Pfälzische Landeskirche arbeitet mit NS-Projekt ihre Vergangenheit auf

Die Evangelische Kirche der Pfalz arbeitet mit Nachdruck ihre Vergangenheit auf. „Pfälzische Kirche im Nationalsozialismus“ heißt ein Handbuch, an dem 58 Autoren mitwirken, und das 2014 erscheinen soll. Es ist Kernstück eines Projekts, für das zurzeit Hunderte von Titeln und Medien aus der NS-Zeit gesichtet werden.

Zahlreiche Unterlagen seien schon erschlossen, erklären Gabriele Stüber vom Zentralarchiv und Traudel Himmighöfer von der Bibliothek und Medienzentrale. Die beiden landeskirchlichen Einrichtungen, der Verein für Pfälzische Kirchengeschichte und der Beauftragte der Evangelischen Kirchen im Saarland, Frank-Matthias Hofmann, Mitglied des Arbeitskreises Kirche und Judentum, beteiligen sich unter der Federführung der Evangelischen Akademie der Pfalz an dem landeskirchlichen Projekt.

Die Erforschung des Nationalsozialismus sei eine bleibende gesellschaftspolitische Herausforderung, erklären Himmighöfer und Stüber. „Wir sehen unsere Aufgabe darin, den Weg zu den Informationen zu ebnen.“ Die Zeitschrift „Union“, das „Pfälzische Pfarrerblatt“ und die Blätter des Vereins für Pfälzische Kirchengeschichte der 1930er Jahre wurden erschlossen und alle relevanten Titel katalogisiert. Die Bibliothek hat zudem eine Literatur- und Medienliste „Pfalz im Nationalsozialismus“ angelegt. Darüber hinaus werden Sammlungen und Nachlässe erschlossen. Stüber macht darauf aufmerksam, dass das Zentralarchiv noch Unterlagen zur NS-Zeit mit Bezug zur Landeskirche suche. Dabei könne es sich um Material aus Privatbesitz wie Fotos, Tagebuchaufzeichnungen, Briefe, Plakate oder Drucksachen handeln. Das Zentralarchiv nehme die Dokumente als Schenkungen oder Kopien entgegen.

Die Leiterin der Bibliothek und Medienzentrale, Traudel Himmighöfer, und Archivdirektorin Gabriele Stüber zählen zum Autoren-Team des Publikationsprojekts „Pfälzische Kirche im Nationalsozialismus“. Ihre Beiträge befassen sich mit den Themen Presse im Nationalsozialismus, bzw. Entnazifizierung. Unter den weiteren Autoren sind u.a. der Vorsitzende der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte, Professor Harry Oelke (München), die Leiterin des Archivs des rheinland-pfälzischen Landtags, Monika Storm sowie die Finanzdezernentin der Landeskirche, Karin Kessel. Der Beitrag der Oberkirchenrätin beschäftige sich mit dem Finanzwesen in der NS-Zeit.

Eine gründliche und umfassende Untersuchung der Geschichte der pfälzischen Landeskirche in der NS-Zeit sei überfällig. Das Handbuch wolle ein differenziertes Gesamtbild zeichnen und zugleich einen Beitrag zur historisch-politischen Bildung leisten, erklärt Christoph Picker. Der Akademiedirektor sowie Klaus Bümlein vom Verein für Pfälzische Kirchengeschichte, Gabriele Stüber und Frank-Matthias Hofmann bilden den Herausgeberkreis der Publikation. „Wir wollen nicht nur die eigene Geschichte aufarbeiten, sondern auch dazu beitragen, sie in die historische Entwicklung einzubinden“, sagt Stüber. Inzwischen sei der zeitliche Abstand groß genug, um emotionslos an die Thematik heranzugehen. „Ich verspreche mir von dem Projekt einen Schub, der zur Versachlichung beiträgt.“ Die Erschließung der Bestände sei über das Projekt hinaus von unschätzbarem Wert, so Himmighöfer und Stüber. „Wir müssen als kirchliche Institutionen wahrgenommen werden, die für eine Aufarbeitung der NS-Zeit unverzichtbar sind.“ Daher beteilige sich das Zentralarchiv mit einem eigenen Stand am Deutschen Historikertag, der vom 25. bis 28. September in Mainz stattfindet. Er gilt als einer der größten geisteswissenschaftlichen Kongresse in Europa.

Hinweis: Weitere Informationen unter www.eapfalz.de, www.zentralarchiv-speyer.de und www.kirchenbibliothek.de.