Lokschuppen von 1847 droht die Schließung – Eisenbahnverein öffnet für Spender verschlossene Depots

der Lokschuppen in Neustadt a.d. Weinstraße

Martin Rathmann ist verzweifelt. „Wenn wir nichts unternehmen, muss der Lokschuppen irgendwann einfach dicht machen.“ Das wäre dramatisch, denn das gute Stück aus dem Jahr 1847 gehöre zur Erstausstattung der ersten pfälzischen Eisenbahnstrecke von Neustadt an der Weinstraße nach Ludwigshafen und beherberge jede Menge wundervoller alter Fahrzeuge, die für die Pfalz typisch sind, erzählt Rathmann, Mitglied des Eisenbahnmuseums, einer privaten Vereinigung von Eisenbahnfreunden unter dem Dach der Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG) e.V.

Die Schließung droht, weil sich die Schlusssteine über den vier historischen Einfahrtstoren senkten und dadurch Druck auf die Außenwände ausgeübt werde. Bereits jetzt gebe es Risse im Mauerwerk. „Die Steine müssen wieder hochgestemmt werden und das Gebäude braucht dringend eine Art Eisenbandage, die wir hinter dem Schriftzug verstecken würden“, erklärt Rathmann. Das koste um die 20.000 Euro. Viel Arbeit werde in Eigenleistung erbracht, aber selbst die Eisenbahnbegeisterten könnten nicht alles umsetzen.

Und nicht nur das. Für die Dachsanierung benötige man weitere 200.000 Euro, zwar gebe es eine mündliche Förderzusage vom Land und der Stadt Neustadt, aber die Finanzierung weise trotz hoher Eigenbeteiligung vom Verein noch eine Lücke von
rund 30.000 Euro auf. „Das Dach hat Löcher, durch die Feuchtigkeit eindringt“, sagt Rathmann. „Deshalb rosten die Verstrebungen und drohen, die Stützbalken zu sprengen. Auch dem Holz der Stützbalken setzt die Feuchtigkeit zu.“ Die Balken könnten von rührigen Vereinsmitgliedern repariert werden, „aber das Dach können wir nicht selber neu decken“.

„Bei dem Lokomotivschuppen handelt es sich um einen der ältesten, vielleicht sogar den ältesten funktional betriebenen derartigen Schuppen in Deutschland“, weiß Dr. Stefan Ulrich von der Unteren Denkmalschutzbehörde zu berichten. „Er stellt ein einmaliges Zeugnis aus der Frühzeit des deutschen Schienenverkehrs dar, der somit weit über die Grenzen der Region von Bedeutung ist“, schwärmt der Denkmalpfleger.

Man versuche, sagt Martin Rathmann, durch die verschiedenen Fahrten des Kuckucksbähnels – neu im Angebot ist eine „Rollende Weinprobe“ – die nötigen Beträge zusammen zu bekommen. „Die Neustadter spenden schon sehr viel, deshalb haben wir uns als Dankeschön dieses Mal etwas Besonderes überlegt.“ So werden alle, die mindestens 100 Euro zusteuern, zu einem Empfang im Eisenbahnmuseum mit einer kleinen Zubringerfahrt zum ansonsten für Besucher nicht zugänglichen Betriebswerk des Eisenbahnmuseums eingeladen. Der Termin ist für den Herbst 2012 geplant. „Vielleicht möchte ja auch der ein oder andere seinen Geburtstag oder ein Jubiläum zum Spendenanlass nehmen“, sagt Rathmann vorsichtig. Natürlich sind aber auch kleinere Summen herzlich willkommen.

Wer sich für den Erhalt des Lokschuppens engagieren möchte, findet hier die entsprechenden Informationen:

Konto-Nr. 888 800 802
BLZ: 401 600 50 (Volksbank Münster)
Begünstigter: DGEG e.V., Arbeitskreis Neustadt
Ansprechpartner: Horst Kayser, 06321/30390

Mehr Informationen zum Verein unter www.eisenbahnmuseum-neustadt.de.