Ingelheim: Fahrradtraining für Geflüchtete

Fachbereich Asyl der Kreisverwaltung

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Fahrradtraining für Geflüchtete (Foto: Kreisverwaltung Mainz-Bingen)

Ingelheim – Hochkonzentriert, aber auch sehr fröhlich, geht es an diesem Nachmittag auf dem Verkehrsübungsplatz in Ingelheim zu.

Eine wissbegierige Gruppe von zehn Geflüchteten hatte sich eingefunden, um von Polizeihauptkommissar Michael Petermann die Grundlagen des Fahrradfahrens auf deutschen Straßen zu lernen. Etwa die Hälfte von ihnen stammt aus dem Iran, die meisten anderen sind syrischer Herkunft. Einige von ihnen sprechen bereits ganz gut Deutsch, aber damit auch wirklich alles verstanden wird, dolmetschen zwei Mitarbeiter der Kreisverwaltung Mainz-Bingen: Khalid Hattab-Ibrahimy übernimmt den arabischen Part, Feruzkhon Mukaddasov den persischen.

Parallel übersetzen sie die polizeilichen Ausführungen: Was ist eine Privathaftpflichtversicherung und warum ist sie so wichtig. Dann die Erklärung der wichtigsten Verkehrsschilder. „Diese blauen Schilder hier“, tippt Petermann mahnend auf das Autobahn- und das Kraftfahrstraßenschild, „zeigen Ihnen, dass Sie hier mit dem Fahrrad auf keinen Fall fahren dürfen.“ Auch das Tragen eines Fahrradhelms wird den Teilnehmern ans Herz gelegt: „Die häufigsten Verletzungen bei Fahrradunfällen, nämlich achtzig Prozent, sind am Kopf“, verdeutlicht Petermann und fordert alle auf, einen Helm aufzusetzen. Alle folgen seinen Anweisungen und prüfen, ob die genannten zwei Finger unter dem Kinngurt Platz haben. Shadi, ein junger Iraner, greift sich an den Kopf und ruft:

„Meine Haare sind kaputt“.

Unter allgemeinem Gelächter korrigieren ihn seine Landsleute:

„Das heißt Frisur“,

schallt es mehrfach über den Platz.

Nach dem theoretischen Teil kommt Bewegung in die Gruppe, denn nun darf sich jeder eines der Leihräder aussuchen. Masoud schwingt sich auf ein schnittiges Herrenrad und ruft Augen zwinkernd:

„Das ist für mich wie ein Ferrari, darf ich es behalten?“.

Unter Petermanns Anleitung geht es auf die Übungsstraße. Der Schulterblick und das Handzeichen werden geübt, ebenso das Passieren einer Engstelle. Auch die Tücken des Links-Abbiegens werden gemeinsam gemeistert. Aufmerksam wird Runde um Runde gedreht, eine gute Stunde lang. Dann ist das Training für diesen Tag beendet. Wer möchte, kann an einem weiteren Termin seine Kenntnisse erweitern. Unter großem Applaus verabschiedet die lebhafte Gruppe den geduldigen Polizeihauptkommissar.

Das Fahrradtraining für Geflüchtete ist eine Initiative des Fachbereichs Asyl und Integration der Kreisverwaltung Mainz-Bingen. In Kooperation mit der Polizeiinspektion Ingelheim und dem Fahrradhaus „Schön Fahrräder“ aus Gau-Algesheim wird es seit vergangenem Jahr, je nach Nachfrage, an mehreren Nachmittagen angeboten. Petermann erklärt:

„Das Training ist sehr wichtig und dient unter anderem der eigenen Sicherheit der Neuankömmlinge im deutschen Straßenverkehr. Wir danken allen Beteiligten für ihre Unterstützung, darunter auch der Stadt Ingelheim, die uns ihren Verkehrsübungsplatz unentgeltlich zur Verfügung stellt.“