Teilzeitjobs sind weibliche Domäne

Geschlechterklischees

Kaiserslautern – Mädchen haben bessere Zeugnisse und Schulabschlüsse. Männer arbeiten überwiegend in Vollzeit, während Teilzeitstellen vor allem von Frauen besetzt sind.

Mädels wollen bevorzugt Verkäuferin oder medizinische Fachangestellte werden, Jungs Kfz-Mechatroniker oder Industriemechaniker. Was nach Klischee klingt, ist Realität. Dies zeigt der Flyer „Frauen und Männer am  Arbeits- und Ausbildungsmarkt“, welchen die Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens, Nadja Schäfer und Christina Walter, einmal jährlich veröffentlichen. Nun liegen die Daten für 2015 vor. Einmal mehr wird dokumentiert, dass vieles im Berufsleben noch immer von einem Weltbild geprägt ist, das viele längst für überholt halten.

Am Start haben Mädchen die Nase vorn. Bei der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens meldeten sich im Ausbildungsjahr 2014/2015, das heißt von Oktober 2014 bis September 2015, insgesamt 4.088 junge Leute, die einen Ausbildungsplatz suchten. Davon waren 1.790 Mädels und 2.298 Jungs. 29 Prozent der jungen Frauen haben einen Hauptschulabschluss, 38 Prozent die Mittlere Reife und 31 Prozent die (Fach-) Hochschulreife; die jungen Männer schneiden mit 37 Prozent, 35 Prozent und 25 Prozent deutlich schlechter ab.

In Deutschland gibt es etwa 330 Ausbildungsberufe. „Junge Leute, die ins Berufsleben einsteigen wollen, haben eine enorme Auswahl“, erläutern Schäfer und Walter. Aber die Statistik zeige Jahr für Jahr, dass die meisten Jugendlichen sich auf wenige, altbekannte Tätigkeiten konzentrieren. Dieses Verhalten ist bei den Mädchen besonders ausgeprägt; knapp die Hälfte hat sechs Berufe im Visier, die die „Hitliste“ anführen – darunter Verkäuferin, medizinische Fachangestellte und Bürokauffrau. Es bleibt bei einer Konzentration auf wenige Berufe. Lediglich die Rangfolge hat sich verändert. Jungs sind zu etwa einem Drittel auf acht Berufe fixiert – unter anderem auf Kfz-Mechatroniker, Industriemechaniker und Verkäufer. Dabei gibt es viele spannende Tätigkeiten mit guten Verdienst- und Karrierechancen. Und die Aussichten für Schulabgänger sind dank der guten Konjunktur und angesichts der demografischen Entwicklung so günstig wie lange nicht mehr. Es lohnt also, sich gründlich zu informieren und möglichst viele Alternativen zu prüfen.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Bezirk der Agentur für Arbeit ist zwischen 2010 und 2015 um 7.246 gestiegen: von 151.346 auf 158.592 Personen. Von diesem Zuwachs profitieren die Frauen zu 78 Prozent – allerdings häufig über Teilzeitjobs. Diese sind und bleiben eine Frauendomäne.

Zwar arbeiten immer mehr Männer und Frauen mit reduziertem Stundenkontingent. Im Jahr 2015 waren dies durchschnittlich 45.610 Personen, aber nur 7.536 von ihnen waren männlich – das entspricht rund 17 Prozent. Aus anderer Perspektive betrachtet: Etwa 50 Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen haben einen Teilzeitjob; bei den Männern sind es etwas mehr als neun Prozent.

Ausgeprägte Unterschiede gibt es auch bei der geringfügigen Beschäftigung. Hier wurden 2015 exakt 45.675 Personen gezählt. 62 Prozent dieser Mini-Jobber, die bis zu 450 Euro im Monat verdienen, sind weiblich.

Was mit der Berufswahl beginnt, spiegelt sich im späteren Arbeitsleben: Es gibt „geschlechtstypische“ Schwerpunkte. 43 Prozent der Frauen sind im Gesundheits- und Sozialwesen oder im Handel beschäftigt. Eine große Rolle spielt auch das verarbeitende Gewerbe – allerdings weit weniger als bei den Männern, die zu rund 33 Prozent in dieser Branche arbeiten. In großem Abstand folgen der Handel (inklusive Kfz-Reparatur) und das Baugewerbe.

Das Faltblatt richtet sich an alle Interessierte, insbesondere an Arbeitgeber, Institutionen, Verbände sowie Träger beruflicher Bildung und kann bei den Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, Nadja Schäfer und Christina Walter, telefonisch oder per E- Mail angefordert werden.

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