Branchentreffen für das Hotel- und Gaststättengewerbe 2012

Mehr Gäste denn je waren der Einladung des städtischen Amts für Wirtschaftsförderung zum diesjährigen Branchentreffen für das lokale Hotel- und Gaststättengewerbe am 30. Juli gefolgt. Rund 200 Unternehmen hatten sich im Hotel Holiday Inn versammelt, um sich über die aktuellen Entwicklungen ihrer Branche in Heidelberg auszutauschen. Grundsätzlich zeigten sie sich recht zufrieden, sie sehen aber auch deutliches Entwicklungspotenzial in Heidelberg.

Der städtische Wirtschaftsförderer Ulrich Jonas stellte drei große Themen in den Vordergrund des Abends: Die Entwicklung eines Konferenzstandortes, das Stadtmarketing unter der Leitung des neuen Geschäftsführers Mike de Vries und die Änderung des Verbraucherinformationsgesetzes zum 1. September 2012.

Konferenzstandort Heidelberg
Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner erläuterte zunächst den anstehenden Bürgerbeteiligungsprozess für ein mögliches neues Konferenzzentrum: „Nachdem die Bürgerinnen und Bürger vor zwei Jahren ein klares Votum gegen unseren damals favorisierten Standort Stadthalle abgegeben haben, wollen wir in einem Beteiligungsprozess klären, ob für Heidelberg ein neues Konferenzzentrum notwendig ist, und wenn ja, wo es gebaut werden soll. Dieser Prozess soll Mitte nächsten Jahres abgeschlossen sein.“

Dass Heidelberg dringend ein modernes Konferenz- und Tagungszentrum braucht, daran ließ Melanie von Görtz, Geschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) Baden-Württemberg, keinen Zweifel. Denn Gastronomen brauchen vor allem Gäste. Und je länger sie bleiben, Hotelübernachtungen buchen und in Gaststätten verzehren, umso besser. Von Görtz unterscheidet zwischen Individual- und Geschäftsreisenden, wobei sie davon ausgeht, dass Geschäftsreisende, und hier insbesondere Kongressbesucher, mehr Geld in der Stadt lassen als andere.

Mike de Vries, neuer Geschäftsführer von Heidelberg Marketing, präsentierte seine Ziele für ein neues Stadtmarketing. Er will Heidelberg national und international ganzheitlich vermarkten. Wichtig sind für ihn die Bereiche Tourismus, Kongresswesen, Wissenschaft und Bildung, Wirtschaft und Kultur. Auch die Stadthalle will er neu aufstellen: „Unabhängig davon, ob und wo ein neues Tagungszentrum entsteht, ist die Stadthalle ein einzigartiges Schmuckkästchen, das wir wieder auf einen modernen technischen Stand setzen und mehr in Szene setzen sollten.“ Zudem hielt Mike de Vries ein starkes Plädoyer für die Bedeutung lokaler Netzwerke wie Pro Heidelberg und den Verkehrsverein, den er mit neuem Leben füllen will.

Der Hotel- und Gaststättenverband, vertreten durch die Geschäftsführerin Melanie von Görtz, formulierte Erwartungen des Verbandes an das Stadtmarketing und bot die Zusammenarbeit der Branche an.

Änderung des Verbraucherinformationsgesetzes
Das dritte große Thema des Abends war die zum 1. September 2012 anstehende Änderung des Lebensmittelrechts. Kern der Gesetzesnovelle ist, dass zukünftig Grenzwertüberschreitungen und erhebliche Verstöße gegen Hygienevorschriften im Internet veröffentlicht werden müssen. Für die Verbraucher wird die Lebensmittelüberwachung dadurch transparenter. Die Lebensmittelunternehmer und Gastronomen hingegen fürchten, auch wegen kleiner Verstöße und auf unbestimmte Zeit an den Pranger gestellt zu werden.

Der DEHOGA hält das neue Gesetz für verfassungswidrig und behält sich vor, dagegen Klage zu erheben. Parallel bietet sie mit einem umfangreichen Leitfaden Hygiene-Schulungen an, die auf große Resonanz stoßen: Seit Februar haben allein über 5.000 Lebensmittelunternehmer an 75 Schulungen teilgenommen.

Bernd Köster, Leiter des städtischen Bürgeramtes und damit verantwortlich für die Lebensmittelüberwachung, gelang es, die Befürchtungen weitgehend zu entkräften. Er räumte jedoch auch ein, dass manche Fragen im Zusammenhang mit der Veröffentlichungspflicht noch nicht geklärt seien. So ist das Gesetz zwar bundesweit gültig, die Länder aber sind für die Umsetzung verantwortlich. Wichtigstes Ziel sei daher zunächst eine Harmonisierung auf Landes- und Bundesebene. Denn es könne nicht sein, dass in Baden-Württemberg möglicherweise strengere Vorgaben gelten als in anderen Bundesländern. Seine Empfehlung zum Schluss: „Machen Sie die Hygiene zur Chefsache. Dann brauchen Sie sich keine Gedanken wegen des neuen Gesetzes zu machen, sondern Sie werden eher von dem größeren Vertrauen der Verbraucher in Ihr Unternehmen profitieren.“

Wichtiger Austausch
Für die Wirtschaftsförderung fasste Ulrich Jonas den Abend zusammen: „Der Kontakt zu den mittelständischen Betrieben ist in den letzten fünf Jahren kontinuierlich gewachsen. Fast 200 Unternehmen, die mit ihrer Stadt über die Zukunft diskutieren, sind ein Beleg dafür. Gemeinsam mit den Branchenvertretern werden wir unser Stadtmarketing erfolgreich verstärken. Mit unserer Information zum Verbrauchergesetz verhindern wir, dass unsere Betriebe ohne Vorwarnung von den neuen Regeln überrascht werden.“