Kriminalstatistik 2011 für den Neckar-Odenwald-Kreis: Straftatenaufkommen im Landkreis weiter rückläufig

Symbolbild, Polizei © Holger Knecht

Eine durchweg positive Bilanz konnte der Leiter der Polizeidirektion Mosbach, Hans Becker, bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2011 ziehen. Nachdem die Zahl der Straftaten bereits im Jahr 2010 auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren gesunken war, konnte nun im Jahr 2011 mit 4.365 erfassten Straftaten (Vorjahr: 4.984) ein weiterer Rückgang verzeichnet werden.

Entgegen dem Landestrend ging die Kriminalitätsbelastung von 3.373 auf 2.969 Straftaten pro 100.000 Einwohner zurück (Land BW: 5.420). „Erneut zeigt sich, dass die Bürgerinnen und Bürger im Neckar-Odenwald-Kreis sicher leben und sich sicher fühlen können. Bereits über die Jahre hinweg zählt der Landkreis zu den sichersten in Baden-Württemberg. In diesem Jahr weist der Neckar-Odenwald-Kreis im Landesvergleich sogar die zweitniedrigste Kriminalitätsrate auf,“ sagt Hans Becker.

Bei einer Aufklärungsquote von 64 Prozent (Land BW: 58,6 Prozent) konnten 3.284 der erfassten Straftaten geklärt werden, womit die Polizeidirektion Mosbach die zweithöchste Aufklärungsquote innerhalb Baden-Württembergs für sich verbuchen kann. Nicht zuletzt führt Dienststellenleiter Becker dieses Ergebnis neben der engagierten Arbeit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf das gute Miteinander mit der Bevölkerung und die kurzen Wege bei der Zusammenarbeit mit den Behörden und Kommunen im Landkreis zurück.

„Früchte zu tragen scheint zudem die im Kreis geleistete Präventionsarbeit. Mit der an den örtlichen Problemen orientierten Kommunalen Kriminalprävention von Landratsamt und Polizei wird ein wichtiger Beitrag geleistet, um Straftaten zu verhindern oder erst gar nicht entstehen zu lassen,“ so Hans Becker. Hierzu gehört es u.a. polizeilich erkannte Problemstellungen in der Öffentlichkeit zu thematisieren, in vielen Fällen – wie am Beispiel häuslicher Gewalt – zu enttabuisieren und gemeinsam mit Kooperationspartnern geeignete Präventionsstrategien zu entwickeln und zu verfolgen.

Zahlreiche erfolgreiche Präventionsprojekte wurden daher auch im Jahr 2011 fortgeführt und ergänzt.

Straftaten gegen das Leben

Insgesamt drei Tötungsdelikte wurden im NOK für das Jahr 2011 statistisch erfasst. In einem Fall wurde wegen Totschlags ermittelt, bei zwei Täten wegen versuchten Mordes. Noch nicht in der Statistik ausgewiesen ist das Tötungsdelikt Sabine Jauch, das sich Ende Dezember ereignet hat und die Ermittlungen noch andauern.

Sexualstraftaten nahezu unverändert

Mit 55 registrierten Fällen blieb die Zahl der Sexualstraftaten im Vergleich zum Vorjahr (58 Fälle) nahezu konstant. Bei 13 der zur Anzeige gebrachten Taten handelte es sich um Vergewaltigung bzw. sexuelle Nötigung (Vorjahr: 10), bei 17 um den sexuellen Missbrauch von Kindern (Vorjahr: 18). Wegen der Verbreitung pornografischer Schriften, bei der es hauptsächlich um Kinderpornografie geht und im Zusammenhang mit der Internetnutzung steht, wurde in 14 Fällen ermittelt (Vorjahr: 12).

Weniger Diebstahlsdelikte – mehr Wohnungseinbrüche

Nach einem Tiefststand im 10-Jahresvergleich im Jahr 2010 reduzierten sich die Diebstahlsdelikte mit 1.359 Straftaten im Jahr 2011 erneut (Vorjahr: 1.571). Von dem Rückgang betroffen sind sowohl der einfache Diebstahl, wo 972 Taten zur Anzeige gebracht wurden (Vorjahr: 1.075) als auch der Diebstahl unter erschwerenden Umständen – hier wurden 387 Taten erfasst (Vorjahr: 496). Entgegen dieser Entwicklung stieg die Zahl der Wohnungseinbrüche dem Landestrend folgend von 44 im Vorjahr auf 58 im Jahr 2011. Die Aufklärungsquote bei den Wohnungseinbrüchen lag mit 24,1 Prozent (Vorjahr: 27,3 Prozent) deutlich über dem Landeswert von 16,4 Prozent.

Weiter rückläufig sind mit 37 erfassten Fällen die Pkw-Aufbrüche, die sich mit 63 Straftaten im Jahr 2010 bereits auf einem sehr niederen Niveau bewegten.

Starker Rückgang bei der Gewaltkriminalität

Nach einem permanenten Anstieg der Gewaltkriminalität in den vergangenen Jahren, ist im Jahr 2011 erstmals eine Trendwende auszumachen. 146 Fälle der Gewaltkriminalität wurden für den NOK registriert und somit 66 weniger (-31,1 Prozent) als im Jahr zuvor (2010: 212 Fälle). Dies ist der niedrigste Stand seit 10 Jahren. Zur Gewaltkriminalität zählen Straftaten wie gefährliche und schwere Körperverletzungen, Mord, Totschlag, Raub, räuberische Erpressung u.a.. „Festzustellen ist, dass gerade die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen, die im Landkreis den Hauptanteil bei der Gewaltkriminalität bilden, stark rückläufig war. Abzuwarten bleibt, ob sich diese positive Entwicklung fortsetzt und die Präventionsbemühungen im Landkreis möglicherweise ihre Wirkung zeigen. Fakt ist, dass besonders bei den Körperverletzungsdelikten Alkoholeinfluss eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Daher ist die Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs bereits seit Jahren ein Schwerpunkt in der Präventionsarbeit,“ sagt Hans Becker. Wenig Veränderung gab es hingegen bei der einfachen Körperverletzung, die statistisch nicht unter die Gewaltkriminalität fällt. 421 Fälle der einfachen Körperverletzung wurden erfasst, im Vorjahr waren es 409.

Straßenkriminalität – Positive Entwicklung setzte sich fort

Nachdem bereits im Jahr 2010 bei der besonders in die Öffentlichkeit ausstrahlenden Straßenkriminalität weniger Straftaten registriert worden sind, hat sich diese positive Entwicklung im Jahr 2011 fortgesetzt. 709 Straftaten wurden erfasst, im Vorjahr waren es noch 795 (-10,8 Prozent). Lediglich zwei Raubüberfälle auf Straßen bzw. öffentlichen Plätzen wurden 2011 zur Anzeige gebracht (Vorjahr: 4). Während die ebenfalls statistisch zur Straßenkriminalität zählende Sachbeschädigung an Kfz mit 237 Straftaten (Vorjahr: 262) weiter rückläufig ist, hat sich die Zahl der Sachbeschädigungen auf Straßen, Wegen oder Plätzen von 90 im Jahr 2010 auf 118 erhöht.

Weniger Vermögens- und Fälschungsdelikte – Mehr Insolvenzstraftaten

Der allgemeinen Straftatenentwicklung folgend wurden auch bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten weniger Straftaten registriert. 784 Delikte wurden von der Polizei bearbeitet, 83 weniger als im Vorjahr. Während bisher besonders im Bereich des Waren- bzw. Warenkreditbetrugs (2010: 293 Fälle, 2011: 181 Fälle) steigende Fallzahlen festzustellen waren, ist auch hier eine Trendwende zu erkennen.

Gestiegen ist im Jahr 2011 die Zahl der Insolvenzstraftaten. 19 Straftaten wurden registriert, 10 mehr als im Vorjahreszeitraum.

Internetkriminalität weiter rückläufig

Nach rückläufigen Fallzahlen im Vorjahr war mit 132 Straftaten im Jahr 2011 trotz steigender Nutzung des Internets ein weiterer Rückgang bei der Internetkriminalität zu verzeichnen (Vorjahr: 155 Straftaten). Zur Internetkriminalität zählen alle Straftaten, bei denen das Internet als virtuelles Tatwerkzeug benutzt wird. In erster Linie gelangten in diesem Zusammenhang Betrugstaten zur Anzeige.

Deutlicher Rückgang bei der Rauschgiftkriminalität

Den niedrigsten Stand in den vergangenen zehn Jahren hat mit 177 registrierten Straftaten die Rauschgiftkriminalität erreicht (Vorjahr: 222 Straftaten). Vom Rückgang betroffen sind sowohl die allgemeinen Verstöße nach dem Betäubungsmittelgesetz als auch der illegale Rauschgifthandel und –schmuggel. Bei den bearbeiteten Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz spielten Cannabisprodukte nach wie vor die wichtigste Rolle.

Weniger Tatverdächtige – Positive Entwicklung bei den unter 21-Jährigen

Einhergehend mit einem Rückgang der Kriminalitätsbelastung hat auch die Zahl der Tatverdächtigen mit 2.245 (Vorjahr: 2.559) und einem Minus von 12,3 Prozent im Jahr 2011 im Zehnjahresvergleich einen Tiefststand erreicht. Die Tatverdächtigenbelastungszahl, d.h. die Anzahl der Tatverdächtigen bezogen auf 100.000 Einwohner, liegt im Neckar-Odenwald-Kreis bei 1.633 (Land BW: 2.281). „Besonders erfreulich dabei ist“, so Hans Becker, „dass sich auch die Zahl der unter 21-jährigen Tatverdächtigen von 795 im Vorjahr auf 646 weiter reduziert hat (-18,7 Prozent) und deren Anteil an den Gesamttatverdächtigen nach einem Höchststand von 33 Prozent im Jahr 2007 nun mit 28,8 Prozent weiter rückläufig ist. Nicht zuletzt dürfte dies neben den demografischen Veränderungen auf die vielfältigen Präventionsaktivitäten im Landkreis zurückzuführen sein.“

Erneut angestiegen ist mit 18,2 Prozent (Vorjahr: 17,3 Prozent) der Anteil der Nichtdeutschen an den Gesamttatverdächtigen. Deren Anteil an der Wohnbevölkerung beträgt im Landkreis 6,2 Prozent.

Prävention

Um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen wurden auch im Jahr 2011 die bereits in den Vorjahren initiierten Präventionsaktivitäten und Präventionsprojekte gemeinsam mit den Kooperationspartnern fortgeführt und teilweise ergänzt.

Gemeinsam gegen Alkoholmissbrauch von Kindern und Jugendlichen

Im Hinblick auf den Alkoholmissbrauch von Kindern und Jugendlichen wurden in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis „Suchtprophylaxe“ erneut aktuelle Alterskontrollscheiben an die im Landkreis ansässigen Tankstellen, Supermärkte, Kiosks und Getränkemärkte verteilt. Damit soll dem Verkaufspersonal das Feststellen des Alters der jungen Kunden erleichtert werden, wenn diese alkoholische Getränken kaufen wollen.

Ebenfalls um dem Alkoholmissbrauch entgegenzuwirken erfolgen gemeinsam mit dem Landratsamt weitere Alkoholtestkäufe bei Discountern, Tankstellen und Getränkemärkten. Anders als im Jahr 2010, wo die Verantwortlichen bei Verstößen zunächst auf ihr Fehlverhalten aufmerksam gemacht wurden, erfolgten bei den Testkäufen im Jahr 2011 repressive Maßnahmen. Während sich im Vorjahr noch eine Beanstandungsquote von 47,5 Prozent ergeben hatte, war bei den neuerlichen Testkäufen ein verbessertes Verantwortungsbewusstsein des Verkaufspersonals zu erkennen, so dass sich die Beanstandungsquote auf 18 Prozent reduziert hatte.

Um die Alterskontrolle bei Festen und Veranstaltungen zu erleichtern wurden darüber hinaus im Rahmen des Projekts der Kommunalen Kriminalprävention „Feste feiern – aber richtig“ durch das Landratsamt des NOK ca. 355.000 Armbändchen an die Verantwortlichen von Tanzveranstaltungen verkauft.

Gewaltschutztrainer zeigen Konfliktlösungsstrategien auf

Nachdem im Jahr 2010 in Zusammenarbeit mit dem Karateverband Baden-Württemberg 18 Gewaltschutztrainer bei der Polizeidirektion Mosbach ausgebildet worden waren, erfolgten im Jahr 2011 28 Selbstbehauptungskurse an Schulen, bei Organisationen, Vereinen und verschiedenen Berufsgruppen. Hierbei konnte durch die Gewaltschutztrainer nahezu 500 Teilnehmern aufgezeigt werden, wie bedrohliche Situationen frühzeitig erkannt und Konflikte mittels verschiedenster Strategien gewaltfrei gelöst werden können.

Medienkompetenz wird vermittelt

Erneut auf große Resonanz stieß das Medien-Präventionsprojekt „Neue Medien – Fluch oder Segen“, das bereits im Jahr 2010 beim 15. Deutschen Präventionstag in Berlin vorgestellt worden war. Im Jahr 2011 haben insgesamt 17 Schulen des Neckar-Odenwald-Kreises mit insgesamt 1360 Schülerinnen und Schüler sowie ca. 500 Eltern und 100 Lehrkräfte an dem Projekt teilgenommen, für das eigens der NOK-Stick entwickelt und den Teilnehmenden ausgehändigt wird.

Zivilcouragepreis für vorbildliches Verhalten ausgelobt

Im Zusammenhang mit einem Projekt zur Förderung der Zivilcourage wurde bereits zum zweiten Mal in Folge in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Sicherer NOK von diesem ein Zivilcouragepreis ausgelobt und verliehen. Die Preisträger wurden hierbei für ihr beherztes Eingreifen und vorbildliches Verhalten in Notsituationen geehrt.