Ingelheim: 40 Jahre Essen auf Rädern

Vertrauen und Zuverlässigkeit

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Bürgermeisterin Eveline Breyer, Ingrid Wolf, Irmgard Saalwächter, Elisabeth Schröder, Josefa Schicke, Klaus Anthes, Siegrid Elvers, Claudia Gerhard und Oberbürgermeister Ralf Claus (v.l.n.r.). (Foto: Stadtverwaltung Ingelheim)

Ingelheim -„40 Jahre Essen auf Rädern, das steht für Kontinuität, Vertrauen und Zuverlässigkeit“, so umfasste Oberbürgermeister Ralf Claus die Arbeit der unzähligen Helferinnen und Helfer.

Zum Jubiläum lud die Stadtverwaltung Ingelheim am Rhein aktive Fahrerinnen und Fahrer und Gründungsmitglieder zu einer Dankesfahrt auf dem Rhein ein. Rund 80 Personen fuhren bei strahlendem Sonnenschein und ruhigem Seegang in Richtung Nierstein und zurück. Oberbürgermeister Ralf Claus und Bürgermeisterin Eveline Breyer begrüßten die Anwesenden: „Die Gründerinnen haben vor 40 Jahren eine Infrastruktur geschaffen, die jetzt im Bereich der Seniorenarbeit gar nicht mehr wegzudenken ist“. Die Organisation der Arbeitsgemeinschaft (AG) ist einmalig in Deutschland, denn bisher gibt es keine AG, die komplett durch ehrenamtliches Engagement organisiert wird.

Den Kopf von Essen auf Rädern bilden seit 1999 Claudia Gerhard und Elisabeth Schröder. Beide waren schon drei Jahre zuvor als Fahrerinnen aktiv und übernahmen dann die Koordination der ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer für die einzelnen Fahrtrouten. Derzeit sind 70 Fahrerinnen und Fahrer an 365 Tagen im Jahr auf zwei Touren im Stadtgebiet unterwegs um kranken, älteren und hilfsbedürftigen Mitbürgern mit einem warmen Mittagsessen zu versorgen.

„Teilweise sind sie die einzigen Ansprechpartner für die Essensbezieher“,

so die Bürgermeisterin. Durchschnittlich werden jährlich rund 22.500 Kilometer mit privaten Autos zurückgelegt und rund 16.500 Essen ausgefahren. Unterstützung bekommen die Ehrenamtlichen von drei städtischen Mitarbeiterinnen, die eine Essenstour abdecken und somit jährlich 6.500 Kilometer fahren und 5.500 Essen ausliefern.

Ebenso dankten Breyer und Claus den Ideengeberinnen, den ehemaligen und aktiven Fahrerinnen, aber auch den städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür, dass dieses ehrenamtliche Projekt Bestand hat und hoffentlich auch weiterhin Bestand haben wird.

Geehrte wurden im Rahmen der Fahrt die Gründungsmitglieder der Arbeitsgemeinschaft Josefa Schicke und Siegrid Elvers. Hannelore Pietzcker konnte aus privaten Gründen an der Fahrt nicht teilnehmen. Irmgard Saalwächter wurde für ihre ehrenamtliche Fahrtätigkeit seit 1989 und Ingrid Wolf für ihre Tätigkeit seit 1995 belobigt. Claudia Gerhard und Elisabeth Schröder wurden für 20 Jahre ehrenamtliche Fahrertätigkeit und Koordination der Fahrerinnen und Fahrer ausgezeichnet. Als Dankeschön erhielten sie erstmalig eine Riemenzunge mit Tassilo-Kelch-Stiehl-Dekor als Anhänger. Diese ist eins der kostbaren Fundstücke seit der Kaiserpfalzgrabung.

Ein wichtiger Partner der Arbeitsgemeinschaft ist das Altenzentrum „Im Sohl“. Mit der Einrichtungsleiterin Pia Schmitt und der Leiterin für soziale Dienste Sabine Liebmann finden in regelmäßigen Abständen Qualitäts- und Speiseplanbesprechungen statt. Das Essen wird von DSE (Dussmann) im Altenzentrum „Im Sohl“ gekocht.

Einen kurzen Anriss der Entstehungsgeschichte fasste Eveline Breyer zusammen. So wurde im Jahre 1976 die Arbeitsgemeinschaft (AG) von fünf Frauen der damaligen CDU Frauenvereinigung, Vorläufer der Frauenunion, gegründet. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass diese ehrenamtliche Tätigkeit alleine, ohne professionelle Hilfe, nicht leistbar war. Der ehemalige Oberbürgermeister Anno Vey, der zuständige Beigeordnete Franz Bender und der ehemalige Amtsleiter Heinz Palmen sicherten der AG professionelle Hilfe seitens der Stadtverwaltung zu. „Von Beginn entstand so eine Partnerschaft der Arbeitsgemeinschaft und der Stadtverwaltung, die noch heute Bestand hat“, betont Eveline Breyer.

Als der Bedarf an täglichem Essen auf Rädern anstieg und auch Nichtmitglieder sich zunehmend engagierten, gewährte die Stiftung des Kuratoriums Deutsche Altenhilfe e.V. im Jahr 1977, auf Antrag von dem damaligen Sozialamtsleiter Heinz Palmen, erstmals ein Auto. Nach mehreren Jahren lehnte die Stiftung eine Ersatzbeschaffung jedoch ab. Damals konnte sich die Stadt Ingelheim jedoch finanziell keinen Neukauf leisten. Unterstützung fand die Arbeitsgemeinschaft im Jahre 1988 durch den Rotary- und den Lions Club. Diese übernahmen die Leasingraten für das neue Fahrzeug. Seitdem wird regelmäßig mit dem Ablauf des alten ein neuer Leasingvertrag abgeschlossen. Als zusätzlicher Sponsor eines Fahrzeugs konnte vor ein paar Jahren das Autohaus Senger gewonnen werden. Das Autohaus übernimmt Leistungen wie Wartung und Inspektion, die Garantie für drei Jahre, Überführungskosten, Beschriftung und erhebt für Inspektionen der Leihwagen keine Gebühren.

Um das ehrenamtliche Projekt Essen auf Rädern weiterhin so erfolgreich durchführen zu können, bedarf es ständigem Nachwuchs an freiwillig Engagierten. Interessierte, die sich vorstellen können, diese Tätigkeit auszuüben, können sich mit Klaus Anthes vom städtischen Seniorenbüro telefonisch unter 06132 782-175 in Verbindung setzen.