Weinheim: Katastrophenjahr für Waidsee-Besucher

Schlägereien, Baulärm, Schließung – Stadt zeigt sich herzlos

Schön, aber 2016 eingeschränkt erholsam: Das Strandbad Waidsee
Schön, aber 2016 eingeschränkt erholsam: Das Strandbad Waidsee (Foto: Hannes Blank)

Weinheim – Der Waidsee im beschaulichen Weinheim ist ein beliebter Badesee. Selbst aus Heidelberg kommen Besucher, um sich auf der weitläufigen Liegewiese zu erholen und sich im Wasser zu erfrischen. Die Wiese und die Toilettenanlagen sind sauber und gepflegt, ein engagiertes Team von Bademeistern kümmert sich vorbildlich um die Sommergäste. Es gibt ein Beachvolleyballfeld, Tischtennisplatten und einen kleinen Kiosk, außerdem ein öffentliches Bücherregal in einem ausrangieren Telefonhäuschen. Ein mehrstufiges Abgrenzungssystem auf dem See mit verschiedenen Bojen macht den Badesee auch für kleine Kinder zum attraktiven Tummelplatz.

2016 kann man für den Badesee Weinheim jedoch getrost als Katastrophenjahr bezeichnen. Wer Nachrichten über das Strandbad googelt, kommt eigentlich nur auf ein Thema: Eine groß angelegte Schlägerei, bei der insgesamt 11 Polizeiwagen zum Einsatz kamen. Das ist zwar nur ein einziges Mal passiert, dominiert jedoch noch Monate danach die Suchergebnisse zum Strandbad Waidsee – einladend ist das nicht. Übrigens veranstaltet die DLRG Weinheim regelmäßig Jugend-Zeltlager auf dem Gelände. Diese waren bisher sehr beliebt und gut besucht – ob zukünftig Eltern ihre Kinder in ein Zeltlager in direkter Nachbarschaft zu Schlägereien schicken wollen, ist fraglich.

Zweites großes Ärgernis waren die Bauarbeiten, die Nachbar Miramar, ein Erlebnis-Spaßbad, direkt an der Grundstückgrenze zur Waidsee-Liegewiese durchführte. Die Bauarbeiten waren zwar nicht durchgehend aktiv, aber punktuell war es doch sehr laut, wie man auch an weiter entfernten Stellen auf der Wiese gut beobachten konnte. Von Seiten der Stadt Weinheim wurde das einfach hingenommen. Ein kleiner schriftlicher Aushang mit einer müden Entschuldigung für zwei Wochen Lärm war alles, was die dennoch treuen Waidsee-Besucher in dieser Beziehung zu Gesicht bekamen. Ganz unzweifelhaft zog sich der Baulärm über deutlich mehr als zwei Wochen hin. Grob geschätzt waren es viel eher zwei Monate Baulärm. Selbst eine symbolische Form der Kompensation – und sei es nur ein kleines Bonbon für jeden, der trotzdem kam – für den Waidsee-Besucher von Seiten der Stadt Weinheim blieb aus.

Auch der Abschluss der Badesaison am Waidsee war überaus enttäuschend: Schon am 11. September wurde der Badebetrieb beendet. Während andere Städte und Gemeinden angesichts hochsommerlicher Temperaturen von um die 30 Grad die Saison ihrer Bäder und Badeseen kurzfristig verlängerten, zeigte man sich in Weinheim uneinsichtig. Natürlich kamen in den Tagen nach dem 11. September nicht wenige Badesee-Besucher zum Waidsee – und mussten angesichts geschlossener Tore trotz Sommer und Sonne wieder gehen. Stattdessen schlug eine schicke Lifestyle-Messe mit horrenden Eintrittspreisen (weit über dem üblichen Waidsee-Tarif) ihre Zelte auf der schönen Liegewiese auf. Selbst dort hieß es: Baden verboten. Wer als unzufriedener Bürger der Stadt Weinheim schrieb, wurde übrigens abermals enttäuscht: Von der zuständigen Beamtin bei der Stadt bekam man weder Antwort noch Stellungnahme.

So kann man das Jahr 2016 den Waidsee betreffend nur als Katastrophenjahr abschreiben – und hoffen, dass die Stadt Weinheim im nächsten Jahr mehr Fingerspitzengefühl und Verständnis für die Besucher des schönen Strandbad Waidsee aufbringt.