Erstmals Glockenspiel-Improvisationen – Probe für Turmblasen bei „Luther in Brass“

Aufgepasst, denn ungewöhnte Töne erklingen am Samstagnachmittag, 11. August, in der Wormser Innenstadt! Aufmerksame Passanten bekommen dann etwas ganz Besonderes zu hören: Dekanatskantorin Ellen Drolshagen wird das Glockenspiel der Dreifaltigkeitskirche per Hand spielen. Das ganze ist die Probe für ein noch spektakuläreres Konzert: Am Freitag, 31. August, um 18 Uhr, wird das Glockenspiel Teil des Turmblasens zum Auftakt des ersten rheinland-pfälzischen Blechbläser-Festivals „Luther in Brass“ sein.

Turmblasen zum Auftakt des dreitägigen Musikfestivals
Turmblasen – das kennt man in Worms vor allem von Weihnachten. Traditionell erklingen am Abend des 4. Advents weihnachtliche Weisen im Wechsel von den Türmen der Magnuskirche und des Doms St. Peter, dargeboten vom Wormser Barockbläserensemble. Doch Turmblasen ist mehr als das. Im Mittelalter stellten reichen und mächtige Städte Bläser an, welche von Türmen aus Großereignisse, wie die Ankunft des Königs oder andere Feierlichkeiten ankündigten.

Dieser alten Tradition folgend beginnt „Luther in Brass“ am Freitag, 31. August, 18 Uhr, mit mehreren Ensembles, die von den Türmen des Doms St. Peter, der Dreifaltigkeitskirche und der Magnuskirche die Zuhörer in die Wormser Innenstadt und zur Eröffnungsserenade locken. Dargeboten werden neben einer für Bläser bearbeiteten Version des Luther-Logos diverse Luther-Choräle und sein berühmtes Kirchenlied „Eine feste Burg“. Als besonderes Highlight wird das Glockenspiel der Dreifaltigkeitskirche mit in das Konzert einbezogen.

Per Hand gespieltes Glockenspiel als Höhepunkt
Das Glockenspiel der Reformationsgedächtniskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit besteht aus vier Glocken – die zwei ältesten davon stammen aus dem Jahr 1729 – und ist heute regelmäßig zu hören. Vorgefertigte Choräle erklingen, elektronisch gesteuert, zu bestimmten Tageszeiten bzw. zu kirchlichen Anlässen. Doch man kann das Glockenspiel auch ganz normal per Hand wie eine Orgel spielen. Dafür gibt es eine eigene kleine Tastatur auf der dritten Empore des Gotteshauses. „Ich kann mich aber nicht erinnern, dass das, seit ich hier bin, schon mal gemacht wurde“, so Ellen Drolshagen, die als Dekanatskantorin für die Kirchenmusik zuständig ist. Deshalb war die leidenschaftliche Organistin auch sofort Feuer und Flamme, als das Festivalteam von „Luther in Brass“ sie ansprach, ob man das Glockenspiel in die Auftaktveranstaltung mit einbeziehen könne.

Zurzeit probt Drolshagen noch am heimischen E-Piano, wird aber am Samstag, 11. August, zumindest einmal öffentlich am Glockenspiel selbst üben: „Irgendwann zwischen 13 und 15.30 Uhr, zwischen der Mittagsandacht und einer Trauung.“ Im Rahmen des Turmblasens wird die Dekanatskantorin unter anderem bestimmte Strophen der Luther-Choräle spielen und ein Vorspiel zur „Festen Burg“ improvisieren.

Nur eine gemeinsame Probe der Beteiligten
Das gesamte Turmblasen sei ein spannendes Projekt, da es für alle Beteiligten, darunter viele Laien-Musiker, eine echte Herausforderung sei, wie Drolshagen zu berichten weiß: „Da wir uns ja nicht gegenseitig hören, müssen wir beim gemeinsamen Musizieren mit Hilfe von Zeitgebern, die miteinander in Funkkontakt stehen, die richtigen Einsatzzeiten koordinieren. Oder sich darauf verlassen, dass Vorgaben wie „bei Minute 1,36 bist Du für 35 Sekunden dran“ passen.“ Für Drolshagen selbst kommt erschwerend hinzu, dass sie ihr eigenes Glockenspiel im Inneren der Kirche nur bedingt hören kann. „Aber das ist Gewöhnungssache“, ist sich die professionelle Musikerin sicher, dass sie mit diesem Umstand kein Problem haben wird: „Bei den Orgelkonzerten ist es ja zum Beispiel auch so, dass man eine gewissen Verzögerung zwischen dem Anschlagen eines Tons auf der Klaviatur und dessen Erklingen in den Orgelpfeifen hat.“
Lediglich eine gemeinsame Generalprobe wird es für die beteiligten Musiker am Turmblasen zwar geben, allerdings nur in einem geschlossenen Raum und ohne Drolshagen, die an dem Termin leider verhindert ist.

„Luther in Brass“ – Das erste rheinland-pfälzische Blechbläser-Festival „Luther in Brass“
„Mnozil Brass“ und „Maybebop“ – Das sind die Stargäste des ersten rheinland-pfälzischen Blechbläser-Festivals „Luther in Brass“. Vom 31. August bis zum 2. September werden sich Blechbläser der Posaunenchöre, der Blasorchester, der Musikschulen und anderer Verbände in der Luther-Stadt Worms treffen, um gemeinsam Musik zu machen und zu erleben. Dabei ist das Programm für das Publikum mindestens ebenso spannend wie für die Musiker: Es werden Konzerte unterschiedlicher Formationen zu hören sein, es gibt traditionelles Turmblasen, ein Nachtschwärmer-Programm und die Mitgestaltung von Gottesdiensten. Dazu kommen Workshops mit Tipps für alle Leistungsstufen: neben einem Brassband-Kurs werden die Mitglieder des österreichischen Spitzen-Ensembles „Mnozil Brass“ als Dozenten mit den Kursteilnehmern üben, wie man die richtige Note trifft.
Weitere Informationen und Tickets zu allen Veranstaltungen sowie den Workshops gibt es im Internet unter www.lutherbrass.de oder beim TicketService Worms, Rathenaustraße 11 (im WORMSER), Telefon: 06241-2000-450.

Die Wormser Dreifaltigkeitskirche
Mit der Dreifaltigkeitskirche, die von 1709 bis 1725 als barocke Reformationsgedächstniskirche errichtet wurde, unterhält die Gemeinde die größte Kirche der Stadt, ja, im weiten Umkreis. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wurde das Gotteshaus, deren Außenmauern stehen geblieben waren, vom bedeutenden Kirchenarchitekten Otto Bartning innen neu konzipiert. Die Gemeindepfarrkirche ist heute außerdem der beeindruckendste Konzertsaal der Stadt und damit begehrter Aufführungsort für bedeutende Musikstücke, Chöre und Orchester.

Ellen Drolshagen
Als Dekanatskantorin ist Ellen Drolshagen dazu bestellt, sich um das kirchenmusikalische Leben in Worms zu kümmern. Sie leitet unter anderem den „Wormser Bachchor“ sowie „Cantus Worms“. Jeweils am letzten Samstag im Monat gibt es in der Dreifaltigkeitskirche „Orgelmusik zum Mitnehmen“. Ellen Drolshagen und Gäste sind dann für jeweils circa 20-30 Minuten an der großen Orgel zu hören. Der Eintritt ist frei, am Ausgang wird eine Kollekte für die Kirchenmusik erbeten.