Indianer!! Im Ernst-Bloch-Zentrum

Winnetou. Gemalt von Klaus Dill

Kinder wollen Indianer sein. Erwachsene aber auch. Karl May trägt eindeutig die Verantwortung für die weitverbreiteten romantischen Träumereien: eine wilde Welt voller Hoffnung und Gefahr, in der sich das Gute deutlich vom Bösen abhebt. Das Ernst-Bloch-Zentrum zeigt anlässlich des Karl-May-Jahres „Ein Bild von einem Indianer“. Am Donnerstagabend (19 Uhr) wird die Ausstellung mit ausgefallener Country-Musik und einer theoretischen Einführung eröffnet.

Die Ausstellung ist das Herzstück des „Heldensommers“, den das Ernst-Bloch-Zentrum dem Abenteuer-Schriftsteller widmet. Präsentiert werden originale Illustrationen von Michael Sowa und Klaus Dill zu den im Haffmanns-Verlag erschienenen Karl-May-Ausgaben. Die klassischen Winnetou-Bilder von Klaus Dill erinnern in ihrer Bildsprache an die Kino-Plakatästhetik der 1950er Jahre. Der Illustrator und Karikaturist Michael Sowa hingegen greift spielerisch auf diese Repräsentationstradition zurück – er hebt vor allem das Komische und Groteske in Schlüsselszene der mayschen Wild-West-Romane kunstvoll hervor.

Die Verbindung zwischen dem Ludwigshafener Philosophen und dem Autor weltberühmter Abenteuerromane verdeutlicht ein Bonmot Blochs: „Es gibt nur Karl May und Hegel, alles andere ist eine unreinliche Mischung aus beiden.“ Ernst Bloch könnte man heute als „Fan“ Karl Mays bezeichnen. Bereits in der Jugend las er begeistert die Geschichten aus Amerika und dem Orient. Später identifizierte er politische Elemente in den Werken und nahm sie auf in seine sozialphilosophischen Reflexionen.

Auch Blochs Heimatstadt Ludwigshafen und die Umgebung sind dem Wilden Westen näher als man zunächst annehmen mag. Im „Pfälzer Hollywood“ des frühen 20. Jahrhunderts werden in und um Ludwigshafen einige Western gedreht. Filmpioniere wie Hermann Basler rekrutierten ihre Statisten aus Indianer-Vereinen der Arbeiterklasse, wie den „Hemshofindianern“.

Die Ausstellung wird heute um 19 Uhr eröffnet und endet am 28. September. Prof. Dr. Gert Ueding, Herausgeber des Karl-May-Jahrbuchs und Bloch-Schüler, hält den Eröffnungsvortrag zu den Bezügen von Bloch zu Karl May.

Private Indianer-Sammelstücke aus Ludwigshafen ergänzen die Ausstellung. Gezeigt werden Indianer-Memorabilien, Selbst-Hergestelltes aber auch Alltags- und Konsumprodukte mit naivem Bezug zur Welt der Indianer. Zwischen Exotismus, romantisierenden Idealen und dem Wunsch, der Realität so nahe wie möglich zu kommen: Mehrfach brechen sich in den Objekten die Perspektiven.

Ein Musikprogramm von Holger Saarmann und Vivien Zeller mit „Liedern, so deutsch wie der Wilde Westen“ umrahmt die Eröffnung. Der Sänger und Gitarrist Saarmann und die Folk-Geigerin Zeller präsentieren deutsche Country-Songs aus der Phase der ersten deutschen Emigration nach Amerika. In das kabarettistisch bunte Programm fließen zudem Lieder ein, die in den Winnetou-Romanen vorkommen – etwa das „Ave Maria in einer Komposition von Karl May selbst.

Begleitet wird der „Heldensommer“ von einem Kinderprogramm. Den Höhepunkt wird der „KIndianertag“ bilden. Am 26. Juli ab 12 Uhr wird die Prärie an den Rhein verlegt: Ponyreiten, ein seltener Defa-Puppenfilm, Lassotricks und einen „echten“ Indianer kann man dann erleben.

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