IN HESSEN UND NASSAU)

Mainz – 500 Lutherbrötchen zum Teilen, upgecycelte Taschen und Hunderte fair hergestellte Schokoladenherzen erfreuten am Reformationstag die Menschen in der Mainzer Innenstadt.

Unter dem Motto „Teilen macht froh“ bot das Evangelische Dekanat Mainz bei schönstem Herbstwetter wieder eine bunte Aktion auf dem Gutenbergplatz.
Von morgens bis in die frühen Nachmittagsstunden gab es nicht nur vielfältige Informationen rund um das Thema „Fairer Handel“, sondern auch was für die Ohren: Trommler und Posaunen begleiteten die bunte Aktion und luden zum Stehenbleiben und Verweilen ein.

Passend zum Thema informierten die Evangelische Erwachsenen- und Familienbildung sowie die Fachstelle Gesellschaftliche Verantwortung über das sogenannte Upcycling, bei dem Abfallprodukte oder gebrauchte Gegenstände in neuwertige Produkte umgewandelt werden. So entstanden live an der Nähmaschine kreative und individuelle Taschenunikate aus alten Stoffresten. Die Evangelische Jugend Mainz informierte über die häufig immer noch ungerechten Produktionsbedingungen von Schokolade und stellte mit Kochtopf, Kakaobutter und Kakaopulver faire Schokolade gleich vor Ort her.
„Aktion, die zum Mitmachen einlädt“

Von Groß bis zu den ganz Kleinen, die mit bunten Luftballons beschenkt davonzogen: Die Aktion fand bei den Passanten in der Mainzer Innenstadt großen Anklang. So auch bei einer Erzieherin einer evangelischen Kita, die beim Einkaufen auf den Stand des Dekanats aufmerksam wurde: „Eine tolle Aktion, auf diesen besonderen Tag hinzuweisen, die zum Mitmachen einlädt!“ Mit Luftballons und lila Fähnchen bestückt möchte sie die Botschaft der Reformation auch in ihre Kita weitertragen.
Bereits zum 5. Mal richtete das Evangelische Dekanat Mainz die jährliche Aktion zum Reformationstag aus. Ob heiße Maronen, eine Fahrt in der historischen Straßenbahn oder von Hand gepresste Bibelseiten: Jeder kann dabei sein, und das kostenlos – teilen macht eben froh!

Abends zentraler EKHN Gottesdienst in der Christuskirche

Bis auf den letzten Platz besetzt war am Abend die Mainzer Christuskirche beim zentralen Gottesdienst der EKHN. Anlässlich des Auftaktes der Feiern zu 500 Jahren Reformation hat der Kirchenpräsident Volker Jung die friedensstiftende Rolle der Religionen in der modernen Gesellschaft hervorgehoben. Zwar werde der Glaube immer wieder in Verbindung mit gewaltsamen Auseinandersetzungen gebracht, sagte Jung, doch die verheerenden Kriege etwa infolge der Reformation oder die aktuellen Taten religiöser Extremisten stünden aber nicht im Einklang mit Gottes Willen.

„Für mich ist sehr eindeutig: Es gibt keine Gottesliebe ohne Menschenliebe. Und es gibt deshalb auch keine Rechtfertigung, im Namen Gottes Krieg gegen andere zu führen“,

so Jung. Das bevorstehende Reformationsjahr biete eine gute Chance,

„Gott neu als Gott der Liebe und des Friedens zu entdecken“.

Auch Martin Luther habe vor 500 Jahren Gott neu entdeckt und damit die Reformation ausgelöst, so Jung weiter.

Scheck: Big Bang der deutschen Sprache

Im anschließenden Festvortrag zum Reformationstag bezeichnete der Literaturkritiker und ARD-Fernsehmoderator Denis Scheck die Übersetzung der Bibel durch Martin Luther als „literarischen Big Bang“. Sein Werk sei ein

„Urknall, dessen Wellen noch deutlich bis in unsere Gegenwart pulsieren, ein Schöpfungsakt von bis heute blendender Brillanz und Genialität“.

Giebelmann: Tiefer Kirche Jesu Christi werden

In seinem Grußwort zum Reformationstag erklärte der Diözesanadministrator des Bistums Mainz, Dietmar Giebelmann, dass die weltweiten Herausforderungen dazu mahnten, das Trennende zwischen den Kirchen zu überwinden. Dagegen solle „das Miteinander, wo immer es möglich ist, gestaltet und darüber hinaus auch gewagt“ werden.