‚Domschatz‘ wird aufgearbeitet und geht auf Reisen

Seltenheitswert

Türen des Sakristeischranks mit Abbild der Marienkrönung

Frankfurt am Main – Genau 168,5 Zentimeter hoch sind die beiden mittelalterlichen Schranktüren aus dem Frankfurter Dom St. Bartholomäus, die derzeit restauriert werden.

Sie zeigen eine Marienkrönung und sind von großem Seltenheitswert. Denn wer heute in den Frankfurter Dom kommt, mit den hohen gotischen Gewölben, den farbig gefassten Wänden und den prächtigen spätgotischen Altären, die das mächtige Querhaus und den Hochchor schmücken hat zwar den Eindruck, eine mittelalterliche Kirche zu betreten. Tatsächlich sind aber nur wenige Ausstattungsstücke des Doms aus dem Mittelalter erhalten und befinden sich seitdem vor Ort. Die gotischen hölzernen Altaraufsätze sind Erwerbungen und Zusammenfügungen des 19. Jahrhunderts und stammen oft aus weit entfernten Kirchen, wie etwa der große Hochaltar, dessen Flügelschrein 1878 in Salzwedel erworben wurde.

“Ich bin sehr froh, dass im Frankfurter Dom ein so besonderes Gemäldepaar der Marienkrönung erhalten ist. Leider wurden die beiden Gemälde von den Besuchern bislang kaum beachtet. Das soll sich nach der Restaurierung ändern. Der Dom ist nicht nur ein imposantes Bauwerk, sondern beherbergt auch sehenswerte Stücke in seinem Inneren. Diesen widmet sich das Dommuseum im Kreuzgang des Kaiserdomes“, sagt Kirchendezernent Uwe Becker.

Großflächige Übermalungen und verfärbte Retuschen, ein Wachsüberzug, Risse und recht viel Staub lassen die einstige Feinheit der Malerei nur mehr erahnen. Seit einigen Wochen befinden sich die beiden Türen nun im Atelier der Restauratorin Moya Schönberg. Erste Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass eine Reinigung ein viel klareres Bild der Malerei bringen wird. Die Restauratoren des Städel haben die beiden Tafeln mithilfe der Infrarotreflektografie untersucht und mehrere Schichten originaler Malerei unter den Übermalungen entdeckt.

„Ich freue mich, dass dieser Schatz nun aufgearbeitet wird und anschließend noch ein Jahr auf Reise geht. So wird es auch Menschen in anderen Städten ermöglicht, dieses besondere Stück Geschichte des Frankfurter Kaiserdoms zu betrachten“, so Becker.

Ab Mai werden die beiden Schranktüren in der Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung zu Karl IV. in Prag, ab Oktober in Nürnberg zu sehen sein. Nach Frankfurt kehren sie 2017 zurück. Die Kosten in Höhe von rund 20.000 Euro für die Restaurierung werden von der Stadt Frankfurt, dem Bistum Limburg und den Leihnehmern finanziert.

Worum aber handelt es sich genau bei den Türen? Gezeigt sind zwei thronende Gestalten: Christus und Maria. Christus hält mit seiner linken Hand einen Reichsapfel, die erhobene Rechte weist segnend auf Maria. Auf dem Kopf trägt er eine Krone. Diese Herrscherinsignien mögen die Deutung als Porträt Kaiser Karls IV. (reg. 1355–1478) begründet haben, in dessen Regierungszeit die Gemälde entstanden sind. Auch Maria sitzt auf einem Thron. Auf der Thronbank stehen neben ihr zwei musizierende Engel. Ein weiterer Engel, der eine Krone in den Händen hält, schwebt über ihr.

Auffallend sind die beiden breiten Eisenbänder, die sich im unteren und im oberen Drittel der Gemälde unter der Malerei über die Tafeln ziehen. An den Seiten der Tafeln finden sich eiserne Scharniere. Es handelt sich also nicht um Altarflügel, wie man beim ersten Blick annehmen könnte. Vielmehr sind es die Türflügel eines in die Wand des Hochchors eingelassenen Schranks. Die Innenseiten wurden einst mit dieser aufwendigen Bemalung geschmückt. Nur beim Öffnen des Schranks – der möglicherweise für die heiligen Öle vorgesehen war – wurde die Malerei sichtbar. Auch die Außenseiten werden bemalt gewesen sein, wenn auch weniger prächtig; gegenwärtig sind sie in einem Grauweiß-Ton überstrichen.