Denkmaltag: Neun Kirchen und Anlagen

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Rheinland-Pfalz, auch die Pfalz, besitzt eine Fülle
von Denkmälern des 19. Jahrhunderts, So passt die
Region ebenso gut wie zum Beispiel Trier zum Motto
des bundesweiten „Tags des offenen Denkmals“, das
lautet „Romantik, Realismus, Revolution – Das 19.
Jahrhundert“ am Sonntag, 11. September. An diesem
Tag werden interessierten Besuchern aber auch
Kulturdenkmäler aus anderen Jahrhunderten vorgestellt
und sachkundig erläutert. Dazu gehören vor allem
Kirchenbauten, denn mit dem Anwachsen der Gemeinden
mussten vielerorts auch neue und größere Sakralbauten
errichtet werden.

„Die Denkmalpflege, ein Kind der Aufklärung, hatte im Zuge der sich entwickelnden Wissenschaften und des Interesses an Geschichte einen hohen Stellenwert in jenem Jahrhundert“, erläutert dazu Staatsministerin Doris Ahnen in einer fast 100-seitigen Broschüre, die auch im Kreishaus Bad Dürkheim kostenlos erhältlich ist. Vom Landkreis selbst sind darin 9 Denkmäler aufgeführt, die am 11. September besonders zum Besuch empfohlen werden.
 
Friedelsheim: Burgturm und Prot. Kirche
Der quadratische Turm mit mächtigen Buckelquadern an den Ecken, ist ein vermutlich im frühen 13. Jahrhundert errichteter Bergfried der 1462 von Kurfürst Friedrich I. als „wehrhafter Besitz“ veräußerten Wasserburg Friedelsheim. Vom Burgturm aus erwartet Besucher der „Drei-Burgen-Blick“ auf die Klosterruine Limburg, die Burgruine Wachtenburg und das Hambacher Schloss. Geöffnet von 8 -12 und 13-17 Uhr, Führungen sind von 13-17 Uhr. Gleichzeitig finden auch Führungen im Mennonitenhof statt. 
Bei der Friedelsheimer Prot. Kirche (Gartenweg 2) handelt es sich um eine malerische Baugruppe des 11.- 19. Jahrhunderts. Sie besteht u.a. aus dem romanischen, teilweise frühgotischen Turm, dem im Kern gotischen Saalbau – klassizistisch überformt. Das oberste Geschoss stammt aus dem 18. Jahrhundert, man sieht einen gotischen Chor, gotische Glocken von 1430 und 1450 sowie eine gotische Wandmalerei („Erbärmdechristus“) und Kirchenfenster von Erhardt Klonk. Auch ein historischer Kirchenwingert gehört dazu. 10.30-18 Uhr, Führungen sind um 14 und 17 Uhr, das „Kirchencafe“ ist von 14-18 Uhr geöffnet.
 
Kallstadt: Kirchturm und Löwenbrunnen
Auf dem Kirchberg (Weinstraße 103) steht der gotische ehemalige Chorturm mit barocker Haube. Barock ist ebenfalls das Langhaus von 1772-75; daneben ist ein barocker Dorfbrunnen mit Schildwappen haltendem Löwen zu sehen. Von 10-18 Uhr geöffnet, Führungen sind um 11 Uhr (Kirche), 13 Uhr (Kirchenberg) und 15 Uhr (Kallstadts Kulturdenkmäler). Um 10 Uhr ist Gottesdienst, um 17 Uhr ein Orgelkonzert mit Erklärung der Geib-Orgel; dazu kommt eine historische Bilderausstellung. Im Ort ist Weinfest.
 
Wachenheim: St. Georgskirche, Wachtenburg und villa rustica
In Wachenheim wird die Alte St. Georgskirche (Weinstraße 28) empfohlen. Der älteste Teil des malerisch gestaffelten Baus ist der Turm, der vielleicht noch aus dem 12. Jahrhundert stammt. Turmuntergeschoss und der von einer barocken Voutendecke überwölbte Chor dienten nach der Kirchenteilung von 1707 der kath. Gemeinde. Die Reformierten nutzen seit 1715 das Langhaus; dieses wurde 1860/61 nach Plänen des Neustadter Bezirksbauschaffners K. Kaercher in neugotischen Formen neu errichtet. Die Ausstattung aus der Zeit der Erweiterung 1906/07 durch Franz Schöberl mit reich geschnitzten Holzeinbauten sind noch ganz von der Neugotik geprägt. Auch das aufwändig gestaltete Glasfenster auf der Südseite mit Darstellungen von Petrus und den Reformatoren Luther, Calvin, Zwingli und Petrus Waldus ist noch durch diesen Duktus geprägt. Die 1883 gebaute Voit-Orgel, eine Stiftung von Joh. Ludwig Wolf und C. Bürklin, gehört zu den „Denkmalorgeln in der Pfalz“. Im ausgehenden 19. Jahrhundert fanden umfangreiche Restaurierungen statt, u. a. wurden die Gemälde der Seitenaltäre durch Holzreliefs des Münchner Bildhauers Sprenger ersetzt. 1885 schuf Sprenger ein Relief der Sixtinischen Madonna für den Hochaltar, gleichzeitig wurde das Bild des hl. Georg im Auszug gegen ein zeitgenössisches ausgetauscht.
Geöffnet ist die Kirche von 11-17 Uhr, Führungen sind nach Bedarf durch Werner Zebisch (Förderverein Alte St. Georgskirche), sehenswert die Ausstellung „Simultankirchen in Deutschland“.
Die Wachtenburg wurde um 1200 von Konrad II. bzw.  Friedrich I. errichtete. Die wurde mehrmals, zuletzt 1689, zerstört. Seit mehr als 20 Jahren setzt sich ein Förderverein zur Erhaltung der Ruine ein und ist mit Unterstützung der Landesdenkmalpflege und der Stadt erfolgreich bei der Instandsetzung. Besichtigung von 10-17 Uhr, Führungen nach Bedarf. Es gibt Informationen zu den derzeitigen Baumaßnahmen: eine Bilderwand, speziell Steinmetzzeichen, und Namenseinträge des 19. und 20. Jahrhunderts. Es findet ein Ballonwettstreit statt, Malen für Kinder wird angeboten.
Bei der Villa rustica – an den Parkplätzen der B 271- neu zwischen Wachenheim und Bad Dürkheim – gelegen handelt es sich um Reste eines römischen Landgutes des 3.-5. Jahrhunderts mit restaurierten und rekonstruierten Grundmauern. Zu besichtigen ist die Anlage von 10-16 Uhr, Führungen sind nach Bedarf durch den Förderkreis Villa rustica e.V.
 
Wattenheim:  Ehem. St.-Alban-Kirche
Der ehem. Chorturm und die Apsis St.-Alban-Kirche in der Wattenheimer Kirchengasse 4 stammen aus der 2. Hälfte 13. Jahrhunderts, Chor und Schiff wurden 1772 gebaut. Das barocke Schiff (mit bauzeitlicher Ausstattung) erhielt 1895 eine reiche ornamentale Ausmalung in  Rokokoformen. Im selben Jahr wurden auch die farbigen Glasfenster mit der Darstellung der Kreuzigung sowie des Guten Hirten gestaltet. Eintritt von 13-17 Uhr, Führung um 15 Uhr.
 
Weisenheim am Berg: Ehem. Synagoge und Prot. Kirche
Das im Kern romanische Schiff der Prot. Kirche in der Kirchgasse 6 wurde vor 1726 barock überformt; im gotischen Chor aus der Zeit um 1300 wurden um 1420/30 Wandmalereien mit Passionsszenen geschaffen. Zu besichtigen zwischen 11.15 und 16.30 Uhr, Führungen sind um 12, 14 und 16 Uhr. Der nachbarocke Bruchsteinbau der ehemaligen Synagoge in der Hauptstraße 28a, mit Rundbogenfenstern und Krüppelwalmdach von 1832, ist ein charakteristisches Beispiel einer pfälzischen Dorfsynagoge. Erhalten sind auch die hebräische Portalinschrift sowie Toranische und Frauenempore. Nach Auflösung der Kultusgemeinde aufgrund der geringen Mitgliederzahl 1909 versteigert und trotz mehrfachen Besitzerwechsels bis 1983 als Lager und Scheune genutzt. Nach Erwerb durch den 1988 gegründeten „Förderkreis der Synagoge Weisenheim am Berg“ und Restaurierung mit Unterstützung der staatlichen Denkmalpflege 1990 als Kulturzentrum eröffnet. Zu besuchen von 11-16.30 Uhr, Führungen sind um 11, 13 und 15 Uhr.
 
Ellerstadt: Prot. Kirche (Kirchenstraße)
Der vom Typus sehr anspruchsvolle, im ländlichen Raum nur selten anzutreffende Kirchenbau wurde 1893/94 nach Entwurf des Mannheimer Architekten Wilhelm Manchot errichtet. Der großvolumige Gelbsandsteinquaderbau in neuromanischen Formen erhebt sich über dem Grundriss eines griechischen Kreuzes. Angegliedert an den Zentralbau ist der einstige Fassadenturm aus dem frühen 16. Jahrhundert. Den Innenraum beherrscht die originale hölzerne Ausstattung. Neben der Orgel von 1896 in neuromanischem Holzgehäuse sieht man die aufwändig gearbeitete Kanzel. Zu sehen von 14-18 Uhr, Führungen sind um 14 und 16 Uhr. Sehenswert ist auch eine Ausstellung mit biblischen Erzählfiguren, zum Mitmachen reizt der Kinderwettbewerb: „Die Suche nach der Kirchenmaus“. Waffelstand, Kaffee und Saft werden angeboten.
 
Pressemitteilung der Kreisverwaltung Bad Dürkheim