Ordensfrauen des Instituts St. Dominikus kehren aus Ghana nach Deutschland zurück

Schwester Margit (links) und Schwester Edgitha

55 Jahre wirkten Ordensfrauen des Speyerer Instituts St. Dominikus in Ghana, leisteten wegweisende Beiträge zur medizinischen Versorgung der Menschen in dem afrikanischen Land. Vor wenigen Tagen kehrten mit Dr. Edgitha Gorges und Margit Ohmacht die beiden letzten Schwestern, die noch in Ghana tätig waren, nach Deutschland zurück. Für die beiden Krankenhäuser in Akwatia und in Battor tragen nun einheimische Kräfte ganz die Verantwortung.

„Viele haben uns gefragt: Warum geht ihr? Ihr geht doch noch nicht am Stock“, berichten die beiden 70-jährigen Ordensfrauen im Speyerer Mutterhaus über Reaktionen auf ihren Abschied in Ghana. Doch die Zeit sei reif. Mittlerweise gebe es genügend afrikanische Ärzte und auch eine einheimische Schwesterngemeinschaft mit über 100 Frauen werde mit dafür Sorge tragen, dass die beiden kirchlichen Krankenhäuser eine gute Zukunft hätten. Die beiden deutschen Schwestern wünschen zudem, dass Battor als operatives Zentrum für Gynäkologie und Chirurgie erhalten bleibt, so dass es weiterhin für die Facharztausbildung der Ghanaer genutzt werden kann. Die Erlaubnis für diese besondere Qualifizierung haben lediglich zwei Missionskrankenhäuser in Ghana – auch dies ein Beleg für die exzellente Arbeit der kirchlichen Einrichtung.

Als die ersten vier Missionarinnen aus dem Bistum Speyer 1957 auf Bitten des Bischofs von Accra, Joseph O. Bowers, in Battor – einem kleinen Ort in der Voltaregion – ankamen, mussten sie eine schwierige Aufbauarbeit unter ärmsten Bedingungen beginnen. Zunächst wurde eine Entbindungsstation errichtet, die bald mit Genehmigung der Regierung in ein allgemeines Krankenhaus umgewandelt werden konnte. Schwester Margit, die in Heidelberg aufgewachsen ist, wirkte von 1970 bis 1987 als Krankenschwester und Lehrschwester im Bereich Krankenpflege in Akwatia. Sie kam 1987 nach Battor und übernahm alle anstehenden Funktionen wie Pflegedienstleitung, Basisgesundheitsdienst und Verwaltung. Schwester Edgitha, die aus Heiligenwald im Saarland stammt, war erstmals 1971 in Battor im Einsatz – zunächst für anderthalb Jahre, dann nach einer Ausbildung zur Fachärztin für Gynäkologie in Deutschland wieder seit 1975.

In den folgenden Jahren verbesserte sich nicht zuletzt dank des Engagements kirchlicher Ordensgemeinschaften, die in verschiedenen Teilen Ghanas eingesetzt waren, die gesundheitliche Versorgung entscheidend. Die Schwestern aus dem Bistum Speyer bauten ein Netz von Basisgesundheitsdiensten auf, mit denen auch die Menschen in weit entlegenen Ortschaften erreicht werden. Auch das Krankenhaus in Battor setzte neue Impulse, arbeitete beispielsweise mit plastischen Chirurgen aus Deutschland zusammen. Der gute Ruf des kirchlichen Krankenhauses führte dazu, dass in der Notzeit der achtziger Jahre täglich 900 Patienten behandelt wurden. Ein weiterer Schwerpunkt waren große Impfkampagnen etwa gegen Tetanus und Kinderkrankheiten – wobei die kirchlichen Aktivitäten nach Angaben der Schwestern schon rund 15 Jahre vor den staatlichen einsetzten.

Die Immunschwächeerkrankung Aids stellte die Ordensfrauen vor eine neue große Herausforderung. Bereits 1983 diagnostizierte Schwester Edgitha erstmals eine HIV-Erkrankung bei einem Patienten, zu einer Zeit, in der Aids in Afrika noch ein Tabu war. In der Aufklärungsarbeit gegen die Krankheit spielten die Kirchen eine führende Rolle, bezogen bei einer Informationskampagne konfessionsübergreifend alle wichtigen gesellschaftlichen Gruppen ein und organisierten Selbsthilfegruppen. Heute werden in Ghana, wo rund zwei bis drei Prozent der Menschen HIV-positiv sind, alle schwangeren Frauen auf Aids untersucht – und erhalten bei einem positiven Befund die notwendigen Medikamente. Eine Vorreiterrolle hat das Krankenhaus in Battor auch in Sachen „Krebs“ übernommen – mit einem besonderen Programm zur Vorsorge insbesondere gegen Gebärmutterhalskrebs. Möglich waren all diese Initiativen nur durch die großzügige finanzielle Unterstützung des Mutterhauses in Speyer, des Bistums Speyer, vieler Pfarreien in der Diözese Speyer und des kirchlichen Hilfswerks Misereor.

„Im Gesundheitswesen hat Ghana der Kirche sehr viel zu verdanken“, betont Schwester Edgitha. Dass dazu auch die Schwestern des Instituts St. Dominikus einen großen Teil beigetragen haben, kam bei der Verabschiedung in Battor deutlich zum Ausdruck. Mit einer Lichterprozession, mit Trommeln und Gesang, einer eigenen Festschrift und einer Feier auf einem Fußballplatz – nur dort war Platz genug – wurden Schwester Edgitha und Schwester Margit geehrt. Der Erzbischof von Accra, Charles G. Palmer-Buckle, brachte die Empfindungen vieler auf den Punkt: „Ghana will miss you!“ („Ghana wird Euch vermissen!“)

In Deutschland müssen die beiden Schwestern jetzt erst einmal „ankommen“. Auf jeden Fall wollen sie weiter im medizinischen und krankenpflegerischen Bereich aktiv bleiben. Und sich natürlich weiter über die Verhältnisse in Ghana auf dem Laufenden halten. Was gar nicht so einfach ist, wie die Ordensfrauen in den ersten Tagen in Speyer festgestellt haben: „Man hört in den Nachrichten gar nichts von Ghana. Das hatten wir uns so nicht vorgestellt. Aber wir werden uns über das Internet informieren.“