Ein Bild sagt mehr 1000 Worte – wie alles begann

Das Forum für Internationale Fotografie der Reiss-Engelhorn-Museen bürgt immer wieder für äußerst qualitätvolle Ausstellungen, wie schon vor Jahren die sehr gelungene Retrospektive des gebürtigen Mannheimers Robert Häusser in erfrischender Weise zeigt. Nun hat man auch wieder Material verwendet, das teils im Hause vorhanden war, teils von der Historischen Gernsheim-Sammlung in Austin, Texas, ausgeliehen werden konnte.

Zu sehen ist etwas sehr spektakuläres, nicht nur für Foto“-freaks“, nämlich die, wenn man so will, allererste Fotografie. Anlässlich des 100. Geburtstags des 1913 geborenen Gernsheim – die Ausstellung geht bis ins nächste Jahr – stellt die Schau eine Hommage an den Foto-Historikers dar, der in oft mühevoller Kleinarbeit, zusammen mit seiner Frau Alison, eine einzigartige Sammlung kreiert hatte.

Rund 250 Exponate, die meisten natürlich schwarz/weiß, gewähren einen Einblick in die Geschichte der Fotografie vom frühen 19. Jahrhundert bis in das 20. Jahrhundert mit all ihren unterschiedlichen Positionen und Entwicklungen.

Staunend steht man vor der ersten Daguerreotypien wandert Viktoranischen Porträtfotografien vorbei, an ersten Kunstrichtungen der Fotografie wie dem Pictorialismus bis hin zu den wirklich bewundernswerten frühen Ikonen des Bildjournalismus und einzigartigen Meisterwerken zeitgenössischer Fotografen wie Brassai, Man Ray, Bresson, Capa oder Giséle Freund.

Wer immer dachte, die Geburtshelfer der Fotografie sei Louis Jacques Mandé Daguerre gewesen, den hat Helmut Gernsheim eines besseren belehrt. Zwar war bekannt, dass ein gewisser Joseph Nicéphore Niépce im Jahr 1826 mit seinem „Blick aus dem Fenster in Le Gras“ wohl das bisher bekannte älteste Foto geschaffen hatte, doch war dieses nach seiner Präsentation anlässlich einer Ausstellung im Crystal Palace in Sydenham 1898 verschollen. Gernsheim recherchierte und suchte detektivische und wurde tatsächlich 1952 in einem eingelagerten Überseekoffer fündig: eine Sensation.

Die Reise durch die Fotografie zweier – beinahe – Jahrhunderte ist eine sehr vergnügliche, informative und interessante Unternehmung, mit viel Liebe zum Detail in Stand gesetzt und niemals langweilig.

Die Geburtsstunde der Fotografie – bis 6.1. 2013, Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim