Zwei Tatverdächtige im Fall „Grossbrand Harthausen“ festgenommen – Alle Infos der Pressekonferenz

Beziehungstat oder "Feuerteufel"?

Die Vertreter von Polizei und Staatsanwaltschaft bei der Pressekonferenz.v.l.n.r. Dieter Zehe Staatsanwaltschaft FT, Hubert Ströber Staatsanwaltschaft FT, Jürgen Schmitt, Joachim Lieth und Pressesprecher Michael Lindner

Die verheerende Katastrophe in Harthausen bei Speyer scheint aufgeklärt. Zumindest hat eine tatbeteiligte 26-Jährige Frau ein umfassendes Geständnis abgelegt und einen weiteren Beschuldigten 40-Jährigen Mann belastet. Da dieser noch schweigt, sprechen die Behörden von einem Teilerfolg und halten sich sehr bedeckt.

An der Pressekonferenz nahmen teil: Leiter Staatsanwaltschaft Frankenthal Hubert Ströber und sein Mitarbeiter Dieter Zehe. Behördenleiter Jürgen Schmitt Polizeipräsidium Rheinpfalz. Joachim Lieth, Erster Kriminalhauptkommissar und Leiter der Ermittlungsgruppe "Harthausen", sowie Pressesprecher Michael Lindner.

Zu Beginn der Pressekonferenz von Polizei Ludwigshafen und Staatsanwaltschaft Frankenthal bekundete der Behördenleiter des Polizeipräsidiums Rheinpfalz Jürgen Schmitt seine Anteilnahme mit den Verletzten der Katastrophe. Er bezog sich damit auf die 17 teils schwerverletzten, ehrenamtlichen Feuerwehrmänner, die bei dem Einsatz am 28.09.2013 Opfer der vorsätzlichen Brandstiftung und der Folgeexplosionen wurden.

Jürgen Schmitt

Drei stehen noch in Behandlung. Ein Feuerwehrmann wurde erst vor zwei bis drei Tagen aus der REHA-Maßnahme entlassen. Für zwei Betroffene stehen noch REHA-Maßnahmen an. Unsere besten Wünsche zur vollständigen Genesung

Die Katastrophe sei noch glimpflich ausgegangen. Es hätte für die 3000 Harthausener Bürger noch weitaus schlimmer kommen können. Alle hatten grosses Glück gehabt. Das Polizeipräsidium Rheinpfalz hat in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Frankenthal unmittelbar nach dem Ereignis eine 22-köpfige Sonderkomission gebildet.

Am Donnerstag den 12.12. 2013 konnte man nun aufgrund teils taktisch schwieriger und akribischer Ermittlungsarbeit die beiden Beschuldigten verhaften.

Zum Ablauf der Sache und Stand der Ermittlungen gab der Behördenleiter der Staatsanwaltschaft Frankenthal Hubert Ströber Auskunft.

Hubert Ströber

An diesem Fall haben Mitarbeiter der Polizei in Bayern gemeinsam mit den hiesigen Behörden mitgewirkt. Nach schwierigen 2,5-monatigen Ermittlungen ergingen gestern Haftbefehle gegen zwei dringend Tatverdächtige. Es handelt sich um eine 26-Jährige Frau und ein 40-Jähriger Mann. Beide wohnen in einer Gemeinde in Mittelfranken.

Aufgrund der bisherigen Beweislage legte die 26-Jährige ein Geständnis ab, in dem sie auch den 40-Jährigen belastete.

Der Haftrichter erliess am 12.12.2013 Haftbefehl wegen

  • Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion
  • Vorsätzliche Brandstiftung

Gegen die weibliche Beschuldige erging Haftbefehl wegen Beihilfe zu den vorgeworfenen Taten.

Die Beschuldigten befinden sich in unserem Raum in Untersuchungshaft. Das abgelegte Geständnis bietet Anlass zu weiteren Überprüfungen. Die Ermittlungen dauern an.

Der Leiter der SOKO Erster Kriminalhauptkommissar Joachim Lieth fasste alles nochmals kurz zusammen.

Joachim Lieth

Auch er sprach von arbeits- und zeitaufwendigen Ermittlungen. Die Ermittlungsgruppe setzte sich aus Ermittlerinnen und Ermittler aus unterschiedlichen Deliktsbereichen zusammen. Dies bewährte sich im Laufe der Zusammenarbeit, da sich der Blickpunkt auf das Tatgeschehen immer wieder aus einen anderen Winkel betrachtet werden musste. Da die Tatverdächtigen ihren Lebensmittelpunkt in Bayern haben, unterhielt die Ermittlungsgruppe enge Beziehungen zum entsprechenden Polizeipräsidium in Mittelfranken.

So befand sich diese Woche ein Teil der Ermittlungsgruppe in Franken um mit den dortigen Beamten die Ermittlungen vor Ort zu führen. Diese Ermittlungen führten letztlich zur Festnahme der beiden Tatverdächtigen.

Im weiteren Verlauf hielten sich die Behördenvertreter gegenüber der Öffentlichkeit deutlich zurück. Man wolle dem nichtgeständigen Mann keine Informationen aus der Aussage der Frau geben.

So erklärte der Vertreter der Staatsanwaltschaft …

Die Frage nach dem Motiv:

Es gibt zur Zeit nur das Geständnis der Frau. Der Mann schweigt zu den Vorwürfen. So liegt hierzu noch kein klares Bild bei uns vor. Und ich möchte nicht zum Motiv spekulieren. Der männliche Beschuldigte ist der frühere Freund der Tochter der Opferfamilie. Die weibliche Beschuldigte ist die gegenwärtige Freundin des Mannes.

Die Frage ob es Rache war:

Möglicherweise kann ich das Bestätigen. Ich möchte nicht spekulieren, sondern genaue Tatsachen präsentieren. Und solange wir kein klares Bild haben und weiter ermitteln müssen, bin ich da zurückhaltend.

Die Frage nach Eifersucht als Motiv:

Es besteht der Verdacht. Allerdings kommen auch noch andere Motive in Betracht.

Steht die Beschuldige Frau in einer Liebesbeziehung zum männlichen Beschuldigten?

Es ist ein kompliziertes Verhältnis. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht dazu sagen.

Ist der männliche Beschuldigte der Verdächtige der in Burgbernheim 2011 und 2013 für LKW-Brände in Frage kommen könnte?

Ja

Hinweis der Redaktion

Burgbernheim ist eine Stadt im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim in Mittelfranken. Dort kam es am 12.06.2011 in der Industriestrasse zu einem LKW-Brand bei dem das Führerhaus des LKWs völlig abbrannte. Am 28.04. 2013 wurde die Feuerwehr wiederum zu einem LKW-Brand auf einem Firmengelände in Burgbernheim gerufen. Aus hier entstand durch die Brandeinwirkung erheblicher Sachschaden. Somit erklärt sich warum der Vertreter der Staatsanwaltschaft die Frage des Motivs nicht beantworten konnte. Der Beschuldige ist offensichtlich das was man landläufig einen Feuerteufel nennt. Er wäre demnach bereits ein Wiederholungstäter. Womit die frühere Beziehung zur Tochter der Opferfamilie eventuell nur eine sekundäre Rolle spielen könnte. Dies alles müssen nun weitere Ermittlungen klären.

Handelt es sich bei dem Beschuldigten um Jemanden der im Schrotthandel tätig ist?

Ja

Und im Verlauf der Pressekonferenz stellte sich heraus, dass die beiden Beschuldigten im Schrotthandel tätig sind. Weitere Details wurden keine bekannt gegeben. Die Ermittlungen dauern intensiv an. Bis zur Gerichtsverhandlung können Monate vergehen.