Verkündigung nach Noten

Martin Risch ist Pfarrer und klassischer Sänger - als Bariton solistisch und in Ensembles aktiv

„Beides ist Verkündigung – nur mit jeweils eigenen Mitteln“. In diese Formel bündelt Pfarrer Martin Risch sein „Doppelleben“ als Pfarrer und Sänger. In Landau-Queichheim, wo der gebürtige Westpfälzer seit zwölf Jahren die Lukaskirchengemeinde betreut, ist man stolz auf den rührigen Seelsorger.

Der Prediger kann nicht nur mit dem gesprochen Wort umgehen, er weiß auch virtuos dem in Musik gesetzten Bibelwort einen besonderen Klang zu geben, der unmittelbar emotional zu berühren vermag.

Beides, die Musik und die Theologie, so erzählt er, waren ihm praktisch in die Wiege gelegt. Als 13. Glied einer nie unterbrochenen Generationenfolge von Geistlichen wuchs er zudem in einem musikbeflissenen Elternhaus auf, hatte früh Klavierunterricht und erfuhr entscheidende Förderung durch den damaligen Zweibrücker Kantor Fritz Sander.

„Die Entscheidung fürs Theologiestudium war zunächst durchaus von Zweifeln belastet gewesen“, bekennt er offen. „Und wirklich überzeugt von der Richtigkeit meiner Berufswahl war ich erst mit Eintritt in den aktiven Gemeindedienst.“ Aufreibend, vielgestaltig sei die Studienzeit in Heidelberg gewesen. Die tägliche Agenda umfasste neben dem theologischen Lernpensum auch Gesangstunden und Meisterkurse (bei Hans Hotter und Gerd Türk), eine immer reger werdende Ensemble-Tätigkeit in Frieder Bernius „Stuttgarter Kammerchor“ etwa, der Gächinger Kantorei (Helmut Rilling), dem „Nordic Chamber Choir“ (Nicol Matt) oder der Evangelischen Jugendkantorei der Pfalz. Und zusehends mehrten sich auch die solistischen Aufgaben.

„Es braucht viel Organisationsgeschick und gegenseitiges Verständnis“, bekennt der Pfarrer, der mit der klassischen Sopranistin Veronika Wiedekind verheiratet ist und dazu vier Kinder im Alter von elf, neun, acht und sechs Jahren um den Familientisch versammelt. Nach wie vor ist sein wohlklingender Bariton gefragt in exklusiven Ensembles wie den „Gil Scarlattisti“ oder „Cantissimo“, aber vor allem als Solist quer durch das ganze Spektrum der Kirchenmusik, von Monteverdi über die Bach-Passionen bis zu Mozart, Mendelssohn, Brahms, Britten oder Avo Pärt.

„Natürlich haben die Dienste im Seelsorgeamt stets Vorrang“, bekräftigt Martin Risch. Es sei eben eine Frage der Verhältnismäßigkeit und manchmal müsse er, gerade in den kirchenmusikalischen „Hochzeiten“ – Advent und Passion – auch mal eine Anfrage ablehnen. Konzertreisen und CD-Produktionen, wie in Kürze beim Carus-Verlag, würden im Rahmen des Urlaubs bedient.

Wirkliche Interessenskonflikte – nein, die existierten nicht. „Auch der Gottesdienst ist ja eine Bühne, hat seine eigene Dramaturgie, braucht mein Bestes, damit er gelingt – allerdings nehme ich mich als Person dabei ganz zurück.“ Aber mit einer Arie aus dem Weihnachtsoratorium beispielsweise erfülle er ja ebenfalls vor allem einen Verkündigungsauftrag, „auch wenn ich mich da mit meinem Können, meiner ganz individuellen Kunstfertigkeit einbringen darf“. Das Predigt-Wort ziele auf den Intellekt, die Musik dagegen wirke unmittelbar emotional. „Beides“, so Martin Risch, „ergänzt sich und ist letztlich unverzichtbar“.

Hinweis: Martin Risch ist am Karfreitag, 6. April, 18 Uhr, gemeinsam mit fünf weiteren Solisten, Instrumentalisten sowie der Landauer Kantorei unter Leitung von Stefan Viegelahn in der Stiftskirche Landau zu hören. Programm: Johann Hermann Schein, „Seligpreisungen“, Heinrich Schütz: „Exequien“.