Künstlerin Annegret Soltau erhält Johann-Heinrich-Merck-Ehrung

Für ihr Lebenswerk ausgezeichnet

Darmstadt – Am Mittwoch, 18.05.2016, hat der Oberbürgermeister der Wissenschaftsstadt Darmstadt, Jochen Partsch, im Neuen Rathaus die Darmstädter Künstlerin Annegret Soltau für ihr Lebenswerk mit der Johann-Heinrich-Merck-Ehrung der Wissenschaftsstadt Darmstadt ausgezeichnet.

Über Auszeichnung und Künstlerin sagte Partsch: „Annegret Soltau zählt zu den bedeutendsten deutschen Gegenwartskünstlerinnen, die sich mit großer Beharrlichkeit in Form von Grafik, Performance und bildgenerierenden Mitteln mit der eigenen Persönlichkeit auseinandersetzt und dabei auch Grenzen überschreitet. In ihren sinnlich greifbaren Fotovernähungen entstanden Arbeiten von kompromissloser Offenheit, die auffordern, mahnen und zugleich schmerzen können. Auch wenn im Fokus ihrer Arbeit zu Beginn vor allem sie selbst steht, umfasst ihre Arbeit die Geschichte des Menschen insgesamt. Ihre Themen scheinen ebenso archaisch wie außergewöhnlich aktuell: Das Bild des Körpers, Gewalt, Schwangerschaft und Geburt, Generationenfolgen und die Suche nach den eigenen Wurzeln. Seit mehr als vierzig Jahren hat sich Frau Soltau als Künstlerin im In- und Ausland einen Namen gemacht. Ihr umfassendes Lebenswerk, das von einem eigenständigen, phantasievollen Geist ganz im Sinne Johann Heinrich Mercks zeugt, wollen wir heute durch die Verleihung der Johann-Heinrich-Merck-Ehrung der Wissenschaftsstadt Darmstadt würdigen.“ 

Annegret Soltau wurde am 16.Januar 1946 in Lüneburg geboren. Ihre Ausbildung absolvierte sie als Malerin und Grafikerin an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und der Akademie der bildenden Künste Wien (1967–1972) bei Hans Thiemann, Kurt Kranz, David Hockney und Rudolf Hausner. 1972 war sie Mitglied der Meisterklasse der Akademie der bildenden Künste Wien, 1973 Stipendiatin des DAAD in Mailand/Italien. Seit 1973 lebt sie mit ihrer Familie in Darmstadt.  

1974 hatte Soltau ihre erste Einzelausstellung in Darmstadt mit Radierungen und Zeichnungen 1971 bis 1974, es folgten 1975 erste Fotoübernähungen, 1976 erste Fotoradierungen und 1977 erste Fotovernähungen. In diesen Werken zog sie erstmals körperliche Prozesse in ihre Bilder mit ein. Dabei ist ihr exemplarisches Medium der Körper, besonders der eigene, ohne exhibitionistisch zu sein. Mit ihren Fotovernähungen arbeitete sie mit fotografischem Material von Körpern auch an der Veränderung des Frauenbildes mit und trug auf diese Weise auch den Appell der 1970er Jahre, dass das Private auch politisch ist, weiter.  

Im Jahr 1982 nahm Soltau ein Werkstipendium des Kunstfonds e. V. Bonn auf, es folgte 1984 ein Stipendium an der Villa Massimo in Rom, an das sich 1986/87 ein Aufenthalt in der Villa Massimo anschloss. 1986 war sie Preisträgerin des Wettbewerbs „Kunst im Öffentlichen Raum“ des Zentralkrankenhauses in Bremen. Weiterhin bekleidete Soltau in den Jahren 1989 und 1990 ein Arbeitsstipendium des Kunstfonds e. V. in Bonn. Im Jahr 2000 wurde Soltau für ihre eigenwilligen Bildwerke mit dem Wilhelm-Loth-Preis der Stadt ausgezeichnet. Ihr Werk wurde 2006 mit der Ausstellung „Annegret Soltau – ich selbst“ auf der Mathildenhöhe gewürdigt. Weitere Auszeichnungen waren 1999 der vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst verliehene Maria Sibylla Merian-Preis für Bildende Künstlerinnen in Hessen und 2011 der Marielies-Hess-Kunstpreis.  

Seit 1977 ist Soltau Mitglied der Darmstädter Sezession. Außerdem gehört sie seit 1984 dem Deutschen Künstlerbund Berlin und seit 1988 der Deutschen Fotografischen Akademie in Leiningen an. Darüber hinaus hatte sie viele Lehraufträge sowie Workshops an vielen renommierten Hochschulen und Universitäten in Deutschland, ist international als die „Darmstädter-Performance-Künstlerin“ bekannt und präsentiert ihre Kunst in Ausstellungen auf der ganzen Welt. Ihre Werke wurden z. B. im Jahr 2015 auf Ausstellungen in Boston, Frankfurt, Hamburg, Poznan (Polen), Karlsruhe, Krakau, Santa Monica, Monschau, Linz, Stuttgart und München gezeigt. Darüber hinaus sind ihre Werke in zahlreichen öffentlichen und privaten Kunstsammlungen weltweit wie etwa bei der Deutschen Bank in Frankfurt oder im Museum des 20. Jahrhunderts in Wien vertreten.