Misereor-Fastenaktion 2012 im Speyerer Dom eröffnet

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Mit einem internationalen Gottesdienst im Dom zu Speyer hat das bischöfliche Hilfswerk Misereor am Sonntagmorgen seine diesjährige Fastenaktion eröffnet. Unter dem Motto „Menschenwürdig leben – Kindern Zukunft geben!“ rückt Misereor in den kommenden Wochen besonders die Lebensbedingungen benachteiligter Kinder in den Elendsvierteln großer Städte in Afrika, Asien und Lateinamerika in den Blick.

An der Feier im voll besetzten Dom nahmen zahlreiche Gäste aus der Weltkirche teil, unter anderem Erzbischof Samuel Kleda (Kamerun), Bischof Salvadore Lobo (Indien) und Bischof Jesús Juárez Párraga (Bolivien). Zu den Konzelebranten des von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann geleiteten Gottesdienstes zählten auch Prälat Professor Dr. Josef Sayer, Hauptgeschäftsführer von Misereor, dessen zukünftiger Nachfolger, der aus dem Bistum Speyer stammende Pfarrer Pirmin Spiegel sowie Weihbischof Otto Georgens. Besonders begrüßte der Bischof zudem die beiden Gruppen, die das Hungertuch der Aktion in den vergangenen Tagen nach Speyer getragen hatten. Das von dem togolesischen Künstler Sokey A. Edorh gestaltete Kunstwerk war im Dom ein eindrucksvoller Blickfang, der farbenfroh auf die Botschaft der Fastenaktion aufmerksam machte. Auch prominente Politiker feierten den Gottesdienst mit, unter anderen der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck, die früheren Ministerpräsidenten Dr. Bernhard Vogel und Dieter Althaus sowie die CDU-Fraktionsvorsitzende im rheinland-pfälzischen Landtag, Julia Klöckner.

„Gott ergreift Partei für die Kleinen. Und es ist an uns, uns auf die Seite Gottes zu stellen.“ So appellierte der Speyerer Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann in seiner Predigt an die Mitfeiernden. Mit ihrem Leitwort rücke die Misereor-Fastenaktion die Kleinsten in den Mittelpunkt, insbesondere die Kinder in den Armenvierteln der Groß- und Megastädte der Welt. „Ihnen fehlt es an medizinischer und materieller Versorgung, an Schutz vor Gewalt und vor Ausbeutung durch Kinderarbeit, an Bildung und Berufsperspektiven: kurzum an allen entscheidenden Chancen für die Zukunft.“

Der Einsatz für Kinder und Jugendliche weltweit sei ein zutiefst kirchlicher Auftrag. „Wer arm ist und auf der Schattenseite dieser Erde lebt, bekommt keine Chance, wenn nicht Menschen da sind, die das nicht sprachlos und untätig hinnehmen, sondern sich das Schicksal der Kleinen zum eigenen machen“, betonte Wiesemann. „Unsere Misereor-Partner brauchen unsere Unterstützung, unsere geistliche und materielle, unsere kreative Unterstützung.“ Durch Initiativen wie die „Hungermärsche“ im Bistum Speyer werde Kirche auf eine attraktive Weise als weltumspannende Glaubens- und Solidaritätsgemeinschaft sichtbar. Dies könne auch so manchen eher Fernstehenden motivieren, mitzuwirken an einer gerechteren Welt.

„Menschenwürdig leben – Kindern Zukunft geben!“ sei aber auch ein lebensentscheidendes Thema für die alternden Gesellschaft hierzulande, erklärte der Bischof weiter. „Es beginnt schon ganz am Anfang mit der Chance, das Licht der Welt überhaupt erblicken zu dürfen, mit der Chance, soziale Schichten durchbrechen zu können, mit der Chance, in seinen Fähigkeiten entdeckt und gefördert zu werden. Es gilt in jedem Fall, bei uns und weltweit: Die Kinder sind hier und jetzt unsere Zukunft.“

Bessere Startchancen für Kinder
Thematisch standen in dem Gottesdienst die Lebensbedingungen von Menschen in den Megacitys der Welt im Fokus. So formulierten Misereor-Gäste aus Afrika, Asien und Lateinamerika, die in den vergangenen Tagen im Bistum über die Situation in ihren Heimatländern informiert hatten, Gedanken zum Schuldbekenntnis in ihren Landessprachen. Erinnert wurde an die Probleme jugendlicher Drogenabhängiger in Guatemala, an die sexuelle Gewalt gegen Mädchen in den Armenvierteln Nairobis, an die „buchstäblich zum Himmel stinkende“ Lage der Müllsammler in Indien sowie an die Wohnsituation der „Käfigmenschen“ in Hongkong. Steine, aus denen im Altarraum eine Mauer erstellt wurde, verwiesen plastisch auf die Mauern, die Menschen errichten, wenn sie ihre Augen vor der Not anderer verschließen.

„Die Startchancen vieler Kinder ins Leben sind von Beginn an schlecht“, betonte Prälat Sayer bei der offiziellen Eröffnung der Misereor-Fastenaktion nach der Predigt. Die Kinder in den Elendsvierteln wollten jedoch genau so hoffnungsfroh in die Zukunft blicken wie die Kinder bei uns. Jesus sage: „Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf.“ Sayer rief dazu auf, sich an die Seite dieser Kinder und ihrer Familien zu stellen. „Gelebte Solidarität schenkt Hoffnung und verändert unsere Welt“, so Sayer. Hoffnung symbolisierte auch der Regenbogen, der bei den Fürbitten auf zwei Pfeiler des Dominnenraumes als Zeichen des Bundes Gottes mit den Menschen projiziert wurde.

Für eine abwechslungsreiche musikalische Gestaltung des Gottesdienstes, der live in der ARD übertragen wurde, sorgten der Domchor sowie die Trommler-Gruppe „Mama Afrika“ aus dem Senegal.

Bei einem Empfang im Anschluss an den Gottesdienst würdigte Ministerpräsident Beck die Leistungen der Kirche, die sich vorbehaltlos an die Seite der Armen stelle. „Misereor ist ein wichtiges Zeichen dafür, dass unsere Gesellschaft sich nicht nur auf Materialismus und Egoismus stützt, sondern auch Solidarität und Nächstenliebe bei uns einen wichtigen Platz einnehmen.“

Die Misereor-Fastenaktion findet während der Fastenzeit in allen katholischen Gemeinden statt; Höhepunkt der Aktion ist der fünfte Fastensonntag am 24./25. März, wenn in allen Sonntagsgottesdiensten mit der Kollekte Spenden für das Hilfswerk gesammelt werden.

Weitere Informationen unter www.misereor.de; Spenden erbittet Misereor auf das Spendenkonto 101010, Pax Bank, BLZ 39160193.