17. Rietburg-Berglauf – die Letzten werden die Ersten sein

Foto: Holger Knecht

Bei der 17. Auflage des Rietburg-Berglaufes, ging es im wahrsten Sinne des
Wortes, "heiß her". Wer dachte, der Sommer hätte sich so langsam verabschiedet und der Herbst
kündigt nun langsam aber sicher seinen Einzug an, der musste sich am gestrigen
Samstag eines Besseren belehren lassen.

Das Thermometer im Auto zeigte in der pfälzischen Toscana, schwüle 29 Grad an und ins Schwitzen kam man eigentlich schon beim Nichtstun.
Die hohe Luftfeuchtigkeit trug ein weiters dazu bei, dass die Bedingungen des Tages, nicht gerade die günstigsten waren. Und wer die seit 2008 bestehende Bestzeit von Matthias Hecktor von 31:07 Min. knacken wollte, der muss es im nächsten Jahr noch mal versuchen. Denn so mancher hatte mit „Kreislauf“ zu kämpfen und musste unterwegs auch mal eine unfreiwillige Gehpause einlegen.

221 Läufer stellten sich schließlich der Herausforderung, die 8,2 km lange mit 420 Höhenmetern versehene Strecke zu bewältigen.

Das sind noch einmal vier Läufer weniger als im letzten Jahr, aber dennoch war Inge Hormuth mit der Laufbeteiligung zufrieden. „Das Angebot ist mittlerweile einfach zu groß. Ich habe mit ungefähr 180 Läufern gerechnet. Jetzt sind es sogar mehr, ich bin zufrieden“, war das Fazit der unermüdlichen Cheforganisatorin. „Das Wetter war auch gut, ich hoffe nur, die Halle füllt sich noch ein bisschen“. Das sollte aber auch ihre einzigste Sorge sein. Denn alles war perfekt organisiert, nicht nur auf der Strecke, sondern auch hinterher bei der Siegerehrung im Kurpfalzsaal.

Um 16.30 Uhr war schließlich „Schluss mit lustig“, denn dann ging´s los, in dem schönen und gepflegten Stadion des LCO Edenkoben. Und sogleich, setzten sich drei Läufer an die Spitze des Feldes.

Wie nicht anders zu erwarten, war es der Favorit und Vorjahressieger Stefan Hinze (LG DUV), sowie Carsten Bresser (TuS Heltersberg) und Matthias Merk von der LSG Saarbrücken-Sulzbachtal. Es wurde nicht lange gefackelt oder taktiert, das Tempo war gleich hoch und ab Kilometer 1, klaffte auch schon eine Lücke zu den Verfolgern mit Marc-Pascal Ehlen (LG Weinstraße/TSG Deidesheim), Udo Bölts (TuS Heltersberg) und Phillip Eisel (laufundsportshop.de).

Bei km 3, musste Matthias Merk schließlich als erster aus der Spitzengruppedem hohen Tempo Tribut zollen und wenig später konnte auch Carsten Bresser, das Tempo von Hinze nicht mehr mitgehen und musste abreißen lassen.

Als bei Kilometer 4, auf dem Schild „jetzt geht´s los“ zu lesen war, war´s bei dem Ein oder Anderen allerdings vielleicht auch schon vorbei. Denn in den Weinbergen stand die Luft und wer zu schnell gestartet war, musste spätestens da, einen Gang zurückschalten. Auf den letzten ungefähr 3,5 km durfte man zwar den Schatten des Waldes genießen, dafür wird es dann aber noch mal heftig, mit Steigungen von bis zu 15 %. In der Verfolgergruppe musste nun auch Phillip Eisel, Ehlen und Bölts ziehen lassen und diese holten wiederum bei km 5 Carsten Bresser ein.

„Das war das reinste Harakiri heute“, meinte dieser hinterher im Ziel. 

Ja, das hohe Tempo, plus die schwül- warmen Temperaturen, forderten ein weiters „Opfer“. Schließlich war es der Favorit, Stefan Hinze selbst, der bei km 7 von Kreislaufbeschwerden geplagt, eine unfreiwillige Verschnaufpause einlegen musste.

Und so konnten Ehlen und Bölts an ihm vorbeiziehen und mit 15 Metern Vorsprung, siegte schließlich Ehlen in 34:46 Minuten vor Bölts, der 11 Sekunden später in 34:57 Minuten im Ziel einlief.

„Ich hab mich ganz kurzfristig entschieden hier zu laufen. Zwanzig nach vier, bin ich erst angekommen. Ich war der Letzte, der ne Startnummer bekommen hat“, meinte der Sieger hinterher glücklich im Ziel. 
In Mannheim-Rheinau, ist er seinen ersten 10 km Lauf vor kurzem erst, in 33:08 Minuten gelaufen. Erstaunt über diese gute Zeit, wollte er dann auch mal wissen, „was am Berg so geht“. Die Kraft, holt er sich beim Radfahren, denn Laufen trainiert der Triathlet, der auch zum Rheinlandpfalz-Kader gehört, eigentlich nur zweimal in der Woche.
Sein letzter Triathlon -Wettkampf war in Mußbach und sein nächstes größeres Ziel, ist im kommenden Jahr die Deutsche Meisterschaft im Duathlon. Da kann er zum letzten Mal in der Jugend starten und hofft auf gute Chancen. Beim Engelhorn-Cup und „einmal Lunte gerochen“, möchte er nun auch bei den noch drei ausstehenden Bergläufen, der Pfälzer Berglaufserie weiterhin mitmischen.
Vielleicht ist ja auch der ein oder andere Sieg noch drin?!

Während viele mit der Hitze zu kämpfen hatten, kam dem Zweitplazierten Udo Bölts, das heiße Wetter entgegen. Er ist die Hitze im Wettkampf gewohnt und außerdem „hab ich mich auch zurückgehalten. Das hohe Anfangstempo konnte ich eh nicht mitgehen, das hab ich erst gar nicht versucht. Ich bin mein Tempo konstant durchgelaufen.

Zum Schluss den letzten Anstieg hoch, konnte er sogar noch ein bisschen forcieren, aber die Lücke zu Marc-Pascal Ehlen, konnte er nicht mehr schließen. Als Dritter, kam Oliver Trauth in 35:22 Min. ins Ziel. Er läuft als nächstes beim Baden Marathon in der Staffel mit. Zusammen mit seinen Arbeitskollegen vom Ingenieurbüro Invenio, teilt er sich die Strecke, wobei er den größten Anteil von 21 Kilometern laufen „darf“.

Bei den Frauen, war ebenfalls eine Triathletin die Erste, die oben den Gipfel der Rietburg erreichte. Eva Katz vom TV Hatzenbühl, schaffte es gerade noch mit einer Sekunde, unter 40 Minuten das Zielbanner zu durchlaufen. Genau bei 39:59 Minuten, blieb für die Mutter einer einjährigen Tochter, die Uhr stehen. Sie hat die Triathlon Wettkämpfe in Viernheim, Ladenburg, Maxdorf und Mussbach zuletzt bestritten und ist in der letzten Zeit, weniger auf dem Rad, dafür aber mehr mit dem Babyjogger unterwegs. Denn Töchterchen Anna, ein kleiner süßer „Quirl“, will auf Mama natürlich auch nicht verzichten und so werden einfach „Nägel mit Köpfen“ gemacht und Anna wird im Vergleich zu ihren Freundinnen, eben ein bisschen schneller beim Spazierengehen durch die Gegend geschoben.

Zweite und fast auf die Sekunde eine Minute später, kam Dorothea Falkenstein, vom TV Maikammer, in 40:58 Minuten ins Ziel. Sie trainiert momentan nicht so viel. Ist umgezogen und hat sich ebenfalls erst ganz kurzfristig entschieden, zu laufen. „Ich seh das heute mehr als Training“.

Auf den dritten Platz kam Katja Bambach von der LLG Landstuhl, in 41:55 Min. Ihr Name war in der letzten Zeit nicht mehr so häufig auf einer Ergebnisliste zu finden. Schuld daran, war ihr ISG…ihr Iliosakralgelenk. Dieses war blockiert, drückte auf einen Nerv und nix ging mehr richtig. Um fit zu bleiben, hat sie sich ein Rad gekauft und war fortan mehr darauf anzutreffen.
„Aber jetzt geht es wieder und ich wollte unbedingt mal wieder einen Wettkampf machen.“

Das wollte auch Bianca Kramer, doch unterwegs irgendwann, da war die Motivation bei ihr auf dem Tiefpunkt angekommen, sie machte kehrt und lief schon wieder zurück in Richtung Edenkoben. Nur um es sich ein weiteres Mal anders zu überlegen und wieder kehrt zu machen. Denn… was man anfängt, bringt man auch zu Ende, egal wie!

Und so verlief der 17. Rietburg Berglauf, mal ganz anders als erwartet. Wer anfangs dachte, der Sieger würde schon vorher feststehen, erlebte eine Überraschung. Hoffen wir, dass die drei weiteren Bergläufe um den Pfälzer Berglaufpokal, in Bad Dürkheim, am Potzberg und der Kalmit genauso spannend verlaufen…und vielleicht, wird auch da, der Letzte der Erste sein.

 

Text: Elke Bölts

Fotos: Holger Knecht

 

Weitere Fotos von der Veranstaltung sind bei www.pfalzfotos.de zu finden.