Kirchenpräsident Christian Schad fordert Aufklärungsarbeit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Beim traditionellen „Adventstee" der Evangelischen Kirche der Pfalz bezeichnete Kirchenpräsident Christian Schad es als gemeinsame gesellschaftliche Aufgabe, das „deutsche Modell einer wohlwollend-integrativen Trennung von Kirche und Staat" zu verteidigen. Der „Adventstee" bietet Kirchenleitung und Journalisten Gelegenheit, gegen Ende des Jahres zwanglos miteinander ins Gespräch zu kommen.

Religionsunterricht an öffentlichen Schulen nannte Schad in diesem Zusammenhang ein „Bollwerk gegen Fundamentalismus und Aberglauben“. Gerade im konfessionellen Religionsunterricht werde einerseits gelebte Glaubenssubstanz präsent, andererseits sei Religion herausgefordert, sich mit gesellschaftlichen Entwicklungen, mit wissenschaftlichem Denken und mit weltanschaulicher Pluralität auseinanderzusetzen, erklärte der Kirchenpräsident am Dienstagabend in Bad Dürkheim vor den Medienvertretern.

Schule sei kein religionsfreier Raum und Religionsunterricht kein Privileg der Kirche. Vielmehr stehe dieser exemplarisch für eine besonders strikte und fundamentale Trennung von Staat und Religionsgemeinschaften. „Weil der Staat für Bildung zuständig ist, hat er auch die Aufgabe, für religiöse Bildung zu sorgen, die ein wesentlicher Bestandteil der allgemeinen Bildung ist.“ Antworten auf religiöse Fragen von Menschen könne der Staat aber nicht selber geben, da er zu weltanschaulicher Neutralität verpflichtet sei. „Solche Antworten muss er vielmehr den Religionsgemeinschaften überlassen“. In der Pfalz und Saarpfalz gehören über 80 Prozent der Menschen entweder der evangelischen oder der katholischen Kirche an.

Der Kirchenpräsident unterstrich das Subsidiaritätsprinzip, wonach der Staat viele seiner Aufgaben der Kirche übertrage und diese ihrerseits den Staat bei zentralen gesellschaftlichen Aufgaben unterstütze. In jüngster Zeit seien vermehrt laizistische, zum Teil auch antikirchliche Strömungen zu beobachten. Diesem Stimmungswandel, wonach Religionsfreiheit vor allem als „Freiheit von der Religion“ und nicht positiv als „Freiheit zur Religion“ verstanden werde, müssten Kirche und Gesellschaft begegnen. „Man fordert den Rückzug der Kirchen in den Bereich des Privaten und übersieht dabei, dass der radikale Laizismus selbst Partei ist im Streit der Weltanschauungen.“ Die evangelische Kirche lebe ihren Glauben nicht weltfremd, sondern weltverantwortlich.