Pfarrverband Pirmasens entwickelt im Dialog mit dem Bischof und dem Katholikenrat neue Perspektiven auf dem Weg in die Zukunft

Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Maria Faßnacht, die Vorsitzende des Katholikenrats im Bistum Speyer, und Alfred Lenz vom Vorstand des Katholikenrats

Der erste so genannte „Dialogabend“ im Bistum Speyer war von allen Beteiligten mit Spannung erwartet worden: Im Pfarrzentrum St. Elisabeth in Pirmasens trafen sich am 22. August rund 50 Vertreter der Pfarreien aus dem Pfarrverband Pirmasens mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und zwei Mitgliedern des Vorstandes des Katholikenrats im Bistum Speyer, um über den Weg der Kirche in die Zukunft zu beraten.

Die „Dialogabende“ sind Teil der bundesweiten Dialoginitiative, die im vergangenen Jahr von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken gestartet wurde. Bis Juni des nächsten Jahres finden „Dialogabende“ in allen Pfarrverbänden des Bistums Speyer statt.

„Wir alle spüren: Unsere Kirche braucht einen neuen Aufbruch, der sich an den Zeichen der Zeit orientiert. Ein Rückzug aus der Gesellschaft wäre fatal und nicht im Sinne des Evangeliums“, betonte Maria Faßnacht, die Vorsitzende des Katholikenrats im Bistum Speyer, bei ihrer Begrüßung. „Dialog bedeutet, einander zuzuhören und gemeinsam hinzuhören auf das, was uns im Glauben bewegt und wo die tiefen Herausforderungen unserer Zeit liegen“, bekräftigte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann.

Grundlage des lebendigen, etwa dreistündigen Gesprächs waren die von den Pfarreien verfassten „Zukunftsbriefe“, deren zentrale Aussagen von den Vorstandsmitgliedern des Katholikenrats vorgestellt wurden. Als geistliche Kraftquellen wurden von den Mitgliedern der Pfarreien unter anderem die Gottesdienste und die gemeinschaftliche Erfahrungen in Gebets- und Bibelkreisen genannt, aber auch das „Umsetzen der Liebe Gottes im alltäglichen Leben“. Bischof Wiesemann ermutigte dazu, Kirche nicht nur zu organisieren, sondern den Glauben von der Quelle her immer wieder neu zu erschließen.

In einem weiteren Schritt befassten sich die Pfarreien mit ihrem Wirken in die Gesellschaft hinein. Viele Aktivitäten entspringen der Motivation, christliche Werte aktiv in die Gesellschaft einzubringen und ein Zeugnis für den Glauben zu geben. „Wir wollen uns nicht zurückziehen, sondern Menschen einladen und neu auf sie zugehen“, formulierte eine Teilnehmerin, worauf es aus ihrer Sicht in den nächsten Jahren besonders ankommt. „Das erfordert Mut, zum Beispiel wenn man hört, dass sich jemand gerade getrennt hat. Aber es ist der richtige Weg.“ Viele Pfarreimitglieder betonten den Wunsch, „Pfarrei für alle“ sein zu wollen, zum Beispiel in Form von Angeboten für alle Altersgruppen und Menschen in verschiedenen Lebenssituationen. „Natürlich gibt es auch in der Kirche verschiedene Meinungen. Doch wir sollten auch aussprechen, was uns verbindet, damit unsere Gemeinden für Außenstehende attraktiv werden“, sagte Bischof Wiesemann. „Wir gewinnen an Glaubwürdigkeit und Vertrauen, wenn wir wieder stärker als eine Kirche der Tat erkennbar sind“, plädierte auch Maria Faßnacht für ein zeichenhaftes caritatives Engagement der Pfarreien.

In der Pfarrei Heimat haben und Neuland entdecken
Als eine wichtige Orientierung auf dem Weg in die Zukunft bezeichneten die Pfarreien in ihren Briefen die Verbindung von „Heimat haben und Neuland entdecken“. Um als Kirche gemeinsam unterwegs zu sein, sei verstärkt Mobilität gefragt – „auch geistige Mobilität“, wie eine Teilnehmerin anmerkte. Zur Sprache kamen auch grundsätzliche Fragen, zum Beispiel die Zulassungsbedingungen zum Weiheamt, das Diakonat der Frau und ein barmherziger Umgang mit Wiederverheirateten. „Menschen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen in ihrer Ehe gescheitert sind und einen Neuanfang suchen, brauchen stärkere Perspektiven. Dafür möchte ich mich einsetzen“, erklärte Bischof Wiesemann. Es müsse ein pastoraler Weg gefunden geben, ohne die Unauflöslichkeit der Ehe aufzugeben. Einigkeit bestand in der Auffassung, dass die Kirche eine Sprache braucht, die die Menschen verstehen. Ein praktischer Vorschlag dazu war, Pastoral- und Gemeindereferenten die Möglichkeit zur Predigt zu geben.

„Wir müssen Pfarrei und Gemeinde neu denken“, zog Bischof Wiesemann ein Fazit des Abends, bei dem er auf allen Seiten viel „Herzblut und Leidenschaft“ gespürt habe. Alfred Lenz vom Vorstand des Katholikenrates erinnerte daran: „Dialog braucht auch Ergebnisse.“ Der Katholikenrat werde sich in die Beratung des Konzeptes „Gemeindepastoral 2015“ intensiv einbringen, damit sich am Ende „möglichst viele darin wieder erkennen.“

Dem Dialogabend war am Nachmittag eine Sitzung des Pfarrverbandsteams mit Generalvikar Dr. Franz Jung und Mitarbeitern des Bischöflichen Ordinariats vorausgegangen. Inhalt war eine Standortbestimmung auf halber Wegstrecke zu dem neuen Seelsorgekonzept „Gemeindepastoral 2015“. Ein Pfarrer wählte das Bild des Spagats, um die gegenwärtige Situation zu beschreiben: „Wir stehen mit einem Bein in der Seelsorge der Gegenwart und mit dem anderen Bein in der Vorbereitung auf 2015.“ Ein anderes Mitglied des Pfarrverbandsteams ergänzte: „Je konkreter die Pläne werden, desto einfacher wird die Umsetzung.“